Stadt Kempen Eine imaginäre Tischrunde

Stadt Kempen · In Sonntagsführungen durch die Ausstellung "Impulse – Interpretation – Dialog" im Kramer-Museum stellen insgesamt sechs Künstler ihre Werke vor. Christel Kremser versammelt sieben Persönlichkeiten um einen Tisch.

Nur ein Knopfdruck reicht aus, um der Installation Licht zu geben. Per Fernbedienung lässt Fotografin Christel Kremser ihre "imaginäre Tischrunde" leuchten und füllt diese mit Leben. Nur vordergründig konkret bezieht sich das Werk aus einem Tisch und einem elektrischen Kerzenleuchter des Kramer-Museums sowie Kremsers Porträtsammlung im Hintergrund auf das Gebäude und das Werk Konrad Kramers: Denn die acht Gäste, die sich imaginär dort versammeln, haben ein gemeinsames Gesprächsthema.

Am Sonntag, 17. Juni, (siehe Info) erläutert Christel Kremser während einer Führung interessierten Besuchern, was die Persönlichkeiten miteinander verbindet. Und sie will Raum lassen, für die Gedanken der Betrachter. Kremsers Installation – übrigens die Erste der Kempener Fotografin – ist Teil der Ausstellung "Impulse – Interpretation – Dialog", die anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Kempener Kramer-Museums im Franziskanerkloster von sechs Künstlern entwickelt wurde.

Keine langweilige Gesellschaft

"Zu Beginn haben wir alle einen Rundgang durchs Haus gemacht", erinnert sich Christel Kremser. Im Raum mit den Möbeln des 19. Jahrhunderts fiel ihr auf, dass Tische und Stühle zu Stillleben drapiert wurden. "Bitte nicht berühren!" stand auf einem der Tischkärtchen, daneben ein Jugendstil-Kerzenleuchter. "Da kam mir spontan die Idee: An diesen Tisch setze ich Menschen und fülle ihn so mit Leben", erläutert die Fotografien.

Doch wen lädt sie als Gastgeberin ein? Am Kopfende sitzt ihr Thomas von Kempen gegenüber. Auf seinem Tischkärtchen steht: "O immerwährendes Licht, der du bei weitem alles Erschaffene übertriffst, sende die Strahlen deines Glanzes von oben herab und reinige und erleuchte in mir alle inwendigen Ecken meines Herzens." Und auch Kremser greift die Thematik auf: "Ich sehe Licht, wenn ich Ungeklärtes für mich geklärt habe."

Künstlerin Eva Pankok, Musiker Julien Glick, Handweberin Bettina Müller-Vogler (Tochter von Heinrich Vogeler, Mitbegründers der Künstlerkolonie Worpswede), Schwester Paula Schwarz von der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk, der Krefelder Maler und Objektkünstler Herbert Zangs sowie der skeptische Denker Jürgen Dahl vom Niederrhein komplettieren die imaginäre Tischrunde.

"Es sind Persönlichkeiten, die ich porträtiert habe – bis auf Thomas à Kempis, dessen Bildnis hängt in der Paterskirche", erzählt Christel Kremser. Die Begegnung und der intensive Austausch mit den sieben Persönlichkeiten haben sie schließlich zu dieser Gästeauswahl inspiriert. "Es sollte ja keine langweilige Tischgesellschaft werden", sagt die Fotografin.

Porträts als künstlerisches Motiv finden sich außerdem in zwei weiteren Werken der Kempenerin im Untergeschoss des Kramer-Museums wieder. Im Kreuzgang zeigt Kremser drei Fotografien aus ihrer "Paar-Serie": Mönche – Priester – Küsterinnen. Im Rokokosaal, in der sich die Porträtsammlung des Kramer-Museums befindet, widmet sie sich fotografisch dem Thema Stillleben. "Die Bilder sind im Sitzungssaal des ehemaligen Kreishauses entstanden. Sie geben den morbiden Zustand vor dem Abriss wider", erläutert Christel Kremser.

Und auch hier spielen erneut das Licht und bekannte Persönlichkeiten wie Friedrich von Schiller und Immanuel Kant eine Rolle.

(RP)
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