Peter Jansen verabschiedet Abschiedssketch für Erkelenzer Alt-Bürgermeister

Erkelenz · Mit einem lustigen Kurzfilm hat sich die Stadtverwaltung von Peter Jansen verabschiedet. Der 62-Jährige erholt sich derzeit von einem schlimmen Sturz.

 Alt-Bürgermeister Peter Jansen, sein Double Winfried Weckert und Neu-Bürgermeister Stephan Muckel (v.l.).

Alt-Bürgermeister Peter Jansen, sein Double Winfried Weckert und Neu-Bürgermeister Stephan Muckel (v.l.).

Foto: Ruth Klapproth

Es war kein Abschied, der zu Peter Jansen passte. Still und leise schied der Mann, der 16 Jahre lang Bürgermeister von Erkelenz war, im vergangenen November aus seinem Amt. Die Monate im Voraus geplante große Abschiedsfeier mit mehr als 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Stadthalle? Corona verhinderte auch sie. Stattdessen gab es nur eine kurze Verabschiedung im engsten Verwaltungskreis in der Leonhardskapelle. „Es war ein sehr herzlicher und warmer Abschied, aber leider nur im kleinsten Rahmen“, sagte Jansens Nachfolger, Stephan Muckel.

Was seine Kollegen sich stattdessen für Jansen ausgedacht haben, war für den Alt-Bürgermeister aber vielleicht sogar noch bewegender: In einem 40-minütigen Video verabschieden sich alte Weggefährten von Jansen, von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bis zu Kindergartenkindern sind alle dabei. Gekrönt wird der von Ruth Klapproth gemachte Film von einem fünfminütigen Sketch, in dem sein Vorstand eine Sitzung simuliert. Gespielt wird Jansen von seinem Doppelgänger Winfried Weckert, der den Bürgermeister schon auf zahlreichen Stunksitzungen aufs Korn genommen hatte.

„Dieser Film ist mir wirklich nahgegangen“, sagte Jansen bei einer Vorführung im Rathaus. „Ich habe ihn auch zu Hause noch zwei-, dreimal mit der Familie geguckt und hatte jedes Mal Tränen der Freude und Rührung in den Augen.“ Mit der Welle an Botschaften und auch Briefen, die er seit seinem Ausscheiden erhalten habe, habe er „nie im Leben“ gerechnet: „Ich habe in den letzten Monaten erst erfahren, mit wie vielen Leuten ich über die Jahre eigentlich zu tun hatte. Ich habe ganze Berge von Briefen bekommen. So etwas geht mir an die Seele.“ Durch den Film sei er wieder im Kontakt mit alten Weggefährten, die er teilweise viele Jahre nicht gesehen habe.

Knapp ein halbes Jahr ist seit Jansens Ausscheiden vergangen. Der 62-Jährige sieht frisch und erholt aus – 13 Kilo hat er nach eigener Aussage abgenommen. Dass Jansen fit ist, ist derweil alles andere als selbstverständlich: Kurz nach seiner Verabschiedung stürzte er bei Dacharbeiten an seinem geliebten Wohnmobil von der Leiter, brach sich das rechte Handgelenk, den linken Oberarm, verstauchte sich einen Halswirbel und trug mehrere Platzwunden davon. „Zuerst hatten die Ärzte sogar die Befürchtung, dass ich querschnittsgelähmt sein könnte“, sagt Jansen. Mittlerweile gehe es ihm durch viel Physiotherapie aber wieder gut. „Die Ärzte sagen mir, dass ich richtig Glück gehabt habe. So gut überstehen einen solchen Sturz wohl nicht viele Leute.“

Über sein Abschiedsvideo kann er also weiterhin herzlich lachen. Winfried Weckert alias Peter Jansen diskutiert darin mit seinen Vorstandskollegen, was man zum Wohle der Bürger alles tun könnte. Der Erste Beigeordnete Hans-Heiner Gotzen soll höchstpersönlich für funktionierende Zapfhähne bei allen städtischen Anlässen sorgen, der technische Beigeordnete Ansgar Lurweg soll die Ampel an der Aachener Straße gegen einen Kreisverkehr austauschen. Kämmerer Norbert Schmitz soll für „Grillmärkte mit Bier und Biermärkte mit Grill sorgen“, Hauptamtsleiter Heinz-Josef Lenzen den Desinfektionsschutz – schließlich habe man in Erkelenz schon seit Langem ein eigenes Hygiene-Konzept: „Eine Hand wäscht die andere.“

Seine Aufträge schreibt Weckert alias Jansen für seine Vorstandskollegen auf Bierdeckel – dahinter steckt eine Anekdote, wie der echte Peter Jansen im Rathaus erzählte: „Wenn du als Bürgermeister bei offiziellen Anlässen oder in Vereinen unterwegs bist, hast du nicht immer Papier dabei. Aber Bierdeckel liegen immer herum.“ Auf denen habe Jansen sich an Wochenenden also stets die Wünsche, Kritik und Anregungen der Bürger notiert und die Bierdeckel dann bei den Vorstandssitzungen montags an seine Kollegen weitergegeben. „Das ist also eine echte Szene, die so gelaufen ist“, gab Jansen lachend zu.

Weckert lobte das Schauspieltalent der Beigeordneten. Dabei sei er zunächst von der Idee, einen kleinen Film zu drehen, nicht überzeugt gewesen: „Als ich die Anfrage bekam, war ich erst skeptisch. Ich habe direkt gesagt, wenn ich das mache, dann muss es stunkig sein.“ Nach dem ersten Treffen mit dem Verwaltungsvorstand sei aber schnell klar gewesen, dass es funktioniert.

Der Erste Beigeordnete Hans-Heiner Gotzen sagte: „Wir haben versucht, das darzustellen, was in 16 Jahren prägend war. Das Menschliche, das gute Miteinander zum Wohle der Bürger, das wollten wir zeigen, und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.“

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