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Kreis Kleve Mehr Entlassungen aus der Forensik

Kreis Kleve · Es werden mehr Täter aus der Forensik entlassen, als eingewiesen werden: Seit 2009 wurde die Nachsorge in der Ambulanz verbessert. Bei den drogenabhängigen Tätern stieg die Zahl der Entlassungen fast um das Dreifache.

Die NRW-Kriminalstatistik 2013
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Foto: shutterstock/Robert Hoetink

Die Zahl der entlassenen Straftäter aus dem Maßregelvollzug ist deutlich gestiegen. Das bestätigte Klaus Lüder, Leiter des Fachbereichs Maßregelvollzug beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) am Rande der internationalen forensischen Fachtagung "Sex & Drugs & Rock'n'Roll". Eine Aussage, die zum Thema der Tagung passte: Die beschäftigt sich bis Ende der Woche mit der Möglichkeit der Heilung von Patienten im Maßregelvollzug. Also von Menschen, die eine Straftat begangen haben, aber aufgrund einer Drogenabhängigkeit oder einer psychischen Erkrankung vermindert oder ganz schuldunfähig sind.

Zum Hintergrund: Über 3000 Patienten werden im nordrhein-westfälischen Maßregelvollzug behandelt, davon mehr als 2100, die psychisch krank sind, fast 800, die drogenabhängig sind, und etwa 100, die einstweilig untergebracht sind. Die Forensik in der LVR-Klinik Bedburg-Hau ist mit weit über 300 Patienten die größte im Rheinland. Bei den drogenabhängigen Tätern stieg die Zahl von zwölf Entlassungen pro 100 Patienten im Jahr auf 32, bei Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung in die Maßregel kamen, sind es 18 statt zwölf Entlassungen pro 100 Patienten, so Lüder. Die Verweildauer der psychisch kranken Straftäter, hier vor allem Menschen, die in die Maßregel wegen Kapitalverbrechen und Sexualdelikten kamen, ist immer noch sehr hoch. "Die Maßregel für diese Täter ist unbefristet", sagt Dr. Jack Kreutz, Chef der Forensik in Bedburg-Hau. Kreutz betonte, dass Menschen, die aus dem Maßregelvollzug entlassen werden, eine deutlich geringere Rückfallquote haben, als Täter aus dem Strafvollzug. "Wir können unsere Patienten sogar in den ersten Arbeitsmarkt entlassen. Bei einer Rückfallquote von fünf Prozent liegen sie im Bereich der Allgemeinbevölkerung", sagt Professor Dr. Klaus Hoffmann, Konstanz. Schließlich müsse das Ziel weiterhin sein, straffällig gewordene Patienten nicht zu verwahren, sondern wieder in die Gesellschaft zu integrieren, so wiederum Kreutz. Dabei helfe die systematisch auf- und ausgebaute Ambulanz und die Zusammenarbeit mit den freien Wohlfahrtsträgern. Die Integration in die Gesellschaft sei letztlich der beste Schutz, postuliert Kreutz.

Seit 20 Jahren organisiert die LVR-Klinik die Fachtagung mit Wissenschaftlern aus ganz Europa, die das komplette Spektrum forensischer Psychiatrie abdecken: vom Pfleger über den Psychologen bis zu den Ärzten und Therapeuten. In diesem Jahr sind Fachleute aus Großbritannien, der Schweiz, Frankreich und dem ganzen Bundesgebiet dabei.

"Wir wollen über den Tellerrand schauen, wollen den Vergleich, den Austausch. Wir haben seit Jahren eben die vermessene Idee, dass es Kliniken wie Bedburg-Hau sind, die die psychotherapeutische Forschung und Praxis für die Forensik vorantreiben. Deshalb holen wir Experten aus ganz Europa an den Niederrhein", sagt Michael Bay. Der Psychologe gehört zum Organisationsteam der Fachtagung.

Zu der sind in diesem Jahr 350 Gäste gekommen, die in 25 Arbeitsgruppen Themen zum Maßregelvollzug und zur Psychotherapie diskutieren. Der Titel bezieht sich traditionell auf einen Rock- oder Pop-Song, dieses Mal von Joe Cocker. Die Themen in Arbeitsgruppen reichen von der Lauftherapie nach dem Motto "Vom Junkie zum Iron-Man" bis hin zur Frage, was die Nachsorge-Ambulanz leisten muss und leisten kann. Aber auch die Frage nach der Lockerung wird diskutiert - jene Lockerung, die der Ambulanz und schließlich der Heilung vorausgehen muss. Wobei der Begriff der Heilung relativ ist: "Wenn sie einen Diabetiker richtig eingestellt haben, lebt er gesund, wenn er seine Medizin nimmt, geheilt ist er nicht. Entsprechend kann auch ein Mensch seine Psychose in den Griff bekommen. Wir wollen aufzeigen, dass es möglich ist, diese Patienten tatsächlich zu behandeln und welche Interventionen warum wirksam sein können", sagt Kreutz.

(RP)
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