Kleve Mönig: Die Praxis in der "Wunderkammer"

Kleve · Dr. Roland Mönig vom Kurhaus an der Ruhruni Bochum: Theorie und Praxis im Museumsbetrieb. Kooperation mit der Universität.

 Dr. Roland Mönig vom Museum Kurhaus Kleve hat einen lehrauftrag an der Ruhruni Bochum: Über die Praxis der Museumsarbeit.

Dr. Roland Mönig vom Museum Kurhaus Kleve hat einen lehrauftrag an der Ruhruni Bochum: Über die Praxis der Museumsarbeit.

Foto: Gottfried Evers

"Sammeln steht in der Agenda der Museen ganz vorne", konstatiert Dr. Roland Mönig vom Museum Kurhaus Kleve. Mönig hatte im Wintersemester 2012/13 erstmals einen Lehrauftrag am Kunsthistorischen Institut der Universität Bochum (RUB).

"Es ging darum, Theorie und Praxis der Museumsarbeit gleichermaßen zu vermitteln", erklärt der Kunsthistoriker. Dass Sammeln ganz vorne steht, liegt auch im Ursprung der Museen, den Wunderkammern und darin die Sammlung exotischer oder künstlerischer Schätze und Kuriositäten, die ein Fürst oder Landesherr zusammentrug, um sie zu sammeln und zu bewahren.

Mönig hat da gleich das Klever Beispiel parat: Fürst Moritz von Nassau-Siegen nahm die Maler Eckhout oder Post mit auf seine niederländische Mission in Brasilien. Sie malten dort wundersame Vögel, Eingeborene, Landschaften. Sie schufen zugleich Kunst, wie sie Natur darstellten. Knapp 400 Jahre später stellte der Künstler Lothar Baumgarten die Vögel Eckhouts in den Mittelpunkt einer wundersamen Installation im Klever Museum Kurhaus. Baumgartens Installation wurde aus der Klever Ausstellung heraus für die Sammlung des Museums Folkwang in Essen gekauft. Der Kreis schließt sich.

Heute heißen die Wunderkammern also Museum. Sie konzentrieren sich auf Kunst, Naturwissenschaften, Geschichte. Sie sammeln nicht für Fürsten, sondern für Staaten, Länder, Kommunen oder Stiftungen. Auch heute stehen die alten Grundsätze der Wunderkammer immer noch ganz oben: Sammeln und Bewahren. Erst dann folgen "Ausstellen" und "Vermitteln". "Dennoch muss man diese vier Prämissen — Sammeln, Bewahren, Ausstellen und Vermitteln — immer zusammensehen.

Zumal in der Öffentlichkeit das Ausstellungswesen als immer wichtiger angesehen wird — das muss man berücksichtigen", rät Mönig seinen Studenten. Gerade bei den Ausstellungen sei es aber wichtig, die Balance zu bewahren: "Man kann nicht immer neue Highlights produzieren." Museen seien für die Langstrecke gedacht und nicht für den Sprint. "Ein Museum und sein Programm — das muss sich entwickeln dürfen", erklärt er.

So lernten die Bochumer Studenten an Beispielen Museen mit verschiedenen Ausrichtungen oder Problemen kennen. Das Kurhaus Kleve als Beispiel für ein Museum fernab der Metropolen, aber mit einem großen Bürgerengagement. "Wir nehmen das Lokale und Regionale als Grundlage für das Internationale, das bindet die Menschen an unser Haus", erklärt Mönig das Klever Prinzip. Es gelte, die Geschichte der Stadt Kleve in Bezug zum Museum zu bringen: die Herzöge, die mittelalterliche Kunst, das Barock. Aber auch Beuys oder bekannte Künstler der Region wie Günther Zins in Einklang zu bringen. Wichtig: Es muss ins Museumskonzept passen — das Internationale ebenso, wie das Regionale oder das Lokale.

Zum Vergleich ging's aber auch ins Düsseldorfer Museum K 20, der großen Kunstsammlung NRW in der Großstadt, mit einer ganz anderen Ausrichtung und einer ganz anderen Besuchererwartung. Dem steht wieder das Museum Lehmbruck in der 500 000-Einwohner-Großstadt Duisburg mit all seinen Problemen gegenüber.

Mönig diskutierte mit den Studenten aber auch die private Initiative DKM in derselben Stadt. Und nicht zuletzt das Kröller-Müller-Museum mitten in der Prärie, das aber allein mit seiner Van-Gogh-Sammlung und hochwertiger internationaler Kunst Hunderttausende Besucher im Jahr anzieht. "Wir müssen bei Museen aber auch hinterfragen: Wie ist der Bau konzipiert, wie wird er von den jeweiligen Trägern, Land, Stadt, Stiftung, instand gehalten und gepflegt?", erklärt Mönig. Und: dient der Bau den auszustellenden Schätzen oder will er sich lediglich selbst inszenieren.

"Bei dem Studiengang ,Kunstkritik und kuratorisches Wissen' kooperiert die Ruhr-Universität Bochum seit einigen Jahren mit dem Museum. Das Museum Kleve ist damit eines der wenigen Museen in NRW, die an diesem Ausbildungsangebot mitwirken können", sagt Mönig.

(RP/rl)
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