Neuer Band der Lyrikerin Viktoria Lösche „Spottlight on“ – Gedichte und Prosa

Krefeld · Die Lyrikerin Viktoria Lösche hat auf 60 Seiten einen neuen Band veröffentlicht: Bereits bei einer Premierenlesung im Literaturhaus war die Krefelderin auf sehr viel Zustimmung gestoßen.

Neuer Band der Krefelder Lyrikerin Viktoria Lösche: „Spottlight on“
Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Krefelder Lyrikerin Viktoria Lösche hat einen neuen Band vorgelegt: „Spottlight on“ versammelt auf 60 Seiten Gedichte und Prosa, die sich mit dem „Denglischen“ in der deutschen Sprache befassen. Sie hatte einige dieser Gedichte schon bei „Literatur in Krefeld“ vorgestellt und war mit der Premierenlesung der damals noch ungedruckten Werke im Literaturhaus auf sehr viel Zustimmung gestoßen. Nun sind diese spöttischen, wehmütigen und leisen Betrachtungen auch einem größeren Publikum zugänglich. Bereits der Titel ist eine amüsante Verballhornung des oft verwendeten Ausdrucks „Spotlight“. Als ob es keine Scheinwerfer mehr gäbe…

Schon in dem ersten Gedicht dieses Bandes skizziert sie eine alltägliche Situation. Eine Mutter packt ein für vier Personen und Hund: Tausenderlei Dinge von „clothings needings feedings playthings/ bis zu /tablet mit vogelapp navi und reader -/ waldsee camping - alle jahre wieder“. Damit lenkt Viktoria Lösche die Gedanken auf alle diese Ausdrücke, die einem schon lange vertraut sind wie ‚Camping‘. Noch nicht ganz so lange benutzt man ‚Tablet‘ und bei ‚Plaything’ überlegt man denn doch, ob es das gibt. Ja, das Oxforder Wörterbuch erklärt ‚Spielzeug‘ und der Leser fragt sich sogleich, warum so viele Ausdrücke des Deutschen durch englische oder sogar vermeintlich englische ersetzt werden. Doch damit nicht genug. In der letzten Strophe von „17 Stück Luggage“ setzt die Autorin die Lebensweise eines Menschen dagegen, der nur ein paar Gepäckstücke sein eigen nennt – und nichts weiter besitzt: „rags und bags zum platte/ machen – all belongings/vom shabby old man“.

Das ist Viktoria Lösche ein Anliegen: Genau hinzuschauen auf die Verhaltensweisen der Menschen und zu beschreiben, wie sie mit der Welt umgehen. Denn der Umgang mit Sprache spiegelt einen großen Teil unserer Gesellschaft, der geprägt ist von Spielen im Internet, von Schönheitsvorstellungen in Fernsehsendern, vom Umgang mit Automaten und der Sprache, wie sie etwa auch bei Bedienungsanleitungen gebraucht werden. Viele der namenlosen Figuren in Lösches Gedichten und Texten stehen am Rand und versuchen, mit dieser Welt klarzukommen. Einer, der sich beim Spiel im Netz verliert; eine die als Model an den hohen Anforderungen an ihr Äußeres scheitert; einer, der mit dem Notarzt sprechen möchte und von dem Computer in der Telefonschleife nicht verstanden wird.

Wie zum Trost erhält aber auch die Natur ihren Platz: Der Gesang der Amsel übertönt die laute Stadt:

Amsel unplugged

Im frühlicht on the chimney

singt die amsel ohne mikro

ohne any fee

es ist ein altes lied uralt

she doesn´t care

man hat schon besseres gehört

she doesn´t care

tief unten röhrt die stadt

she doesn´t care

she´s singing

An diesem Gedicht wird deutlich, dass Lösche Großbuchstaben nur für den Anfang und die Überschriften verwendet. Auch die Prosaabschnitte mit ihren schön gesetzten Umbrüchen verzichten darauf. Sie macht den Leser mit ihren humoristischen, manchmal satirischen Texten schmunzeln, aber sie bringt ihn auch zum Nachdenken: Wie weit wollen wir diese Sprachblasen und -fetzen in unser Leben lassen?

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