Kevelaer Im Gespräch der Kulturen

Kevelaer · Beim Jahresausflug der Kevelaerer Kolpinggruppe stand der offene Austausch mit der Religion des Islams im Mittelpunkt. 40 Mitglieder besuchten die Duisburger DITIB-Merkez-Moschee im Stadtteil Marxloh.

Kevelaer/Duisburg Es ist ein Prachtbau, der da seit Ende 2008 an der Warbruckstraße in Dusiburg-Marxloh steht: 30 mal 40 Meter Gebäudegrundfläche, eine 23 Meter hohe Zentralkuppel, umgeben von vier kleineren Halbkugeln, dazu ein Minarett-Turm – 34 Meter hoch. Die Merkez-Moschee der Türkischen Gemeinde zählt zu den größten islamischen Gotteshäusern in Deutschland – ihre wahre Schönheit offenbart sie jedoch erst bei einem Blick ins Innere.

"Wir haben nichts zu verbergen" Bei einer Führung lernten die Kevelaerer Kolping-Mitglieder die Traditionen des Islams näher kennen, gleichzeitig gab es Gelegenheit zum offenen, teils kritischen Gespräch mit Abdul-Kerim Adigüzel. Der Geschichtsstudent engagiert sich ehrenamtlich in der Duisburger Gemeinde und bietet Führungen an.

Offen für alle Besucher

"Es ist wichtig, dass die Menschen in Deutschland einen Einblick in unsere Kultur bekommen, anstatt uns als Islamisten abzustempeln", sagt der 24-Jährige: "Jeder, egal ob Jude oder Christ, darf unseren Gebetsraum besuchen. Unsere Türen stehen allen offen." Das sollen auch die ungewöhnlich großen Fenster an den Seitenwänden demonstrieren: "Wir haben nichts zu verbergen." Mitten unter der Kuppel und dem Kronleuchter mit den 99 Namen Allahs referiert Adigüzel über die Kunst und Architektur der Moschee: "Der deutsche Architekt hieß Christ, das war zwar Zufall, symbolisiert aber trotzdem, dass wir uns nicht abschotten." Die Malereien und Verzierungen wurden von türkischen Kaligraphen vorgenommen. Die Blumenornamente stellen die Ewigkeit Gottes dar. Schnell erkennen die katholischen Kolping-Mitglieder Ähnlichkeiten mir der eigenen Glaubensrichtung und erfuhren, dass Moses Dekalog auch Bestandteil des Islams ist und die Muslime Jesus Christus als Propheten verehren.

Adigüzel führte die Gruppe auch durch die Begegnungsstätte "im Keller" der Moschee: Waschräume, eine Cafeteria sowie ein Jugend- und Seniorentreff – die Räumlichkeiten ähneln christlichen Gemeindehäusern. Karin Koppers meint nach dem Besuch: "Als Kevelaerer kommen wir kaum mit anderen Kulturen in Berührung. Trotzdem ist der Einblick wichtig, um sich selbst ein Bild machen zu können. Und mein Eindruck ist durchaus positiv." Den anderen Kolpings geht es ähnlich: "Toleranz der Glaubensrichtungen ist eine wichtige Sache, aufschlussreiche Besuche wie dieser tragen zur gegenseitigen Akzeptanz bei", resümiert Hubert Hugenberg, bevor sich die Kevelaerer auf den Heimweg machen.

(RP)
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