Krefeld Fällung von Riesenbuche gestoppt

Krefeld · Es ist ein seltener Vorgang: Ein Kaufinteressent für das Grundstück Talring 147 wollte eine 140 Jahre alte Rotbuche fällen. Die Stadt Krefeld hat erwirkt, dass der Baum zwei Jahre nicht "verändert" werden darf. Jetzt soll die Buche sogar Naturdenkmal werden.

 Blick vom Nachbargrundstück auf die imposante Rotbuche - der Vergleich mit dem Haus erst macht die Größe des Baumes deutlich.

Blick vom Nachbargrundstück auf die imposante Rotbuche - der Vergleich mit dem Haus erst macht die Größe des Baumes deutlich.

Foto: Thomas Lammertz

Die drohende Fällung einer Riesenbuche am Hülser Berg hat die Krefelder Stadtverwaltung mit einer außergewöhnlichen Maßnahme gestoppt. Auf Antrag hat die Bezirksregierung Düsseldorf der Krefelder Verwaltung eine Genehmigung zur "einstweiligen Sicherstellung" des Baumes für einen Zeitraum von zwei Jahren erteilt. Jetzt will die Stadt die ca. 140 Jahre alte Rotbuche mit einem Stammumfang von 3,60 Metern, einer Krone von 23 Metern Durchmesser und einer Höhe von 30 Metern sogar zum Naturdenkmal machen. Von einer "beeindruckenden Größe und Schönheit des Baumes" und einem "kulturhistorischen Hintergrund" aufgrund der Lage in einem parkähnlichen Grundstück spricht die Stadt in ihrer Begründung für den Antrag. Nur wenige Bäume in Krefeld haben den Status eines Naturdenkmals.

Der besondere Verwaltungsakt hat eine Vorgeschichte: Das Grundstück Talring 147, auf dem die Rotbuche steht, gehört dem Mediziner Alfred Eggerath aus Alsdorf bei Aachen. Er hatte das Objekt an die Familie Leendertz vermietet, die vor dem Verkauf in ein Haus auf einem Nachbargrundstück zog. Eggerath fand einen Kaufinteressenten für das Objekt in der besonderen Lage am Hang des Hülser Berges. Dieser Kaufinteressent kündigte gegenüber den ehemaligen Mietern Leendertz an, das alte Haus abreißen und die Rotbuche fällen zu wollen. Sein neues Haus solle genau dort gebaut werden, wo die Rotbuche steht. Er stellte am 18. Juli 2014 auch offiziell einen Bauvorantrag bei der Stadtverwaltung. Ex-Mieterin Katrin Leendertz bat die Verwaltung in dieser Zeit, den Baum zu begutachten: "Wir waren natürlich alarmiert, es ist ein sehr schöner Baum. Wir wollten, dass er stehen bleibt." Die Experten gelangten zur Erkenntnis, dass die Rotbuche besonderen Schutzes bedürfe. Die Stadt war zuerst in Bedrängnis: "Eine Versagung der beantragten Baugenehmigung zum Schutz des Baumes auf der derzeitigen Grundlage und den jetzigen Umständen ist rechtlich nicht möglich", heißt es in einer Unterlage für den nächsten Landschaftsbeirat. Theoretisch könne der Bauherr auch anderswo bauen, argumentiert die Stadt. Der Bauherr lehne dies aber ab.

Am 5. November 2014 genehmigte die Bezirksregierung schließlich der Stadt die "einstweilige Sicherstellung" der Rotbuche. "Der Baum unterliegt damit einem Veränderungsverbot", heißt es. Der Kaufinteressent zeigt nun offenbar kein Interesse mehr. Eigentümer Alfred Eggerath betont gegenüber unserer Zeitung, dass er den Baum selbst auch für erhaltenswert erhält: "Ich bin selbst ausgesprochener Naturliebhaber, es ist zweifelsohne ein sehr schöner Baum. Ich habe selbst nicht die geringste Absicht, die Buche zu fällen." Der Makler sei die Sparkasse Krefeld. Was künftige Käufer aus dem Grundstück machen, darauf habe er keinen Einfluss.

Jetzt ist die Politik am Zug - der Krefelder Rat soll in letzter Instanz am 7. Mai 2015 über den Status "Naturdenkmal" für die imposante Rotbuche entscheiden. Vorher werden sich diverse Ausschüsse mit der Entscheidung befassen.

Der Naturschutzbund (Nabu) hat vor rund einem Jahr die Krefelder Baumdenkmäler erfasst. Demnach gibt es in Krefeld 55 Einzelbäume, 20 Baumgruppen, sechs Baumreihen und neun Alleen, die Denkmal sind; viele davon öffentlich zugänglich. Unter anderem sind dies der Mammutbaum bei Haus Bruckhausen im Stadtteil Elfrath und eine Lindengruppe an der Kapelle in Hinterorbroich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort