Ausstellung Eine Ausstellung zeigt, worüber sich eine Künstlerin wundert

Krefeld · Claudia Reich zeigt erstmals ihre Arbeiten im Kunst-Spektrum der Gemeinschaft Krefelder Künstler: „Ich wundere mich (eigentlich über alles)“ wird am 22. Juni eröffnet.

 Claudia Reich stellt in der GKK erstmalig aus.

Claudia Reich stellt in der GKK erstmalig aus.

Foto: Petra Diederichs

Der erste Eindruck: Es riecht intensiv nach Holz. Schon im Eingangsbereich des Kunst-Spektrums der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) , dort, wo der Ausstellungsraum noch nicht einsehbar ist, schleicht sich das familiär vertraute Gefühl eines Waldspaziergangs ein. Zufall oder Kalkül? Bei Claudia Reich ist die Grenze nicht scharf zu ziehen. Alles gehört mit allem zusammen. Die künstlerische Absicht wird später oft noch durch intuitive Wahrnehmung ergänzt. Darüber wundert sich die 53-Jährige nicht mehr. Denn das ist ihr Arbeitsmodus: Sie nimmt Werkgruppen und Themen über Jahre immer wieder auf — oft mit anderen Techniken. Einen Einblick in ihre Welt gibt Claudia Reich mit einer Ausstellung, die am Freitag im Kunst-Spektrum eröffnet wird. Passender Titel: „Ich wundere mich (eigentlich über alles)“.

Claudia Reich hat Malerei an der Hogeschool voor de Kunsten in Utrecht studiert. Sie hat ihr Atelier im Pionierhaus und ist im Vorstand des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) Niederrhein. Seit einem Jahr gehört sie zur GKK. Diese Ausstellung ist ihre Visitenkarte: ein Querschnitt durch verschiedene Werkgruppen und Künstlerjahre.

Der Steg ist neu. Holz ist ein Werkstoff, den die Künstlerin mag. Der gewundene Weg aus unbehandelten Verschalbrettern, der sich vom Schaufenster gewunden durch den Raum zieht und vor einer Wand endet, hat Symbolcharakter. „Das ist ein Selbstporträt: Ich gehe immer vom verwunderten Betrachten aus. Stelle Fragen wie: Welche Form hat Milch — weil die Flüssigkeit sich verändert, wenn sie aufgeschäumt wird. Und dann laufe ich vor eine Wand des Nicht-Verstehens“, sagt Reich. Anders lässt es sich auch deuten: Hinter der Wand ist vielleicht — nicht sichtbar — die Erkenntnis.

Wer durch die verschiedenen Ausstellungsräume flaniert, wird Fragen der Künstlerin entdecken, die sich mit eigenen Fragen decken oder die verwundern. Um Zeit und Vergänglichkeit geht es, um Familienmodelle, Generationen und die Schöpfung. „Wir gehören zusammen“ ist eines der Leitthemen. In einen Nylonstrumpf hat Reich aus verfremdeten Familienfotos ausgeschnittene und auf Stoffknäuel abgebildete Köpfe gefüllt. Der Strumpf hat die Form eines Punching Balls, er ist prall und ausgebeult, als habe bereits jemand dagegen geboxt. Das Thema „Zusammengehörigkeit“ hat bei Reich nämlich einen Zusatz: „...auch manchmal gegen unseren Willen.“

Details dieses Objekts hat Reich gezeichnet. Die Schwarz-Weiß-Ansichten von Gesichtsteilen und verdrehten Stoffen sind ungleich zarter, aber ebenfalls eine Einladung zur Entdeckung. Früheren Arbeiten nähert Reich sich gern zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit anderen künstlerischen Mitteln. Das ist oft „wunder-bar“. So wie die Wachs-Licht-Objekte, in denen die Krefelderin sich mit der Seele beschäftigt: Ein Material, das durchscheinend ist, in warmem Zustand formbar, kühl aber fest und hart. Sie passen bestens zu den Gilgamesch-Darstellungen auf astlochreichem Holz im angrenzenden Zimmer.

Lebensgroße Kinderzeichnungen in einem anderen Raum haben reale Vorbilder. Reich hat mit den Kindern mit Packpapier gebastelt. Die Jungs haben Waffen und Masken kreiert. Einige Körperteile sind detailliert gezeichnet, andere nur schemenhaft. „Dualität“, sagt Reich: So wie das Papier, das einerseits Spielzeug ist, das keinen großen Schaden anrichten kann, andererseits als Waffe gemeint ist.

Die Ausstellung wird Freitag, 22.Juni 2018, um 20 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis 14. Juli 2018, GKK, St.Anton-Straße 90.

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