Gemeinde Grefrath Hilfe für Schulverweigerer

Gemeinde Grefrath · Die Gemeinde Grefrath möchten alle ins Boot holen, die sich der Schule verweigern. Ein Leitfaden "Sieh hin!" soll sie wieder zum Schulbesuch bewegen. Bei dauerhaftem Fernbleiben drohen Sanktionen.

 Den Handlungsleitfaden Schulverweigerer übergab gestern Ursula Backes mit dem Team an Bürgermeister Manfred Lommetz.

Den Handlungsleitfaden Schulverweigerer übergab gestern Ursula Backes mit dem Team an Bürgermeister Manfred Lommetz.

Foto: Wolfgang Kaiser

Nahezu jeder 13. Jugendliche verlässt die Schule ohne einen Abschluss, etwa ein Drittel beendet mittendrin seine Ausbildung. "Keinen Bock" sagen viele schon in der Schule, schwänzen stunden- oder tageweise den Unterricht. Diesen Schulverweigern zu helfen, dies hat sich seit längerem in der Gemeinde Grefrath ein Arbeitskreis aus Pädadogen, Sozialarbeitern, Psychologen, Kommissaren und Schulverwaltern vorgenommen. Sie haben jetzt den Leitfaden "Sieh hin!" herausgegeben, der ein schnelles Eingreifen zum Ziel hat. "Damit soll vor allem erreicht werden, dass kein Kind zurückgelassen wird", sagte bei der gestrigen Präsentation Grefraths Sozialamtsleiter Volkmar Josten.

Monatelang hat die Verbundschule Grefrath, allen voran neben den Lehrerinnen Barbara Bruckhoff und Ursel Backes auch Schulsozialarbeiterin Vera Korb-Ciesla, mit Vertretern des Schulpsychologischen Dienstes des Kreises Viersen, Jugendberufshilfe, Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD) und Streetworker der Gemeinde Grefrath, dem Kempener Kommissariat, Kreis-Schulamt und der Arbeitskreis "Schulsozialarbeit" an der Konzeption gearbeitet. "Wir erhoffen uns dadurch, die Gründe der Schulverweigerung heraus zu bekommen und diesen dann begegnen zu können", sagt Ursel Backes.

An der Verbundschule an der Dorenburg wird das Regelwerk schon seit einigen Monaten angewandt. Vera Korb-Ciesla: "Es fängt damit an, dass unsere Schulsekretärin schon am ersten Tag des unentschuldigten Fehlens bei den Eltern anruft und dies mitteilt." In einem Fall sei die Mutter sofort auf die Suche nach ihrem Sohn gegangen, der dann auch nicht mehr geschwänzt habe. Fehlt der Schüler dreimal unentschuldigt, lädt sofort der Klassenlehrer die Eltern zu einem Gespräch ein und wird der Schulsozialarbeiter informiert.

An die Ursachen herankommen

Sanktionen bei einem dauerhaften Fernbleiben, wie Ordnungsmaßnahmen oder anstelle eines Bußgeldes die Ableistung etwaiger Sozialstunden, seien zwar unerlässlich, waren aber nicht für die Initiatoren der eigentliche Grund, solch einen Leitfaden aufzustellen. Ursel Backes: "Wir wollen auch durch dieses Netzwerk an die Ursachen des Schwänzens herankommen. Liegen die Gründe vielleicht im direkten Umfeld von Familie und Schule, wird er zum Beispiel gemobbt?"

Geschildert wird ein weiterer Fall aus der Praxis, bei dem ein 17-Jähriger nach erfolgtem Schulwechsel wieder dem Unterricht fernblieb. Festgestellt wurde bei ihm dann eine Suchtproblematik, die er durch Entgiftung und eine derzeitige Reha in den Griff zu bekommen versucht. Erfreut über diese Initiative war bei der Präsentation Bürgermeister Manfred Lommetz, der sich an die "gute, alte Zeit" erinnerte: "Zu unserer Schulzeit kannte man ein regelmäßiges Fernbleiben vom Unterricht überhaupt nicht. Ich habe aber auch mal geschwänzt, meist bei der Schulmesse."

Die Verantwortlichen hoffen jetzt, dass sich die Fehlstunden so mancher Schüler durch die kurzen Dienstwege und den klaren Handlungsleitfaden deutlich reduzieren. Und sollten sich anderer Schulen aus dem Kreis Viersen für den Leitfaden interessieren, können sie Ursel Backes anrufen, Telefonnummer 02158- 4080762.

(wsc)
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