Lösungen gegen Überschwemmungen in Jüchen gesucht Barrieren sollen Regenfluten stoppen

Jüchen · Mehr als 30 Bürger kamen in den Betriebsausschuss, in dem es um Lösungen gegen Überschwemmungen wie im August 2020 ging. Ein Ingenieurbüro schlägt ein Maßnahmenpaket unter anderem mit einer großen Barriere entlang der Broicher Straße vor. Das Wasser von landwirtschaftlichen Flächen soll möglichst gar nicht erst in den Ort gelangen.

 Etliche Bürger packten 2020 bei der Überschwemmung in Bedburdyck an. Betroffene drängten im Ausschuss auf eine rasche Lösung des Problems.

Etliche Bürger packten 2020 bei der Überschwemmung in Bedburdyck an. Betroffene drängten im Ausschuss auf eine rasche Lösung des Problems.

Foto: Dieter Staniek

Wie lassen sich überflutete Straßen und Keller nach Starkregen künftig vermeiden – mit dieser Frage befasste sich der Betriebsausschuss für Bedburdyck-Ost. Deutlich wurde jedoch, dass das Problem weit über dieses Areal hinaus geht. Mehr als 30 Bürger aus mehreren Teilen von Bedburdyck, aus Gierath und Rath waren in die Peter-Giesen-Halle gekommen, stellten Fragen und wünschen sich rasche Abhilfe.

Frisch sind die Erinnerungen an den 15. August 2020, als in Bedburdyck und anderen Orten „Land unter herrschte“, nicht die erste Überflutung. Von bis zu sechsstelligen Schadenssummen berichteten Betroffene. Ein Problem sind große Wassermengen, die von landwirtschaftlichen Flächen östlich und südlich von Bedburdyck – immerhin von 70 Hektar – die Hänge herab- und in den Ort strömen.

Das Büro Hydro Ingenieure aus Düsseldorf hatte den Auftrag erhalten, Lösungsvarianten zu erarbeiten. Das Büro hat auf einer digitalen Karte Fließrichtungen und -mengen analysiert. Jan Schomaker-Loth und Ralf Bosbacher, die das Ergebnis präsentierten, ließen es auf dem Bildschirm virtuell regnen wie im August. Zu sehen war, dass sich ein beträchtlicher Teil des Regenwassers am östlichen Ortsrand sammelt, um dann über die besonders betroffene Martinusstraße in den Ort zu dringen.

Um unter anderem dies zu verhindern, schlagen die Experten ein Maßnahmenpaket vor: Am Ortsrand soll entlang der Broicher Straße eine 1,50 Meter hohe und 250 bis 300 Meter breite Barriere – ein Wall oder eine Spundwand – Fluten von den Hängen stoppen. Ein zusätzlicher Wall ein Stück vom Ort entfernt an der Hemmerdener Straße soll weiteres Wasser zurückhalten. Für den südlichen Ortsrand wird eine Regenwassermulde empfohlen. Die drei Projekte sollen knapp 11.000 Kubikmeter zurückhalten. Vierte Maßnahme ist die geplante Kanalvergrößerung auf der Martinusstraße. „Wir wollen mit dem Kanalbau in diesem Jahr starten“, kündigte Bürgermeister Harald Zillikens an.

Hinter der Realisierung der übrigen Maßnahmen stehen noch Fragezeichen. Die Stadt ist nicht im Besitz der nötigen Flächen. „Wir stehen mit Eigentümern in Gesprächen, verhandeln mit Hochdruck“, erklärte Zillikens. Auf die Frage von einem Bürger, wie denn Plan B aussehe, falls die Stadt auf die Flächen nicht zugreifen könne, erklärte Zillikens. „Einen Plan B gibt es nicht“, Flächen in der erforderlichen Größe könnten woanders nicht genutzt werden.

Allein an der Barriere an der Broicher Straße soll sich Wasser auf 1,2 Hektar Fläche sammeln. Bürger sehen noch etlichen Klärungsbedarf. Auch Straßen südlich der Martinusstraße und im Ortskern seien überflutet worden. Günter Winzen wies auf das geplante Neubaugebiet mit 34 Wohneinheiten hin. Seine Befürchtung ist, dass der Kanal in der Grevenbroicher Straße die Wassermengen aus dem vergrößerten Kanal der Martinusstraße sowie vom Neubaugebiet mit neu versiegelten Fläche nicht fassen kann.

Vertreter der Stadt erklärten, dass das Baugebiet im Rahmen des bereits vorgestellten Generalentwässerungsplans in die Berechnungen einbezogen worden sei. Zudem gilt laut dem Ingenieurbüro „ein Verschlimmerungsverbot“, die Situation werde nirgendwo schlechter werden, durch die gestoppten Wassermassen würden vielmehr auch andere Straßen entlastet. CDU-Fraktionschef Ralf Cremers, Zuhörer in der Sitzung, merkte nach der Diskussion an: „Wir wollen eine Gesamtbetrachtung – dass vorliegende Berechnungen für benachbarte Straßen vorgelegt werden.“

Beigeordneter Oswald Duda machte mit Blick auf Probleme auch in Gierath und Rath deutlich, dass auch dort an Maßnahmen gedacht sei. So ist an der Humboldtstraße in Gierath ein Regenrückhaltebecken geplant, für Rath ist eine Entwässerungsstudie in Auftrag. Die Bitte eines Bürgers an die Stadt: „Das ist ein guter Anfang. Machen Sie so schnell wie möglich weiter.“

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