Gemeinde Grefrath Einblick ins Klosterleben

Gemeinde Grefrath · Die Abtei Mariendonk in Grefrath bietet seit 30 Jahren Menschen die Gelegenheit, das Klosterleben zu testen. Schwester Mirjam gibt einen Einblick, warum solche Besuche auch in der heutigen Zeit noch Sinn machen.

 Besinnen, zur Ruhe kommen und vom Alltag erholen: Schwester Mirjam begleitet Interessierte bei ihrem Aufenthalt in der Abtei Mariendonk. Raum zur Besinnung bietet beispielsweise der Kreuzgang.

Besinnen, zur Ruhe kommen und vom Alltag erholen: Schwester Mirjam begleitet Interessierte bei ihrem Aufenthalt in der Abtei Mariendonk. Raum zur Besinnung bietet beispielsweise der Kreuzgang.

Foto: Wolfgang Kaiser

Ein Leben im Kloster und die Beschäftigung mit Gott — für Nonnen selbstverständlich, aber für die meisten Menschen eine andere Welt. Um in diese Welt einmal hineinschnuppern zu können, bieten die Benediktinerinnen der Abtei Mariendonk Interessierten die Möglichkeit, Gast im Kloster zu sein. "Kloster auf Zeit" nennt sich das Angebot, für das pro Jahr zwischen 200 und 300 Gäste in das Grefrather Kloster auf der Ortsgrenze zu Kempen kommen. "Hier bietet sich die Gelegenheit, geistig aufzutanken. Die Art wie wir leben, kann auch anderen Menschen etwas bringen", sagt Schwester Mirjam, die das Angebot betreut.

Gottesdienst statt Fernsehen

Von der Hausfrau bis zum Manager waren schon alle in der Abtei. Doch die jüngeren Leute bleiben meist aus, wie Schwester Mirjam sagt. "Den Weg hierher finden eher Menschen ab der Generation 40 plus." Früher sah das noch etwas anders aus: "In den 80er Jahren waren noch viele junge Leute hier, beispielsweise mit Schulklassen. Das hat sehr nachgelassen."

Der Klosteraufenthalt, der im Idealfall eine Woche dauern sollte, kann nach eigenen Wünschen gestaltet werden. "Die Gäste können mitarbeiten, je nachdem wo Bedarf ist, Gespräche mit uns führen oder am Gottesdienst teilnehmen", sagt Schwester Mirjam, die seit 30 Jahren in der Abtei Mariendonk lebt.

Einen Fernseher gibt es im Kloster nicht. "Die Leute können hier lernen, auch mal die Stille auszuhalten. Das ist eine Herausforderung — aber auch eine Chance." Schwester Mirjam erlebt immer wieder, dass viele zu beschäftigt sind, um eine Auszeit zu nehmen.

"Manche Termine werden kurz vorher wieder abgesagt aus Zeitmangel. Andere sind zwar total begeistert vom Besuch, schaffen es aber dennoch nicht, wiederzukommen", bedauert Schwester Mirjam. Natürlich komme es auch vor, dass Gäste schon nach zwei Tagen wieder abreisen, weil das Leben im Kloster gar nichts für sie ist.

Die Aufenthalte in der Abtei helfen aber auch vielen Gästen, die anfängliche Schwellenangst vor einem solchen Leben und den Nonnen zu nehmen. "Es ist eine Möglichkeit vom Alltag weg zu kommen. Aber körperlich oder psychisch Schwerkranken rate ich von einem Klosteraufenthalt ab. Für die ist es nicht das Richtige", sagt Schwester Mirjam.

Wie stark sich der Einzelne auf das Erlebnis in der Abtei einlässt, ist jedem selbst überlassen. "Handys können wir beispielsweise nicht verbieten. Da muss jeder selbst wissen, in wieweit er hier darauf verzichten möchte."

Wenn es um Religiosität und den Glauben an Gott geht, ist sich Schwester Mirjam sicher: "Das ist nach wie vor da und auch wichtig. Viele Menschen ahnen das, finden aber keinen Zugang mehr dazu. Wir bieten eine solche Möglichkeit an."

(RP)
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