Krefeld Grüner OB-Kandidat sieht Gewinnchance

Krefeld · Der 48-jährige Diplom-Betriebswirt Thorsten Hansen stellte gestern einige Eckpunkte seines Programms "Krefeld 2020 - der Mensch im Mittelpunkt" vor und sparte nicht mit Kritik an Amtsinhaber Gregor Kathstede und der Ausländerbehörde.

 Der Grüne OB-Kandidat Thorsten Hansen mag's sportlich: Er spielt gerne Fußball und Tennis, liebt Gartenarbeit und kocht.

Der Grüne OB-Kandidat Thorsten Hansen mag's sportlich: Er spielt gerne Fußball und Tennis, liebt Gartenarbeit und kocht.

Foto: Thomas Lammertz

Thorsten Hansen ist jetzt auch offiziell der Kandidat der Krefelder Grünen für die Wahl zum Amt des Oberbürgermeisters im September dieses Jahres. Der 48-jährige IT-Mananger aus Hüls erhielt in der Mitgliederversammlung rund 90 Prozent der Stimmen. Gestern Morgen skizzierte der Diplom-Betriebswirt in der Grünen-Geschäftsstelle an der Roßstraße die Schwerpunkte seines Programms mit dem Namen "Krefeld 2020 - der Mensch im Mittelpunkt".

Hansen betonte, dass er für sich echte Gewinnchancen sehe. Seinen Optimismus bezieht er aus Erfahrungen von Grünen-Kandidaten in Tübingen, Stuttgart und Darmstadt, die bei den Wahlen zum Oberbürgermeister gewonnen haben. Die Wahl sei keine Parteien-, sondern eine Personenwahl. Hansen will mit seinen politischen Inhalten und seiner Biografie überzeugen.

Gerade mit seinen Kenntnissen als Manager in der IT-Branche sei er der richtige Mann, um die Stadtverwaltung ins 21. Jahrhundert der modernen Kommunikation und Sachbearbeitung zu führen. "Mehr Personal als jetzt abzubauen, wird kaum möglich sein, ohne an die Strukturen zu gehen", sagte Hansen. Der Prozess werde seiner Meinung nach nicht ohne externe Unterstützung funktionieren. Der Blick von draußen sei notwendig, um die Stadtverwaltung zu modernisieren.

Dazu zählten klare Zielvereinbarungen, Kontrolle und Effizienz. "Die Stimmung in der Verwaltung ist nicht die beste, der Krankenstand in einzelnen Bereichen hoch", erklärte der OB-Kandidat. Die Mitarbeiter müssten mit auf den Weg genommen und motiviert werden, transparenter und bürgerfreundlicher zu handeln. Hansen spart ganz konkret auch nicht mit Kritik. Die Ausländerbehörde benötige ein neues Konzept, sei personell und räumlich neu auszustatten.

"Der Fisch stinkt dort besonders vom Kopf", urteilt der 48-Jährige und findet Unterstützung beim Vorstandssprecher Günter Föller. Der Ton in der Behörde widerspreche der Willkommenskultur, die er und die Grünen sich wünschen würden. Auch die baulichen Gegebenheiten seien unzureichend. "Die Leute haben Kinder", sagte Föller. Es fehlten Spielbereich und Betreuung, während die Eltern ihre behördlichen Formalien erledigten.

Ein großes Augenmerk legt Hansen auf die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Stadt Krefeld. Um die finanziell notleidende Kommune wieder auf Kurs zu bringen, müsse sowohl die Ausgaben- als auch die Einnahmeseite genau unter die Lupe genommen werden. Dabei will Hansen insbesondere die Einnahmeseite verbessern. Seine Rechnung ist nachvollziehbar.

Die Stadt gebe mit rund 250 Millionen Euro an sozialen Transferleistungen rund ein Drittel ihres Etats aus. "So werden wir keine nachhaltige Finanzsituation erreichen", sagte der Ratsherr und Aufsichtsrat in diversen städtischen Gesellschaften. Sein Konzept sieht vor, die Arbeitslosigkeit bis zum Jahr 2020 signifikant um mindestens drei Prozent zu senken und Neuansiedlungen auch unter dem Aspekt neu zu schaffender Arbeitsplätze zu betrachten.

"Dazu werde ich ein Krefelder Bündnis für Arbeit einberufen mit der Beteiligung der Krefelder Wirtschaft, den Gewerkschaften, der Industrie- und Handelskammer, der Wirtschaftsförderung und anderen. Wir müssen in Krefeld mehr wirtschaftliche Dynamik entwickeln, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und damit die Sozialkosten zu reduzieren.

Dazu gehören für mich Themen wie die Entwicklung des Chemparks, die Hafenentwicklung, Revitalisierung von Industrieflächen und eine gesunde Mischung aus Industrie, Dienstleistungs- und Logistikunternehmen unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Gesichtspunkte. Wichtig ist mir dabei insbesondere, dass wir jedem Jugendlichen in Krefeld einen Ausbildungsplatz verschaffen. Die Initiative der rot-grünen Landesregierung ,Kein Abschluss ohne Anschluss' ist dafür ein sehr guter Ausgangspunkt", sagte Hansen.

Mittel- und langfristig stünde Krefeld auch ein Gründerzentrum gut zu Gesicht, um vielversprechende Talente und gute Ideen zu fördern. Krefeld sei ein großartiger Hochschulstandort mit vielen kreativen Studenten. Krefeld sei deutschlandweit für seine Design-Studiengänge bekannt. Daraus müsse Krefeld mehr machen", findet der 48-Jährige.

"Mit Ansätzen wie dem Pionierhaus in der Alten Samtweberei helfen wir jungen Leuten, sich selbstständig zu machen. Dies möchte ich fördern und für eine lebendige Gründerszene in Krefeld sorgen. Dazu gehört für mich auch freies W-LAN in der Innenstadt und ein Gründerzentrum."

Über seine Gegenkandidaten Frank Meyer (SPD) und Peter Vermeulen (CDU) äußert sich der Grüne OB-Kandidat nicht. Über die Parteien der beiden und speziell über den amtierenden Amtsinhaber Gregor Kathstede, aber umso deutlicher. Die CDU stehe für Stillstand, die SPD überzeuge nicht, weil ihre Konzepte nicht nachhaltig daher kämen, und Kathstede lasse die Amtsgeschäfte einfach nur noch laufen, erklärten Hansen und Föller. "Wir werden die unterschiedlichen Wählergruppen und Themen gezielt ansprechen", verspricht der Diplom-Betriebswirt. "Ich sehe für mich echte Gewinnchancen."

(RP)
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