Kevelaer Wallfahrt zur "Mutter" der Consolatrix

Kevelaer · Knapp zwei Meter hoch und strahlend hell, gehüllt in den bekannten weiten Mantel - das Vorbild des Kevelaerer Gnadenbildes wurde am Wochenende im Beisein hunderter Kevelaerer in die Kathedrale von Luxemburg getragen. Eine ähnliche Prozession wird es 2017 zur 375-Jahr-Feier der Kevelaer-Wallfahrt am Niederrhein geben. Denn dann soll die Statue der Muttergottes von Luxemburg durch Kevelaer getragen werden.

 Nach dem Vorbild dieser Marienskulptur in der Luxemburger Kathedrale wurde das Kevelaerer Gnadenbild gefertigt. Rechts ein Blick auf die Stadt.

Nach dem Vorbild dieser Marienskulptur in der Luxemburger Kathedrale wurde das Kevelaerer Gnadenbild gefertigt. Rechts ein Blick auf die Stadt.

Foto: SETTNIK

Die religiöse Verbundenheit wurde am Wochenende neu belebt. Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann, Erzbischof Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg und Bürgermeister Axel Stibi sowie seine Kollegen aus dem Erzherzogtum sind sich einig: Die "Mutter und die Tochter", die Figur und der Kupferstich, der nach der Consolatrix Afflictorum (Trösterin der Betrübten) geschaffen wurde, gehören zusammen wie die Menschen, die Maria verehren. Und "ohne Luxemburg", so Pastor Lohmann, "ist die Kevelaer-Wallfahrt nicht zu denken".

 Nach dem Vorbild dieser Marienskulptur in der Luxemburger Kathedrale wurde das Kevelaerer Gnadenbild gefertigt. Rechts ein Blick auf die Stadt.

Nach dem Vorbild dieser Marienskulptur in der Luxemburger Kathedrale wurde das Kevelaerer Gnadenbild gefertigt. Rechts ein Blick auf die Stadt.

Foto: SETTNIK

Zum "Kevelaer-Tag" in Luxemburg hatten sich Vertreter der Gremien von St. Marien und des Verkehrsvereins gemeinsam mit vielen Gläubigen, mit Kirchenchor und Basilikamusik auf die Reise gemacht. Ihr Ziel: die Kathedrale Notre Dame (Unserer lieben Frau). Die Bischofskirche wurde als Jesuitenkollegium um 1600 errichtet und vor etwa 80 Jahren erheblich erweitert. Seit 1794 beherbergt die heutige Kathedrale die Figur der Muttergottes. Verehrt wird sie seit 1624. Bis 1794 französische Revolutionstruppen einmarschierten, wurde die Skulptur in einer kleinen Wallfahrtskapelle außerhalb der Befestigungsanlagen aufbewahrt.

Anders als in Kevelaer ist das Pilgerwesen in Luxemburg nicht das ganze Jahr über lebendig. Die Stadt begeht im Frühjahr lediglich eine zweiwöchige Wallfahrtsoktav. Vor einigen Wochen - bei deutlich schönerem Wetter, wie sich die jetzigen Gastgeber neidvoll erinnerten - hatten die Luxemburger Kevelaer besucht. Luxemburg hat fraglos eine Menge zu bieten: neben den europäischen Institutionen (Gerichtshof, Rechnungshof, Außenstellen von EU-Parlament und Kommission) auch viel Historisches: die Altstadt mit der Festung und den in den Fels gehauenen Kasematten sind Weltkulturerbe und ziehen zahlreiche Besucher an. Als religiöse Pilger kommen eher wenige - ein deutlicher Unterschied zu Kevelaer, das von der Wallfahrt lebt. Dass Luxemburg international bedeutsamer Finanzplatz ist, erkannten die Gäste nicht zuletzt daran, dass viele gastronomische Arbeitskräfte aus Deutschland kommen - aus steuerlichen Gründen.

In den Kasematten aus dem 18. Jahrhundert fand auch der jetzige Empfang statt. Ratsherr Maurice Bauer in Vertretung der Bürgermeisterin berichtete von 68 Prozent "Ausländern", die in der Stadt lebten - "ein enormer kultureller Reichtum", wie er betonte. Doch die Hauptstadt des Herzogtums könne auch von Kevelaer lernen. Beispielhaft nannte er "Fund-Fahrräder" und "Seniorenbeirat" als nachahmenswerte deutsche Projekte. Was die "Vermarktung" der Wallfahrt anbelangt, kann Luxemburg sicherlich einiges von Kevelaer abgucken. Während gerade mal eine der 20 angebotenen thematischen Stadtführungen das "sakrale Erbe der Stadt" würdigt, kommt in Kevelaer kein Rundgang ohne dieses Thema aus.

Stadtführerin Marianne Heutgens, Rainer Killich, Gabriele Polders, Annette Hoenselaer und weitere Kolleginnen vom Verkehrsverein nutzten den Tag, um auf dem zentralen "Place d'Arme" Kevelaer-Broschüren zu verteilen und für einen Besuch im niederrheinischen Wallfahrtsort zu werben. Der Basilika-Musikverein spielte dazu. Pfarrer Lohmann und sein Vor-Vorgänger Richard Schulte Staade konzelebrierten bei den Gottesdiensten. Basilika-Bläser, Sänger und Organist Elmar Lehnen sorgten bei der "Nacht der Kathedralen" für weitere Gründe, das Gotteshaus zu besuchen.

(RP)
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