Aktion in Korschenbroich Bauern protestieren gegen Agrarpolitik

Korschenbroich · Der Rheinische Rübenbauer-Verband kam in Pesch zusammen. Landwirte fühlen sich bei Produktion und Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union benachteiligt. Für den Zuckerrüben-Anbau sei die Existenz gefährdet.

 Juliane Wahode, stellvertretende Vorsitzende der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, spricht vor rheinischen Rübenanbauern.

Juliane Wahode, stellvertretende Vorsitzende der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, spricht vor rheinischen Rübenanbauern.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Ohne gelbe Westen scheint auch hierzulande kein Protest mehr wirksam zu sein. Das galt auch gestern für die Mitglieder des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes. Sie kamen gestern in Pesch zusammen, um dort ihre übliche Winterversammlung abzuhalten. Dazu hatten sie viele gelbe Westen mitgebracht. „Wir wären am liebsten in grünen Westen gekommen, doch die haben wir nicht gefunden“, sagte der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Wolfgang Wappenschmidt. Gelbe Westen habe man dagegen genug.

Doch worum geht es beim Protest? „Wir haben zwei große Themen“, sagte Wappenschmidt. Zum einen wollen die Landwirte gegen die Produktions-, zum anderen gegen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU protestieren. „Seit 150 Jahren bauen wir hier Zuckerrüben an“, sagte Juliane Wahode. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Kreisbauernschaft und Vertreterin im Rübenbauer-Verband für die Region. Seit dem Wegfall der festen Quote vor mehreren Jahren hätten die Landwirte alle Anstrengungen übernommen, um im Wettbewerb zu bestehen.

„Früher gab es eine Agrarförderung für Flächen, auf denen Rüben oder Getreide angebaut wurde“, sagte Wappenschmidt. Diese Zahlungen waren sozusagen gekoppelt, Geld habe es für die Fläche gegeben, auf denen eine bestimmte Feldfrucht angebaut wurde. Die EU habe dies entkoppelt, das heißt: „Sie zahlt für Flächen, die in einem guten ökologischen Zustand sind, unabhängig davon, was dort angebaut wird.“ So entfiel die spezielle Hilfe für Rübenanbauer. Aber nicht alle EU-Staaten machen dabei mit. „Elf von 19 Ländern geben gekoppelte Rübenbeihilfen, in Deutschland gibt es das nicht“, sagte Wappenschmidt. So werde ein Landwirt, der Rüben anbaue, in dem einen Land mehr, in dem anderen weniger gefördert.

Ein zweites Thema, das die Rübenbauern ärgert, betrifft die Produktion. Wenn der  Rübensamen in den Boden eingebracht wird, hat er einen Schutzfilm, in dem ein Neconicotin-haltiges Mittel eingebracht wurde. Es soll verhindern, dass bestimmte virusübertragende Blattläuse die Rübe zerstören. Dies hat die EU inzwischen verboten. Deutschland hält sich strikt an das Verbot, „aber in mittlerweile zwölf von 19 Staaten wird es weiter eingesetzt.“ Wie Wappenschmidt zudem erläuterte, sollten mit dem Verbot vor allem Bienen geschützt werden. „Aber Rüben blühen im Anbaujahr nicht und werden deshalb auch nicht von Bienen angeflogen.“

Dies alles führe zu großem Wettbewerbsnachteilen für die rheinischen Rübenanbauer. Sie fordern deshalb, wie Wappenschmidt betonte, von der deutschen und europäischen Agrarpolitik eine schnellstmögliche Kurskorrektur bei beiden Themen und Fair Play für den heimischen Zuckerrübenanbau. Gekoppelte Rübenbeihilfen müssten europaweit abgeschafft werden. Und auch bei den Pflanzenschutzmitteln müsse eine europaweite Regelung gelten. So lang dies nicht geschehe, gebe es für die heimischen Landwirte gravierende Benachteiligungen im innereuropäischen Wettbewerb. „Die bisherigen Zustände gefährden die Zukunft des heimischen Rübenanbaus und der hiesigen Zuckerfabriken.“

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