Aus den Vereinen Keiner von der Stange

Der VfL Merkur Kleve hat 1100 Mitglieder und seit April einen neuen Vorsitzenden. Helmut Tripp (58) kennt den Verein bestens. Er war Footballer, Platzwart und ist seit knapp 30 Jahren Merkurianer.

 Der neue Mann an der Spitze des größten Klever Sportvereins: Helmut Tripp führt den VfL Merkur.

Der neue Mann an der Spitze des größten Klever Sportvereins: Helmut Tripp führt den VfL Merkur.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Er hat einen kräftigen Händedruck, trinkt seinen Kaffee schwarz und stark. Seine Figur ist stattlich und so bietet die Rückseite seines Blousons reichlich Platz für ein großes Logo. Die Aufschrift lautet „Cleve Conquerors“. Ohrring, Glatze und Bart sind weitere markante Gesichtszüge. Auf den ersten Blick jemand, den man problemlos zügig in eine Schublade einsortieren kann. Marke „krawallaffin“ und mit Hang zu einer lockeren Faust. Zumindest sieht der klassische Vereinsvorsitzende so nicht aus, der einen seriösen Klub mit 1100 Mitgliedern führt. Helmut Tripp (58) ist Vorsitzender des VfL Merkur Kleve und gibt zu: „Sicherlich stellt man sich einen anderen Typ vor.“ Dabei besitzt er jene Eigenschaften, die für dieses Amt unabdingbar sind. Er lässt sich auf Diskussionen ein, wirkt ausgeglichen und kann zuhören. Was er sagt, ist nicht allein akustisch verständlich. Seit acht Monaten ist Tripp Vorsitzender des VfL Merkur, und er ist zweifellos keiner von der Stange.

Seine Wahl lief nicht so ab, wie bei mittlerweile etlichen anderen Vereinen, wenn der Tagesordnungspunkt „Wahl des Vorsitzenden“ an der Reihe ist. Denn heißt es sich ducken, bis es einen anderen getroffen hat. Tripp wollte schon einmal den Posten übernehmen. „Ich bin keine Notlösung. Es war mein Wunsch, das Amt zu übernehmen. Der Verein ist immer gut geführt worden, und das werde ich auch tun“, betont der 58-Jährige, dass er keine zweite Wahl ist.

       Immer wieder ein Ort für Überraschendes: Im Besprechungsraum der Redaktion unterhielt sich Redakteur Peter Janssen mit Merkurs Vorsitzendem Helmut Tripp.

Immer wieder ein Ort für Überraschendes: Im Besprechungsraum der Redaktion unterhielt sich Redakteur Peter Janssen mit Merkurs Vorsitzendem Helmut Tripp.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Helmut Tripp kommt aus Bedburg-Hau. Sein Beruf ist Steinmetz. Nach der Ausbildung bei der Firma Kurt Hölker hat er dort 33 Jahre gearbeitet. Seine Hände sind rau und die Bandscheiben mittlerweile künstlich. Es waren vor allem Kirchen, in denen der Mann für neuen Glanz sorgte. In 64 Häusern des Herrn hat er Steine getauscht. Nachdem der Rücken seinen Dienst versagte, wurde Tripp Platzwart. Zunächst bei der SV Bedburg-Hau, dann acht Jahre beim VfL Merkur Kleve. Er lebte dort in der Hausmeisterwohnung, die eine Verbindung zum Vereinsheim besitzt. Was seinen Bekanntheitsgrad betrifft, so ist dieser selbst im Verein steigerungsfähig. Allein in einer der größten Abteilungen des VfL kennt ihn jeder. 200 Mitglieder gehören zu den American Footballern. Seit 1991 ist Tripp hier aktiv. Durch seine Tätigkeit an der Platzanlage hatte er jedoch auch ständig Kontakt zu etlichen Gruppen wie der Gymnastik-Abteilung, den Karateka und Leichtathleten oder den Turnern. Allein zu den ausgelagerten Sportlern wie den Basketballern will er den Kontakt verbessern.

Für Helmut Tripp könnte der Start in sein Amt kaum schwieriger sein. Jetzt, wo er in der ersten Reihe steht, nehmen die Umzugspläne des VfL Merkur Kontur an. Ein Thema, das er als seine größte Aufgabe ansieht. „Ich habe seit 2002, als es den ersten Schriftverkehr zu dem Thema gab, alles mitverfolgt. Dazu ist auch alles gesagt worden“, erklärt er. Weh tut es ihm trotzdem, dass in etlichen Jahren so viel Geld verplempert wurde, das der Verein besser in Abteilungen und Geräte hätte investieren können. Vor allem die Merkur-Turnhalle, eine gewagte Mischung aus Beton, Holz und miserabler Dämmung, hat es ihm angetan. „15.000 Euro müssen wir jährlich allein für die Heizkosten aufbringen. Die kann entweder an- oder ausgestellt werden. Dazwischen gibt es nichts“, sagt er. Bei fünf Euro Monatsbeitrag für ein Kind sei dies stets eine ambitionierte Aufgabe gewesen.

Dass die neue Sporthalle für den VfL Merkur Kleve gebaut wird, ist klar. Auch hat sich die Politik für einen Standort ausgesprochen. An der Stadionstraße, wo jetzt noch Umkleidekabinen mit historischem Charakter ihr Dasein fristen, soll sie gebaut werden. Die zweite Stelle, die stets diskutiert wurde, war das Gelände hinter der Tribüne des 1. FC Kleve. „Das würde uns ebenso besser gefallen, wie dem 1. FC Kleve. Doch scheint es so, als würden wir bei der Politik eine eher untergeordnete Rolle spielen“, sagt Tripp, dessen Wort bei 1100 Mitgliedern sicherlich Gewicht besitzt.

Auch wenn die Wünsche der beiden Vereine nicht umgesetzt werden sollten, so kann Tripp dem Verfahren trotzdem etwas Positives abgewinnen: „Die Zusammenarbeit mit den Fußballern war stets hervorragend, und das wird sie auch bleiben.“ Noch hat er keinen Plan gesehen, der die Zweifachturnhalle an der Stadionstraße zeigt. Der neue Vorsitzende sorgt sich nämlich darum: „Ich hoffe nur, dass trotz drohender Klagen und fehlender Gutachten sich nicht noch mein Nachfolger mit dem Thema beschäftigen muss.“

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