Niederrheinische Sinfoniker Franz Schubert – einmal anders

Krefgeld · Das vierte – wiederum gestreamte – Sinfoniekonzert hielt selbst für Kenner zahlreiche Überraschungen bereit. Gastdirigent Bruno Weil leitete übersichtlich und ruhig, gab aber wenig Impulse.

 Rafael Bruck (hier bei einem früheren Auftritt mit Michael Preoser am Klavier) wusste dank seines in allen Lagen ausgeglichenen, weit ausschwingenden und farbenreichen Baritons zu überzeugen.

Rafael Bruck (hier bei einem früheren Auftritt mit Michael Preoser am Klavier) wusste dank seines in allen Lagen ausgeglichenen, weit ausschwingenden und farbenreichen Baritons zu überzeugen.

Foto: Detlef Ilgner

Lebensbejahend, unbeschwert und spritzig kommen sowohl die „Ouvertüre im italienischen Stil“ als auch die Sinfonie Nr.6 daher – niemand würde ohne weiteres auf Franz Schubert tippen. Des Rätsels Lösung: Der Komponist hatte die Opern Gioacchino Rossinis, der damals in Wien Triumphe feierte, kennengelernt. „Außerordentliches Genie und originelle Orchestrierung“ konstatierte er seinem italienischen Komponistenkollegen und ließ sich offenbar gerne von ihm inspirieren.

Vom kantablen einleitenden Adagio mit dem reizvollen Wechselspiel der Bläser, dem fröhlichen, von Triolen geprägten Allegro und der rasanten Stretta – ganz im Sinne Rossinis – der „Italienischen Ouvertüre“ in C-Dur ließen sich beim 4. Sinfoniekonzert auch die bestens vorbereiteten „Niederrheinischen Sinfoniker“ motivieren. Gastdirigent Bruno Weil leitete übersichtlich und ruhig, gab aber wenig Impulse. Doch der Streicherklang blühte, und die Bläser wurden nicht müde, delikate Soli beizusteuern. Noch intensiver stürzten sich die Musiker in die 6. Sinfonie das damals erst 20-jährigen Schubert und arbeiteten hier vor allem die an Joseph Haydns Kompositionsstil orientierte klangliche Durchsichtigkeit heraus. Als heiteres Intermezzo servierten die Musiker sechs „Deutsche Tänze“ – im Original für Klavier solo – hier aber in einer das Opus durchaus aufwertenden Bearbeitung für kleines Orchester von Anton Webern (1883-1945).

Max Reger und Anton Webern machten sich auch um Orchesterbearbeitungen von Schubert-Liedern verdient – wobei sie konsequent keine einzige Note der Klavierbegleitungen veränderten. Sechs dieser „Orchesterlieder“ waren die unbestrittenen Höhepunkte des stimmigen Programms. Rafael Bruck, seit acht Jahren Mitglied des Opernensembles der „Vereinigten Bühnen“ und außerdem erfahrener Liedsänger, wusste dank seines in allen Lagen ausgeglichenen, weit ausschwingenden und farbenreichen Baritons zu überzeugen. Ob in der Fahlheit des „Wegweisers“ (aus der „Winterreise“), der Trauer um den Verlust („Romanze“), der Dramatik des „Erlkönigs“ oder beim schwärmerischen „O wie schön ist deine Welt“ - immer bestach die ungekünstelte, eindringliche Interpretation. Der Dirigent und das Orchester sekundierten dem Sänger behutsam und voller Wohlklang.

Das Video ist bis zum 6. Mai verfügbar auf classic.nl/ konzertzuhause – jetzt auch ohne Online-Banking - mittels Zugangscodes über die Theaterkassen.

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