Zweiter Advent Weihnachtliche Klänge in Linn und der City

Krefeld · Alles glitzert und blinkt, Glühweinduft liegt in der Luft und die Musik ist himmlisch schön. Beste Stimmung herrschte in der historischen Linner Altstadt und auf der Burg sowie beim „Besonderen Weihnachtsmarkt“ an der Alten Kirche.

 Handwerkliche Kunst überall: Vor der Kulisse der Burg Linn sowie in den Gässchen mit ihrem Kopfsteinpflaster und den urigen Häusern reihen sich mit Girlanden und Lichterketten geschmückte Holzbüdchen aneinander.

Handwerkliche Kunst überall: Vor der Kulisse der Burg Linn sowie in den Gässchen mit ihrem Kopfsteinpflaster und den urigen Häusern reihen sich mit Girlanden und Lichterketten geschmückte Holzbüdchen aneinander.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Zum 35. Mal organisierte der Linner Schützenverein 1388 einen traumhaften Linner Weihnachtsmarkt, der Tausende Besuchern anlockte. Vor der imposanten Kulisse der Burg Linn hatten sich 130 Aussteller eingefunden. „Ein Stückchen Altbierstollen und ein Schlückchen Königshofer Altbier dazu?“ die Frage von Rudolf Weißert, Obermeister der Niederrheinischen Bäckerinnung Krefeld, findet sofort Zustimmung. Neugierig schieben sich die Besucher an das weihnachtlich geschmückte Holzbüdchen heran und nehmen ein Stück vom dem Kuchen entgegen. „Lecker, schön saftig“, lobt Monika Mohaupt, kaum dass sie probiert hat. Dem kann sich der nächste Tester nur anschließen. „Ich habe den Altbierstollen vor elf Jahren kreiert und zwar zu dem Zeitpunkt, als die Krefelder Königshofbrauerei ihr erstes Premiumbier herausbrachte. Der Stollen ist aus einer Bierlaune heraus entstanden. Mittlerweile wird er in 27 Länder exportiert“, erzählt Weißert den aufmerksam zuhörenden Besuchern, während die Stollen samt einer Flasche Bier den Besitzer wechseln.

Herzliches Lachen ist ein Paar Meter weiter zu hören. „Original Ostindischer Warmwasserelch aus Vorderparadisia, sehr zutraulich, bisweilen etwas eitel. Erscheint um die Weihnachtszeit öfter mit Lichterketten oder Christbaumkugeln im Geweih“, ist auf einem Schild zu lesen, das inmitten einer ganzen Elchfamilie steht, allesamt hergestellt aus Holzstämmen und Ästen. Da gibt es unter anderem Berta, die Beleuchtende und Gustav, den Gütigen, wobei erstere Lichterketten im Geweih aufweist und der gütige Gustav indes Meisenknödel in seinem Geweih trägt.

 Strahlende Gesichter beim Weihnachtsmarkt in Linn: Roster Gall und Bärbel Gall waren nicht nur vom Kopfschmuck begeistert.

Strahlende Gesichter beim Weihnachtsmarkt in Linn: Roster Gall und Bärbel Gall waren nicht nur vom Kopfschmuck begeistert.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Handwerkliche Kunst dominiert überall. Vor der mächtigen Kulisse der illuminierten Burg Linn sowie in den Gässchen mit ihrem Kopfsteinpflaster und den urigen Häusern rund um die Burg reihen sich liebevoll mit Tannengirlanden und Lichterketten geschmückte Holzbüdchen aneinander. Der Duft von Glühwein vermischt sich mit dem von würzigen Grünkohl und süßen Waffeln. Um die Ausschankstände knubbeln sich die Gäste. Mit einem Getränkebecher in der Hand wird erzählt und gelacht.

Eine völlig entspannte Atmosphäre bestimmt das Geschehen. Besucher schlendern entlang der Stände, schauen und kaufen ein. Wer ein originelles Weihnachtsgeschenk sucht oder sich selber eine Freude machen möchte, der ist auf dem gemütlichen Weihnachtsmarkt genau an der richtigen Adresse. Zudem kann mit so manchen Kauf auch Gutes getan werden. Der Förderverein der Kita Kreuzweg, der ausgefallene selbstgebastelte Dinge wie Kräutersalze, Wolltannenbäume und Bienenwachstücher anbietet und sogar Tea-Rex-Tassen im Angebot hat, möchte mit dem eingenommenen Geld ein Stückchen näher an den Wunsch Snoezelraum heranrücken. Beim Förderverein der Gesamtschule Oppum locken indes Engel aus alten Holzwäscheklammern. „Sie sind von unseren sechsten und siebten Klassen selber hergestellt worden“, informiert Natascha Kraemer, die zweite Vorsitzende. Auch die Glühweinmarmelade stammt genauso wie die Fadenbilder mit ihren schönen Motiven aus der Eigenproduktion.

Nora Hamid-Roya können die Besucher indes bei der Arbeit zusehen. Sie gestaltet gerade einen Deckel ihrer witzigen Notizblockhüllen. Mit der sich herabsenkenden Dämmerung wird es noch gemütlicher. An den Häusern erstrahlen die Weihnachtsbeleuchtungen und wetteifern mit den Beleuchtungen der Holzbüdchen um die Wette. Der Linner Weihnachtsmarkt ist ein Traum in der Vorweihnachtszeit und stimmt auf die Festtage ein.  

 Zahlreiche selbstgemachte Leckereien gab’s am Samstag beim „Besonderen Weihnachtsmarkt“ auf dem Platz an der Alten Kirche, v.l.: Laura Lohhausen, Karin Scherer, Valeria Lider und Sabim Thull von der Tagesstätte „Dreikäsehoch“.

Zahlreiche selbstgemachte Leckereien gab’s am Samstag beim „Besonderen Weihnachtsmarkt“ auf dem Platz an der Alten Kirche, v.l.: Laura Lohhausen, Karin Scherer, Valeria Lider und Sabim Thull von der Tagesstätte „Dreikäsehoch“.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Glückliche Besucher, zufriedene Verkäufer und Organisatoren und eine Menge unterschiedlichster Vereine und Organisatoren, die in und um Krefeld gemeinnützig oder karitativ tätig sind – der „Besondere Weihnachtsmarkt“ auf dem Platz an der Alten Kirche war auch in diesem Jahr ein großer Erfolg. „Als ich in der Woche rausgeschaut habe, hab ich mich immer wieder gefragt, womit wir das verdient haben. Das Wetter war grausig und das wäre für unseren Markt natürlich Gift gewesen, zumal die Vorhersage für das Wochenende auch nicht besser war. Aber heute Morgen um 6 Uhr fielen die letzten Tropfen und seitdem ist wunderbares Wetter“, sagt Organisatorin Manuela Frangen.

Sie ist erstmals allein verantwortlich für den besonderen Weihnachtsmarkt. „Ich bin zwar schon seit Beginn an, also seit 32 Jahren, dabei, aber die vergangenen beiden Jahre habe ich die Orga gemeinsam mit den bisherigen Verantwortlichen gemacht, diesmal bin ich hauptverantwortlich. Allerdings wäre das ohne viele, viele Helfer nicht darstellbar. Allein für Auf- und Abbau haben wir rund 25 Ehrenamtler“, sagt sie.

Besonders für Kinder gibt es viel. Die Aussteller haben Süßigkeiten und Selbstgemachtes gespendet, die ein Weihnachtsmann vor dem Restaurant „Hans im Glück“ verschenkt. Vor allem bedürftige Kinder werden beim besonderen Weihnachtsmarkt nicht alleingelassen. Zum dritten Mal gibt es Goldtaler. „Diese Taler, jeweils sieben im Wert von zwei Euro, geben wir an Kinder aus, die bei der Kindertafel registriert sind“, sagt Joachim Perrey von der Stadt. „Das sind allein in Krefeld rund 1000 Kinder. Eine recht erschütternde Zahl. Mit den Talern können sie an allen Ständen des besonderen Weihnachtsmarkts einkaufen. Die Anbieter können sie dann bei der Stadt gegen Geld tauschen. Viele Aussteller betrachten es aber als karitative Aufgabe und tauschen gar nicht oder spenden den Betrag.“

Auf der Bühne gibt es den ganzen Tag über Live-Musik und Tanz. Auch die Dolphins-Cheerleader sind da und dürfen auch für ihre Fahrt zur Weltmeisterschaft sammeln. „Normal lassen wir so etwas nicht zu. Aber wenn Jugendliche so hart dafür arbeiten, ihre Träume zu verwirklichen, wie die Teilnahme an der Weltmeisterschaft, unterstützen wir das gern. Zumal die Jungs der Dolphins auch beim Auf- und Abbau helfen“, sagt Frangen. Eine Neuheit ist um 14 Uhr ein gemeinsames Singen. Ähnlich wie bei Karaoke werden die Texte der Lieder, die von einem Gitarristen auf der Bühne begleitet werden, per Beamer auf eine Leinwand geworfen. „Das kam sehr gut an und Zettel wollten wir nicht ausgeben. Dafür müssen nur unnötig Bäume fallen“, erklärt Frangen.

Die Besucher sind angetan. „Ich finde es eine super Plattform, man sieht, welche umfangreichen Angebote es in der Stadt gibt“, sagt Rieke Kusper. „ Und überall gibt es Kekse. Im kommenden Jahr backe ich nicht selber, sondern decke mich hier ein.“ Auch Carolin Seidel und Manuel Gräf sind glücklich. „Wir sind gerade erst gekommen und wollen gleich noch weiter auf den Linner Weihnachtsmarkt. Aber es ist wirklich schön hier“, versichert Seidel.

Zufrieden sind auch die Veranstalter: „Wir haben einen wunderbaren Besuch, viel besser als im Vorjahr, als das Wetter schlecht war. Ich denke, es sind rund 5000 Menschen gekommen“, zieht Frangen Bilanz. Übrigens: Neu dabei ist in diesem Jahr auch die Organisation „Nicht nur Wasser und Brot“, die am Kaiser Wilhelm Museum Essen an Obdachlose ausgibt. „Sie gehen auch gleich, nach Ende des Weihnachtsmarktes, wieder hin und machen das. Das ist wirklich ein tolles Engagement.“

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