Ausstellung in Krefeld „Ich schnitze, was ich fühle“

Krefeld · Anna von Borstel ist seit einem Jahr Mitglied der Gemeinschaft Krefelder Künstler. Jetzt stellt sie sich mit einer Einzelausstellung im Kunst-Spektrum vor. Im Mittelpunkt stehen Holzschnitte, in denen sie Gesichter und Emotionen einfängt. Den Porträtierten kommt die Künstlerin sehr nahe.

 Anna von Borstel zeigt Holzschnitte mit Menschen-Porträts im Kunst-Spektrum der GKK.

Anna von Borstel zeigt Holzschnitte mit Menschen-Porträts im Kunst-Spektrum der GKK.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Unter dem Titel „Ausschnitte“ zeigt Anna von Borstel Zeichnungen, Holzschnitte und eine Videoarbeit in den Räumen der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) und stellt sich mit dieser Ausstellung als neues GKK-Mitglied vor. „Ausschnitte“ zeigt die Entwicklung ihrer gestalterischen Arbeit der vergangenen zehn Jahre. Ihren Modellen kommt von Borstel ungewohnt nahe. Das menschliche Porträt bildet das Hauptthema ihrer künstlerischen Arbeit. Ein eindringlicher Aufruf für das genaue Sehen – still und dennoch kraftvoll. Die Ausstellung wird am Freitag, 11. Januar, um 19 Uhr eröffnet.

Anna von Borstel malt in ihren Arbeiten das, was sie sieht, und noch viel mehr. In detaillierten Porträts sucht die Künstlerin Strich für Strich nach dem, was die Menschen ausmacht, was sie einzigartig macht. Bis zum fertigen Bild gibt es viele Zwischenritte. Skizzen und Fotoaufnahmen helfen ihr, das porträtierte Gesicht auf Papier zu bringen oder, wie in ihren jüngsten Arbeiten, in Holz zu schnitzen. „Ich schnitze nicht nur das, was sich sehe, ich schnitze, was ich fühle“, berichtet die 44-jährige Künstlerin über ihre kontrastreichen und plastischen Holzarbeiten. Anders als beim Holzschnitt üblich, druckt sie die Holzplatten nach dem Schnitzen nicht auf Papier, die Porträts werden direkt in das Holz geschnitzt, die erhabenen Stellen werden teilweise geschwärzt oder bleiben farblos.

Mit dieser Technik gelingt es von Borstel, Gesichter abstrakter abzubilden als beispielsweise noch bei ihren früheren,  teils fotorealistischen Zeichnungen: „Gesichter leben von Farbe, mich interessieren besonders die Kontraste und Linienführungen“, erläutert sie anschaulich. Die Motive sucht sich die Künstlerin in  ihrem persönlichen Familien- und Freundeskreis. Die Porträtierten sind Menschen, die sie gut kennt: „Ich muss eine Beziehung zu den Menschen haben, sonst könnte ich sie nicht malen.“, sagt von Borstel.

Das Gesicht steht dabei immer klar im Vordergrund, selten malt sie Körper oder Landschaften. „Mich interessieren Strukturen“, und die findet von Borstelt in jedem Gesicht. Über einen Zeitraum von knapp einem Jahr besuchte sie eine 100-Jährige, die heute bereits verstorben ist. Die Künstlerin nimmt sich für ihre Modelle Zeit, sehr viel Zeit. Dabei erfährt sie viel über das Leben des Anderen, die Zeit und das Lebensgefühl. Diese biografischen Geschichten malt sie in die Gesichter und hat dabei immer auch eigene Geschichten und Emotionen, die in ihre Arbeiten miteinfließen. „Im Grunde sind alle meine Bilder Selbstporträts“, erklärt sie. Es geht ihr immer um die Begegnung mit dem Gegenüber und das, was das Bild im Betrachter auslöst. „Wenn ich etwas im Betrachter auslöse,  bin ich zufrieden, alles andere passiert dann im Auge des Betrachters, darauf habe ich keinen Einfluss mehr“, so die Künstlerin. Nicht nur von Borstel nimmt sich viel Zeit, auch die Modelle müssen sich in Geduld üben. „Modellsitzen ist nicht immer einfach“, berichtet von Borstel. Anfangs habe sich die 100-Jährige ihre Haare noch vom Friseur in Form legen lassen. Als Künstlerin und Modell vertrauter miteinander waren, fielen die Friseurbesuche weg, von Borstel konnte die Frau so zeichnen, wie sie es am liebsten hat: unverstellt und nah.

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