Kevelaer Hellwach, wenn andere schlafen

Kevelaer · Edith Stephan arbeitet nachts im Empfangsbüro des Marienhospitals. Sie ist da, wenn Patienten eingeliefert werden oder dringend ein Arzt gerufen werden muss. Viel Zeit für Freunde und Bekannte bleibt da nicht mehr.

Das Telefon klingelt. An diesem eigentlich so ruhigen Abend ("Sonst ist es nie so ruhig") wird ein Notfall eingeliefert. Der Krankenwagen ist auf dem Weg. "Für welche Fachrichtung?", fragt sie.

Ein knappes "Ok" zur Bestätigung und Edith Stephan legt auf. Sie muss den entsprechenden Arzt wach klingeln, er liegt im Ruheraum, und auch die Assistentin für das EKG muss Bescheid wissen. Zwei kurze, routinierte Anrufe und Edith Stephan hat wieder alles in die richtigen Bahnen gelenkt.

Das Herz des Hospitals

Das ist ihre Aufgabe. Nachts ist sie das Herz des Marienhospitals. Jede Nacht sitzt Edith Stephan im Empfangsbüro des Krankenhauses. Sie ist hellwach, während die anderen schlafen. Um 20 Uhr beginnt ihre Schicht, und um 7 Uhr endet sie. Sechs Nächste lang hat sie Dienst und die folgenden sechs frei, dann ist ihr Kollege Herr Winkels dran. Sie sei keine Pförtnerin oder Nachtwächterin, darauf besteht sie.

Edith Stephan ist Verwaltungsangestellte, und eigentlich macht sie fast das Gleiche wie ihre Kollegen am Tag. Der Unterschied ist nur: Sie ist allein im Büro. "Wenn es eng wird, hat man keinen Kollegen, der mal übernehmen kann", erzählt sie.

Es wird relativ oft eng, und fast immer ist Edith Stephan irgendwie zuständig. Wenn ein Patient eingeliefert wird und der Arzt geweckt werden muss, wenn der Strom ausfällt, wenn sich jemand unbefugt Zugang zum Krankenhaus verschafft oder dringend der entsprechende Arzt auf einer Station gebraucht wird — sie regelt das. Manchmal komme alles auf einmal. "Dann muss man sich entscheiden, was gerade am wichtigsten ist", erklärt sie. Schließlich ginge es um Menschenleben. Das klingt im ersten Moment fast ein bisschen pathetisch. Aber was, wenn der richtige Arzt nicht schnell genug zur Stelle ist? So etwas wie Langeweile entstehe deshalb nur sehr selten.

Und wenn gerade nichts zu tun ist, wartet da ja auch immer noch die Büroarbeit. Dienstpläne und Listen müssen erstellt werden, aber auch Postversand, Ablage und die Rechnungsprüfung gehören zu ihren Aufgabenbereichen. Was anfällt, übernehme sie. Vor 15 Jahren bewarb sie sich um den Job. Sie war alleinerziehende Mutter und freute sich über die Nachtarbeit.

Der Bekanntenkreis habe in all den Jahren unter der Nachtarbeit gelitten. "Wann immer irgendwo was stattfindet, sitze ich in Kevelaer", sagt sie schmunzelnd. Wenn alles planmäßig verläuft, verlässt Edith Stephan um kurz nach sieben das Krankenhaus und ist gegen halb acht zu Hause, in Sonsbeck. "Ich lasse dann kurz den Hund raus und gehe ins Bett", sagt sie. Sie schläft bis 14 Uhr. Und um 20 Uhr beginnt ihre nächste Schicht.

(RP)
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