Krefeld Das traditionsreiche Haus Blumental soll versteigert werden

Krefeld · Pläne zur Wiederbelebung sind gescheitert. Eigentümer-Gesellschaft will Gemeinschaft aufheben.

 Haus Blumental an der Moerser Straße soll beim Amtsgericht Krefeld unter den Hammer kommen - es soll am 23. März versteigert werden.

Haus Blumental an der Moerser Straße soll beim Amtsgericht Krefeld unter den Hammer kommen - es soll am 23. März versteigert werden.

Foto: thomas Lammertz

In der wechselvollen Geschichte des Hauses Blumental an der Moerser Straße wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Die Jahrzehnte nach der Gründung des KTSV Preussen Krefeld 1855 als Vereinsheim errichtete Immobilie steht erneut zur Zwangsversteigerung an. Am Montag, 23. März, ab 9 Uhr kommen im Amtsgericht Krefeld im Saal 130 nüchterne, gutachterliche Fakten zur Sprache. Dabei ließe sich über das Haus so viel erzählen. Lange war das Gebäude ein Zentrum der Krefelder Gesellschaft. Die Oberschicht feierte dort rauschende Feste. Den Krieg überstand das vom Jugendstil geprägte Haus nicht. Es wurde zerstört, später wieder aufgebaut und vom Verein aus Geldnot an die Stadt verkauft. Der drohende Abriss schreckte in den 1970-er Jahren die Krefelder auf. Die Kommune investierte, rettete die traditionsbeladene Immobilie und veräußerte sie nach mehreren Pächterwechseln Mitte der 1990-er Jahre.

Der in die Jahre gekommene, fast 100 Jahre alte Prachtbau stellt laut Gutachten heute noch einen Sachwert von rund 3,5 Millionen Euro dar. Der Ertragswert liegt bei etwa 1,44 Millionen Euro. Zugrunde gelegt ist eine Jahresmiete von circa 160 000 Euro. Das rund 3300 Quadratmeter große Grundstück nahe der Innenstadt ist alleine mit 770 000 Euro bewertet.

Laut Sachverständigengutachten handelt es sich um ein Gastronomieobjekt, bestehend aus einem Tanzlokal, einem Restaurant mit Biergarten, einer Tanzschule, einer Pächterwohnung und fünf Kegelbahnen. Hinzu kommt ein Parkplatz mit 68 Stellplätzen.

Im Oktober 2013 stand Haus Blumental schon einmal zur Zwangsversteigerung an. In letzter Sekunde erwarb eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts das Gebäude. Relativ schnell stellte sich offenbar heraus, dass die Pläne mit den Interessen der Bestandsmieter in Tanzschule und -lokal kollidierten. Zuletzt verkehrten die Parteien nach öffentlichen Aussagen der Beteiligten nur noch über ihre Anwälte.

Dies hat allem Anschein nach auch zum Bruch zwischen den Gesellschaftern geführt. Der Termin beim Amtsgericht dient nämlich "der Zwangsvollstreckung zum Zwecke der Aufhebung der Gemeinschaft". Bei dieser so genannten Teilungsversteigerung handelt es sich um eine zwangsweise Auseinandersetzung einer bestehenden Gemeinschaft an einem Grundstück. Auseinandergesetzt werden können auf Antrag jeden einzelnen Teilhabers zum Beispiel Bruchteilsgemeinschaften, Erbengemeinschaften oder Gesellschaften des bürgerlichen Rechts.

Trotz der für die Stadtgeschichte bedeutsamen Vergangenheit steht Haus Blumental nicht unter Denkmalschutz. Dafür gibt es andere Festsetzungen im Grundbuch. Einige davon laufen in diesem Jahr ab: So zum Beispiel die Verpflichtung, zu dulden, dass die Gaststätte durch die Krefelder Bevölkerung und von Vereinen mit Sitz in Krefeld aufgesucht werden kann. Ferner läuft ein "beliebig ausübbares Wiederkaufsrecht" zugunsten der Stadt Krefeld ab.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort