Jüchen Ein Leben für die Kunst der Falknerei

Jüchen · Der 60-jährige Horst Brings aus Hackhausen bejagt mit seinen Wüstenbussarden nicht nur die Kaninchen auf Friedhöfen. Der zertifizierte Falkner ist nach eigenen Angaben auch Deutschlands einziger Falkenzeugmeister.

 Falkner Horst Brings mit einem Wüstenbussard, der auch zur Kaninchenjagd auf Jüchener Friedhöfen eingesetzt wird.

Falkner Horst Brings mit einem Wüstenbussard, der auch zur Kaninchenjagd auf Jüchener Friedhöfen eingesetzt wird.

Foto: Gundhild Tillmanns

Mit dem Frühjahr gibt es auch auf den Jüchener Friedhöfen wieder ein Kaninchenproblem. Die Muttertiere, die jetzt mit der Aufzucht ihrer Jungtiere beschäftigt sind, fressen mit Vorliebe die frischen Frühlingsblumen von den Gräbern. Da aber noch Schonzeit ist, kann sich Falkner Horst Brings aus Hackhausen zur Kaninchenjagd auf den Friedhöfen im Augenblick nur bereithalten. Zupacken dürfen seine Wüstenbussarde erst wieder im September. Bis dahin empfiehlt die Gemeinde, die Langohren mit Kaninchendraht oder mit stinkenden Vergrämungsmitteln von den Gräbern fern zu halten.

 Solche Raubvogelhauben fertigt Horst Brings als Falkenzeugmeister an.

Solche Raubvogelhauben fertigt Horst Brings als Falkenzeugmeister an.

Foto: Gundhild Tillmanns

Keine Schonzeit gibt es indes bei dem 60-jährigen Falkner, der seine ganze Familie bis hin zur Enkeltochter in sein zeitaufwendiges Hobby mit einbindet. Wenn er mal verreist, wie jüngst zum großen Falknerfestival in Dubai, dann kümmert sich seine Familie um die vielen Greifvögel, die er auf der großen Wiese hinter seinem Haus hält und trainiert.

 Ein Ei, das ein Raubvogelweibchen nicht ausbrüten wollte.

Ein Ei, das ein Raubvogelweibchen nicht ausbrüten wollte.

Foto: Gundhild Tillmanns

So wie bei den Kaninchen, gibt es zur Zeit auch Junge bei den "Zöglingen" des Falkners. Ein brütendes Muttertier beobachtet er aber nur über seine Webcam, um sie nicht zu stören: "Zwei Jungvögel sind schon geschlüpft", hat er am Bildschirm beobachtet. Vom Jungtier bis zum "Rentner", zwei Raubvögeln, die ihre besten Jagdzeiten schon lange hinter sich haben, finden die Greifer ihr Domizil bei Horst Brings, der seinen ersten Falken schon im Alter von zwölf Jahren aufgezogen hatte. "Der war aus dem Nest gefallen und ich hatte ihn gefunden", erinnert er sich. Aus Büchern brachte er sich zunächst selbst bei, die edlen Raubvögel zu hegen. Und mittlerweile ist Brings, der nach seiner Berufstätigkeit als Elektromechaniker jetzt im Vorruhestand ist, ein zertifizierter Falknermeister nach dem Bundeswild- und Bundesjagdschutzgesetz und sogar "Deutschlands einziger Falkenzeugmeister", wie er selbst sagt.

Denn in seiner hauseigenen Werkstatt fertigt Horst Brings all' das Zubehör an, das zur Falknerei gehört. Darunter sind auch die ledernen Hauben für die "Räuber der Lüfte", die Brings mal nach arabischem, indischem, mongolischen oder europäischen Vorbild anfertigt. Nicht nur die Ausrüstungsgegenstände, auch die Falknerei selbst sei in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich, stellt er bei seinen Aufenthalten in den Arabischen Emiraten fest: "Bei den Arabern ist die Falknerei ein Statussymbol. Dort wird das Wild in der Wüste einige Tage vor der Jagd eigens ausgesetzt. Wir in Europa müssen uns die Jagdbeute regelrecht erarbeiten. Das ist hier die hohe Kunst der Falknerei", sagt der Falkner und Züchter stolz. Denn aus der "Kinderstube" der Greifvögel in Hackhausen stammen auch viele Wüstenbussarde und andere Raubvögel, die bundesweit in Kreisen anderer Liebhaber ihre Abnehmer finden. Dabei lebt Horst Brings in einer der waldärmsten Kommunen weit und breit, so dass er sich seine Jagdreviere regelrecht erfahren muss. In den Wäldern von Titz, im Stadtpark von Bergheim und bald wieder auf Jüchener Friedhöfen findet er seine Reviere.

(NGZ)
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