Kleve Leben im Alter: Frühzeitig informieren

Kleve · Bei einer Podiumsdiskussion in der Klever Familienbildungsstätte diskutierten Experten über die Finanzierung von Pflege und die verschiedenen Wohnangebote für Senioren. Der wichtigste Rat: Nicht warten, bis es zu spät ist.

 Drei Seniorinnen vor der Evangelischen Stiftung in der Klever Oberstadt.

Drei Seniorinnen vor der Evangelischen Stiftung in der Klever Oberstadt.

Foto: Gottfried Evers

"Die Durchschnittsrente beträgt in Deutschland zurzeit 1176 Euro. Was bekomme ich bei Ihnen dafür?" Mit dieser direkten Frage fordert RP-Redakteur Matthias Grass die Experten auf dem Podium gleich zu Beginn des Abends heraus.

 Die Podiumsdiskussion in der Familienbildungsstätte lieferte den Zuhörern zahlreiche interessante Informationen zum Leben im Alter.

Die Podiumsdiskussion in der Familienbildungsstätte lieferte den Zuhörern zahlreiche interessante Informationen zum Leben im Alter.

Foto: Gottfried Evers

Die Familienbildungsstätte hatte zur Podiumsdiskussion über das Leben im Alter geladen. Die Gäste: Margret Wolhorn vom Gesundheitsservice Janssen, Hans-Peter Bause, Leiter des Tagespflegehauses Gertrud Luckner in Bedburg-Hau, Andreas Fischer, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums Franziskus in Hau und Carsten Meteling, Bezirksgeschäftsführer der Barmer Kleve.

Hans-Peter Bause rechnet eine Weile und kommt dann auf eine sehr konkrete Antwort: "13 Tage Tagespflege wären für Sie bei uns drin." Andreas Fischer muss zugeben: "Zu einer stationären Aufnahme in unserem Heim würde das nicht ausreichen, da müssten Sie noch rund 1700 Euro monatlich drauflegen." Eine Wohnung im Betreuten Wohnen koste hingegen nur rund 450 Euro im Monat. Dafür müsse man aber Wartezeiten von über zwei Jahren in Kauf nehmen. Man solle sich also rechtzeitig anmelden.

Vor allem die von Andreas Fischer vorgetragenen Zahlen lösen beim Publikum Kopfschütteln aus. Wer kann sich das leisten? Doch Carsten Meteling von der Barmer kann ein bisschen beruhigen: "In der Pflegestufe I erhalten sie 450 Euro monatlich, in Pflegestufe II sind es 1100 Euro und in Pflegestufe III sogar schon 1550 Euro." Auch wenn man körperlich noch fit, aber dement sei, könne man sogenannte "Betreuungsleistungen" in Höhe von 100 bis 200 Euro beantragen. Es sei jedoch wichtig, die Anträge frühzeitig zu stellen und eventuell seinen Angehörigen eine Vorsorgevollmacht erteilen, falls man irgendwann nicht mehr in der Lage ist, die Entscheidungen selber zu treffen.

Zudem solle man mit allen Fragen auf den Kundenberater der jeweiligen Krankenkasse zukommen. "Das System ist hochgradig kompliziert und viele Angebote bleiben allein deshalb ungenutzt, weil die Kunden die Möglichkeiten nicht kennen", so Meteling.

Bei der Antragstellung kommt es vor allem darauf an, den medizinischen Dienst der Krankenkasse von der Notwendigkeit der Pflege zu überzeugen. Ein schwieriges Thema: Nicht selten benehmen sich Angehörige, die normalerweise bei einfachen Dingen im Alltag Hilfe benötigen, in der Gegenwart des Gutachters plötzlich wieder ganz normal, wollen dem Besuch beweisen, wie fit sie noch sind.

"Führen Sie ein Pflegetagebuch. Schreiben Sie auf, welche Dinge und vor allem wie oft sie die Dinge für ihre Angehörigen tun und zeigen sie es dem Gutachter", rät Meteling von der Barmer-Krankenkasse. Margret Wolhorn bietet über den Ambulanten Pflegedienst Einstufungsberatungen und Hilfe bei der Antragstellung an. "Das ist auch für Nichtkunden möglich", sagt sie. Andreas Fischer empfiehlt, Krankenhausaufenthalte zu nutzen. "Liegt der Betroffene gerade in der Klinik, lässt sich der Prozess der Antragstellung-und Bewilligung oft erheblich beschleunigen."

(RP/rl)
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