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Islam in Deutschland Stört Sie der Ruf des Muezzins?

Meinung | Köln · Für viele dürfte der muslimische Aufruf zum Gebet gewöhnungsbedürftig sein. Für die Islam-Gläubigen ist er aber so wichtig wie das Glockenläuten für die Christen. Eine Gratwanderung.

 Eine von einem Zeppelin NT aus der Luft gemachte Aufnahme zeigt die Zentralmoschee der Ditib in Köln-Ehrenfeld.Die Stadt will jetzt auch den Ruf des Muezzins erlauben.

Eine von einem Zeppelin NT aus der Luft gemachte Aufnahme zeigt die Zentralmoschee der Ditib in Köln-Ehrenfeld.Die Stadt will jetzt auch den Ruf des Muezzins erlauben.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Köln lässt aufhorchen. Die Hauptstadt des deutschen Katholizismus will in einem zweijährigen Pilotversuch den Moscheegemeinden erlauben, öffentlich zum Gebet aufzurufen. In der Domstadt wird dann wohl regelmäßig der Ruf des Muezzins ertönen. Denn auf Antrag soll das allen muslimischen Gemeinden erlaubt sein, und in Köln gehört mindestens jeder zehnte Bewohner einer islamischen Glaubensgemeinschaft an.

Viele werden das als weiteren Beleg für die schleichende Islamisierung der Stadt und auch anderer Orte in Deutschland ansehen. Und diese Frage darf gestellt werden. Denn Ängste werden nicht dadurch beseitigt, dass man über ihre Ursachen schweigt. Umgekehrt gehört in einer multiethnischen Gesellschaft auch dazu, sich gegenseitig mit Toleranz zu begegnen. Wenn mehr als elf Prozent der Bewohner einer Stadt muslimisch sind, kann und darf, ja muss diese Religion auch im öffentlichen Raum stattfinden. In unserer christlichen Tradition nimmt das Läuten der Glocken, das auch die Atheisten und Gläubige anderer Religionen vernehmen, eine wichtige Stellung ein. Sie ist im Gegensatz zum Ruf des Muezzins ein Teil der seit Jahrhunderten gelebten Religiosität und Tradition in Deutschland.

Durch die Migration ist inzwischen aber eine weitere Religion in unsere Regionen gekommen. Und wir sollten das akzeptieren und die Gebräuche und Wertvorstellungen dieser Religion zulassen, sofern sie auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. Die Religionsfreiheit ist ein hohes Gut. Und die beinhaltet auch, dass Moscheen an zentralen Plätzen stehen und der Ruf des Muezzins erschallt.

Wie beim Glockengeläut muss es aber Regeln geben. Die sind in Köln ganz klar: Der Muezzin darf zum Freitagsgebet aufrufen – in der Zeit von 12 bis 15 Uhr, höchstens fünf Minuten lang. Das ist in der Regel zumutbar, wenn dann nicht nacheinander in allen Teilen der Stadt die ungewohnten Töne von der Minaretten erschallen. Auch hier empfiehlt sich die gegenseitige Rücksichtnahme von allen Seiten.

Wenn wir uns aber daran gewöhnt haben, könnten die Rufe des Muezzins auch ein Zeichen dafür sein, dass wir einander in unterschiedlichen Kulturen und Glaubensbekenntnissen akzeptieren. Und selbst wenn die Zahl der christlichen Gläubigen abnimmt und die der Muslime steigt, so ist darin auch eine Verschiebung der Präferenzen der Menschen zu erkennen. Das darf aber nirgends zu Überheblichkeit und Missachtung der religiösen Bedürfnisse der anderen führen.

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