Kaarst Weg und Stele für Künstlerpaar

Kaarst · Bei aller Bescheidenheit, die fast schon ein Markenzeichen von ihnen war: Martel und Gottfried Wiegand waren wohl das bekannteste Künstlerpaar in Kaarst. Seit Samstag gibt es einen Wiegandweg und eine Wiegand-Stele.

 Die Stele für Martel und Gottfried Wiegand im Blick: (v.l.) Helmut Blochwitz, Sibylle, Jan und Suse Wiegand sowie Franz Josef Moormann.

Die Stele für Martel und Gottfried Wiegand im Blick: (v.l.) Helmut Blochwitz, Sibylle, Jan und Suse Wiegand sowie Franz Josef Moormann.

Foto: L. Berns

Gleich zwei Mal binnen weniger Minuten fand am Samstag eine Enthüllung statt: Rund 50 Menschen sahen, wie Bürgermeister Franz-Josef Moormann die grüne Plastikfolie von dem Straßenschild "Wiegandweg" abnahm. Noch größer war die Zahl der Zuschauer an der gut 100 Meter entfernten Wiegand-Stele. Suse Wiegand, eine Tochter des Künstlerpaares, hatte ein Motiv ihrer Mutter so aufbereitet, dass es in der Schlosserei von Jochen und Richard van den Bongard zu einer Skulptur umgesetzt werden konnte. "Danke an alle, die sich für das Stelenprojekt engagiert haben", erklärte Bürgermeister Franz-Josef Moormann. Und er fügte hinzu: "Die Kunst im öffentlichen Raum hat für uns eine besondere Bedeutung. Helmut Blochwitz — er hatte einst das Stelenprojekt und andere Aktionen im Kaarster Rathaus wie das "Bürgerschwalbennest" gemeinsam mit Martel Wiegand konzipiert — wurde ein wenig pathetisch: "Ich glaube, dass die zwei uns jetzt von oben zuschauen."

Blochwitz legte dar, warum die Stele ganz im Sinne von Martel Wiegand ausgefallen sein dürfte: Weil sie auf Motiven basiert, die von ihr stammen. Die Künstlerin, die gerne mit Stoffen und der Schere arbeitete, lehnte es ab, Kunstwerke zu erhöhen, zu wichtig zu nehmen. "Die Skulptur auf der Stele soll deshalb wie selbstverständlich wirken, wie zufällig dort abgelegt", sagte Blochwitz.

Dieses Sich-Zurücknehmen wird durch die geringere Größe der Edelstahl-Skulptur ebenso verkörpert wie durch eine leicht versteckte Lage: Zwischen zwei mächtigen Japanischen Kirschen etwas abseits vom Weg platziert, drängt sich das Kunstwerk dem Betrachter nicht auf, sondern möchte vielmehr entdeckt werden.

Jan Wiegand, der Sohn des Künstlerpaares, bezeichnete die Straßenbenennung und die Aufstellung der Stele als "eine schöne und wichtige Geste für uns". Es sei nicht schwierig gewesen, eine Stele im Sinne seiner Mutter zu gestalten. Suse Wiegand (54), die jüngste von zwei Töchtern des Künstlerpaares, hatte den "Flieger" in einem kleinen Katalog mit dem Titel "Unterwegs" entdeckt und ausgewählt, weil er eine besonders schöne, prägnante Figur aus der Hand ihrer Mutter darstellt. Dieses vermenschlichte Wesen, das aber auch etwas Insektenhaftes hat, bekam jetzt durch Verdoppelung eine gewisse Plastizität verliehen. Suse Wiegand, die selber Künstlerin ist, in Düsseldorf lebt und an der Fachhochschule in Bielefeld als Dozentin arbeitet, bemalte die Skulptur zum Schluss mit einem transparenten Lack, der der Arbeit einen leicht stofflichen Charakter verleiht, was ganz im Sinne von ihrer Mutter gewesen sein dürfte. Nach den Enthüllungen hatte die Galerie Splettstößer zu einem kleinen Empfang geladen: Dort ist derzeit eine Ausstellung mit Arbeiten von Martel und Gottfried Wiegand zu sehen.

(barni)
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