Kleve Gebete eines Frontsoldaten

Kleve · Am Totensonntag gedenken die Christen auch der Opfer der beiden Weltkriege. Pfarrer em. Josef Wilmsen erinnert an Major General Sir Tom Gordon Rennie, der von Dorf zu Dorf vor den angetretenen Militärs betete.

KALKAR-APPELDORN Den letzten Sonntag im Kirchenjahr feiern die katholischen Christen als Christkönigsfest; die evangelischen Christen begehen diesen Sonntag zum Gedenken "aller Entschlafenen" als Totensonntag. Die Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts mahnen zum Gebet für alle Opfer von Krieg und Gefangenschaft, von Flucht und Vertreibung, von Terror und Gewalt, von Katastrophen, Hunger und Hass. Die großen Friedhöfe im Reichswald, in Rheinberg, in Weeze und Donsbrüggen, rufen zur Versöhnung und zur Liebe für Feind und Freund auf.

"Erinnerung ist Gedenken"

"Erinnerung ist Gedenken", sagt Pfarrer em. Josef Wilmsen aus Appeldorn, der heute in Kevelaer lebt, und an Major General Sir Tom Gordon Rennie erinnert. Vor dem Rheinübergang am 24. März 1945 besprachen sich Generalmajor Rennie und Feldmarschall Bernard L. Montgomery am 18. März 1945 an der Maas in Holland. Dort übten ihre Truppen den Rheinübergang. Thomas Rennie befehligte die englischen, schottischen und kanadischen Truppen in Grieth, Hönnepel, Kalkar, Niedermörmter, Appeldorn, Obermörmter, Vynen und Lüttingen. Von Hof zu Hof und von Dorf zu Dorf betete er vor den angetretenen Militärs. Die deutsche Zivilbevölkerung war zu dieser Zeit für sechs Wochen in Bedburg evakuiert. Offizier James Finlay bewahrte in seinen Fronterinnerungen diese Gebete. Er trug sie bei einem Besuch in Kalkar und Appeldorn, fünfzig Jahre nach Kriegsende, dem heute emeritierten Pfarrer Josef Wilmsen vor.

Das erste Gebet eines Frontsoldaten ist mit "Todesweihe" überschrieben: "Hilf mir, o Gott, wenn der Tod nahe ist, dem hageren Gesicht der Angst zu trotzen: dass, wenn ich fallen muss – wenn ich denn fallen muss – meine Seele im Staub triumphieren möge". Das zweite Gebet ist "das Nachtgebet eines Soldaten" - "Bleib bei mir, Gott, die Nacht ist dunkel, die Nacht ist kalt, mein kleiner Funken Mut stirbt, die Nacht ist lang. Sei bei mir, Gott und mach mich stark!" Generalmajor Rennie fuhr als Letzter am 24. März 1945 über eine der vier Pontonbrücken in Niedermörmter zum rechten Rheinufer. Splitter einer deutschen Mörsergranate töteten ihn. Schwer verwundet kehrte sein Fahrer Sergeant John William Miller, zum Ausgangspunkt, dem Bebberhof in Appeldorn, zurück.

Er machte Meldung von der Todesfalle und starb bald an seinen eigenen Verwundungen in seinem Jeep. Der Leibbursche des Generalmajors blieb unversehrt. Am 25. März 1945 fanden die beiden Gefallenen ihre Ruhestätte in einem Wiesengrab. Nach ihrer Überführung zum Ehrenfriedhof im Reichswald 1948 erinnerte ein Wegekreuz an dieses Doppelgrab. Fünf Jahre später entstand an dieser Stelle 1953 die Fatimakapelle für Friede und Versöhnung in Appeldorn.

(RP)
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