Kampfsport Zwei Champions unter einem Dach

Kleve · Seit früher Kindheit praktizieren die Geschwister Colin (21) und Britt (18) Adolfs Taekwondo. 2013 konnten die beiden Ausnahmesportler ihre bisher größten Erfolge feiern: Colin wurde Weltmeister, Britt Vize-Weltmeisterin.

Wie viele Kämpfe sie in ihrem Leben schon bestritten haben, das wissen Colin (21) und Britt (18) Adolfs aus Nütterden nicht. Irgendwann hat das Geschwisterpaar aufgehört zu zählen. An 300 bis 500 Turnieren, schätzt Colin, hat er bereits teilgenommen, bei jedem Turnier mehrere Kämpfe bestritten, die meisten davon siegreich. Colin und Britt Adolfs praktizieren Taekwondo, eine koreanische Kampfsportart, bei der vor allem die Beine, aber auch die Fäuste eingesetzt werden, um den Gegner zu treffen. Mit acht Jahren begann Colin mit dem Sport, seine Schwester Britt folgte ihm wenig später, im Alter von sieben Jahren. "Unser Vater hat auch Taekwondo gemacht, so sind wir dazu gekommen", erinnert sich der 21-Jährige.

Es war der Beginn zweier erfolgreicher sportlicher Karrieren: Angefangen in Nimwegen, kam Colin mit 13 Jahren in den niederländischen Nationalkader, mit 16 wechselte er in das deutsche Team. Mit ihm wurde auch Schwester Britt in den deutschen Nationalkader aufgenommen, es folgten deutsche Meistertitel, erfolgreiche Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften. Im Oktober vergangenen Jahres erlebten die Geschwister, die mit ihrer Familie vor fünf Jahren von Nimwegen nach Nütterden gezogen sind, den bisherigen Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere: Britt wurde bei der Weltmeisterschaft im spanischen Benidorm Vizeweltmeisterin, Colin gar Weltmeister. Über 1000 Teilnehmer aus 58 Nationen waren angereist, die Konkurrenz dem Turnier entsprechend auf Weltklasseniveau. Beide traten in der Erwachsenenklasse an, Britt — gerade 18 — zum ersten Mal überhaupt. 30 Sportlerinnen kämpften in ihrer Gewichtsklasse, teilweise über 30 Jahre alt und dementsprechend erfahrener. Britt kämpfte sich durch bis in das Finale, musste sich erst dort geschlagen geben. "Normalerweise schauen wir immer zu, wenn der andere kämpft, aber bei der WM ging das leider nicht, weil wir gleichzeitig kämpfen mussten", sagt Britt. Dass ihr Bruder Colin sich im Finale den Titel erkämpfte, hat sie, selbst auf der Matte stehend, aber trotzdem mitbekommen. "Ich sah, wie Colin die Hand hebt", erinnert sie sich.

Mit Talent allein haben sich die Geschwister, die in den Niederlanden zur Schule gehen, die vielen Erfolge freilich nicht verdient — hinter den Welt- und Vize-Weltmeister-Titeln stecken unzählige Trainingsstunden: Zweimal wöchentlich trainieren die beiden mindestens, fahren nach Lünen, weil sie dort die besten Sparringspartner und Trainingsmöglichkeiten vorfinden. Trainer dort ist Brahim Triqui, der gleichzeitig die Taekwondo-Nationalmannschaft trainiert. 75 Minuten Hinfahrt, 75 Minuten Rückfahrt, zwei Stunden Training bis zur Erschöpfung, Aufwärmen, Techniktraining, Sparring und Kraftübungen, vor großen Turnieren gar viermal wöchentlich. Neben ihrer Hauptsportart Taekwondo nehmen die beiden auch an Kickbox-Wettkämpfen teil, konnten auch dort mit ihren kämpferischen Fähigkeiten Erfolge einfahren: So wurde Colin in diesem Jahr Deutscher Meister nach Version der WAKO.

Das nächste große Turnier haben die beiden Geschwister bereits vor Augen: Im Mai findet die Taekwondo-EM in Italien statt, als Weltmeister und Vizeweltmeisterin wollen die beiden an ihre Leistungen anknüpfen. Nervös werden sie aber auch dann noch sein, trotz unzähliger bestrittener Kämpfe: "Wir sind vorher immer sehr nervös", sagen die sympathischen Geschwister, bevor es auf die Matte geht hören sie oft Musik zur Beruhigung. Geld fließt im Taekwondo leider keines, auch nicht auf Weltklasseniveau, und so müssen Colin und Britt für die Fahrten nach Lünen und für die Teilnahme an großen Turnieren einiges investieren.

Sponsoren haben sie trotz internationaler Erfolge bisher keine gefunden — über Sponsoring-Angebote von sportbegeisterten Unternehmen oder Privatpersonen, die die Leistung der beiden Ausnahmekämpfer aus Nütterden fördern wollen, würden sich Colin und Britt sehr freuen.

(jehe)
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