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Fußball Die nächste Reifeprüfung

Der 1. FC Kleve startet am Sonntag mit dem Heimspiel gegen Fortuna Köln in die Spielzeit. Für Trainer Georg Kreß ist in der Kreisstadt mehr möglich, als "nur" Oberliga-Fußball zu spielen. Doch geht es in diesem Jahr erst einmal wieder darum, ohne größere Schäden ins Ziel zu kommen.

 In der kommenden Saison wird der einstige Zweitligist aus Ahlen wohl in der Viertklassigkeit spielen.

In der kommenden Saison wird der einstige Zweitligist aus Ahlen wohl in der Viertklassigkeit spielen.

Foto: AFP, AFP

In vier Tagen ist die Zeit vorbei, in der Trainer Pleiten gegen lästige Teams aus unteren Klassen mit einer lockeren Handbewegung und dem Hinweis auf die Vorbereitung abtun können. Die Amateure starten in die Saison 2010/11, und der 1. FC Kleve geht zum zweiten Mal in der NRW-Liga an den Start. Nach dem Abstieg aus der Regionalliga (2008/09) und der ersten Spielzeit in der noch frischen NRW-Klasse (2009/10) geht es für den ranghöchsten Verein des Kreises Kleve-Geldern zunächst wieder darum, ohne größere sportliche Schäden ins Ziel zu kommen. Dabei sollen jedoch zusätzlich möglichst viele Schulden getilgt werden. Denn unter der Last des Abenteuers Regionalliga werden die Rot-Blauen noch einige Zeit lang ächzen. Wohl über die bevorstehende Spielzeit hinaus.

Der Trainer

Georg Kreß wurde zu dem Zeitpunkt geholt, als ein Hauch von Unvermögen und Größenwahn bereits dafür gesorgt hatte, dass der Abgang aus der Regionalliga vorgezeichnet war. Nach dem Abstieg hat Kreß die richtigen Leute behalten und diese mit Spielern aus der Abteilung "brauch- und finanzierbar" ergänzt. Kreß hat sich in der vergangenen Saison auch durch den souveränen Klassenerhalt im Lager und Umfeld des 1. FC Respekt erarbeitet. Die Bedingungen beim knietief im Dispo stehenden Verein waren nicht einfach. Das sportliche Ergebnis, was der 47-Jährige in seiner ersten vollen Spielzeit als Trainer erreicht hat, war sehr ordentlich.

Das Personal

Unter der Rubrik "Abgänge" sind mit Defensivkraft Patrick Behrendt und Torhüter Sascha Horsmann zwei Stammspieler der vergangenen Spielzeit aufgeführt. Fabian Buttgereit stand auch regelmäßig in der ersten Elf, konnte jedoch die in ihn gesetzten Erwartungen nur teilweise erfüllen.

Hört man Kreß über Zugang Jonas Kremer reden, so wird man den Eindruck nicht los, der Mann hat mehr als nur zwei Arme und zwei Beine. Der FC-Trainer ist von dem Stürmer, der aus Uerdingen kam, extrem überzeugt. "Wir müssen Jonas länger an den Verein binden. Das würde für den 1. FC Vorteile haben", sagt Kreß. Auch Zugang Marc Beckert schätzt Kreß als technisch versierten Mann mit Potenzial ein. Stefan Galster (kam von Viktoria Goch) konnte bislang noch nicht demonstrieren, über welche Fähigkeiten er verfügt. Er ist nach einer Verletzung noch nicht da, wo Kreß ihn sehen will. Für Stammkeeper Horsmann wurde Danny Holewa von Rot-Weiss Essen II verpflichtet. Dafür, dass er nicht nahtlos an die guten Vorstellungen von Horsmann anknüpfen kann, hat er bislang noch keine Gründe geliefert.

Bei der Zusammensetzung des Kaders hätte sicherlich eine weitere Kraft für die Abteilung "Abräumen" gut getan. Kreß hatte sich bemüht, jedoch nichts Passendes gefunden. Potenzielle Kandidaten stolperten in den Gesprächen mit ihm regelmäßig über ihr eigenes Fazit: "Wie — weniger Geld und dafür mehr trainieren?" Da war der Weg zu einem freundlichen "Ich überleg's mir mal" nicht weit. "Die sind trotz ihrer Forderungen alle in Klubs untergekommen. Entweder verhandeln wir schlecht, oder die anderen zahlen besser", sieht Kreß diese zwei Möglichkeiten, wobei er seine zweite Theorie als die wahrscheinlichere wertet.

Dafür, dass der Etat des Kaders nach unten korrigiert wurde, wie Kreß betont, und man sich beim 1. FC weiterhin auf dem Weg der Konsolidierung befindet, ist die Riege beachtlich ausgewählt. In der vergangenen Saison verschlang der Bereich "Personalkosten" (Spieler, Angestellte) 651 000 Euro, wie auf der Jahreshauptversammlung bekannt gegeben wurde. Um wie viel Euro genau gekürzt wurde, wird wohl frühestens auf der nächsten Sitzung den Vereinsmitgliedern mitgeteilt.

Die Stärken und Schwächen

"Auch uns ist nicht verborgen geblieben, dass wir hinten ein Problem haben", nennt Kreß seine größte Baustelle. Der Abgang von Routinier Behrendt lässt den Altersdurchschnitt der Hintermannschaft weiter abrutschen. Tobias Klemt, in der vergangenen Saison Partner von Behrendt in der Innenverteidigung, kann jetzt bei keinem mehr nachfragen, wie es am besten geht. Jetzt muss der 20-Jährige Antworten für die Jüngeren bereithaben. Kreß ist sich sicher, dass Klemt dazu fähig ist. Der Verteidiger wird sicherlich keine Sprinter-Cups gewinnen, doch hat er etwas, was gute Verteidiger auszeichnet. "Er antizipiert ausgezeichnet. Der kann mal 3. Liga spielen", baut Kreß auf Klemts Potenzial. Dieses sollte er auch größtenteils abrufen, denn sonst kann die Devise des 1. FC in dieser Spielzeit nur heißen: "Vorne immer einen mehr machen, als man hinten reinbekommt."

Was die Klever an Offensivkräften ins Rennen schicken, wird auch in diesem Jahr zu den besten Riegen der Liga zählen. Zieht man die handelsüblichen Floskeln der gegnerischen Trainer im Vorfeld eines Spiels ab, so blieb dennoch immer höchste Wertschätzung für Klimczok, Koep und Co. übrig. Wenn jetzt mit Kremer ein weiterer dazustößt, der schnell den Weg in die Notizblöcke der Spielbeobachter findet, wird das Angriffsspiel des 1. FC noch stärker.

Weiteres ganz dickes Plus: Standards. Bei allen ruhenden Bällen für den FC rund um den Strafraum des Gegners wirken nicht wenige Handschuhträger extrem überfordert. Klimczok und Kollegen verstehen es blendend, diese zu nutzen.

Das Ziel

Wenn beim 1. FC Kleve seit einigen Jahren etwas mit dem Wort "konstant" richtig beschrieben ist, dann das Saisonziel. Es geht wieder darum, die Klasse zu sichern. Und das Vorhaben dürfte kaum leichter zu realisieren sein, als in der vergangenen Spielzeit. Wieder werden bange Blicke Richtung Regionalliga-West gehen, wie viele Mannschaften in die NRW-Liga absteigen werden. Die Chance, dass alle unteren Tabellenplätze von Teams belegt werden, die in die NRW-Liga müssen, stehen verdammt gut. Von den 18 Mannschaften sind lediglich fünf nicht aus NRW. Sechs Teams könnten demnach ins Gras beißen. "Es wird ganz eng", blickt Kreß auf eine Spielzeit, in der es kaum Gelegenheiten geben wird, sich bequem zurückzulehnen angesichts eines angenehmen Punktepolsters.

Die Favoriten

Für den FC-Trainer gibt es zwei Mannschaften, die aufgrund ihres Personals zu den Top-Favoriten zählen: Fortuna Köln, Kleves erster Gegner, und Germania Windeck. Großen Respekt habe er zudem davor, wie beim ETB SW Essen gearbeitet werde. Übersetzt: gute und gefährliche Mannschaft. Beim Ausfüllen des Tippscheins für mögliche Aufstiegskandidaten darf ein Kreuz hinter der Nachwuchsmannschaft eines Bundesligisten nicht fehlen. Wer dies jedoch ist, ließ Kreß offen. Zudem auf der Rechnung hat der FC-Trainer die Sportfreunde aus Siegen. Der ehemalige Zweitligist, mitten in der Fußball-Diaspora daheim, ist ein schlafender Riese, der letzte Saison jedoch erst kurz vor dem Abpfiff aufwachte.

Die RP-Prognose

Wenn es in Kleve immer nur um die nicht allzu brisante Frage geht "Werden wir Achter oder Neunter?", so dürfte dies auf die Anziehungskraft des Klubs keine allzu positiven Auswirkungen haben. Doch sollte genau dies in dieser Saison die Frage sein, so darf man die Spielzeit getrost als Erfolg werten. Der 1. FC Kleve wird nicht absteigen. Die Probleme in der Hintermannschaft werden zwar weiterhin Punkte kosten, doch können sich die Zuschauer auch auf reichlich Tore auf der anderen Seite freuen. Unterhaltsam wird es ebenfalls wieder zugehen. Es ist jedoch an der Zeit, dass wieder mehr Zuschauer in die Volksbank-Arena kommen als lediglich ein paar verlorene Seelen mit ihren Geschichten aus besseren Tagen. Die müssen zwar weiterhin dabei sein, aber eben nicht nur die.

(RP)
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