Lesung Spannende Lesung rund um „Beziehungskisten“

Hückeswagen · Es ist ein Konzept, das nun schon seit einiger Zeit aufgeht: Die Tische in Sandra‘s Bistro an der Islandstraße waren am Montagabend wieder fast alle belegt, als die Autorinnen Kiane l‘Azin aus Lindlar und Irmgard Hannoschöck aus Hückeswagen zur bereits zweiten Autorenlesung des noch neuen Jahres einluden.

 Irmgard Hannoschöck war eine der Autorinnen.

Irmgard Hannoschöck war eine der Autorinnen.

Foto: Jürgen Moll/Jürgen Moll (Archiv)

Bevor die beiden Autorinnen ihre Geschichten rund ums Thema „Beziehungskisten“ vorlasen, konnten sich die Besucher mit einem hausgemachten Imbiss stärken. Nötig war die Stärkung vielleicht auch gerade aus dem Grund, weil die Geschichten durchaus ihre ernsten und abgründigen Momente hatten. „Ich schreibe viel über zwischenmenschliche Themen, aber nicht flauschig-romantisch“, sagte die Lindlarer Autorin schmunzelnd über sich selbst, auch wenn sie sonst eher im Bereich der Fantasyliteratur zu Hause sei.

Und in der Tat, es wurde in den vorgelesenen Geschichten thematisch nicht unbedingt das Sujet einer Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström entwickelt. Etwa in Hannoschöcks erster Geschichte „Will und Lotte“. Darin erzählte die Hückeswagener Autorin, inspiriert vom Film „Wolke 9“ des Regisseurs Andres Dresen, von der Liebe im Alter, der durch den Tod getrennten Liebe, die durch Erinnerungen an das Früher teils schmerzhaft weiterlebt. Auch in l‘Azins erster Geschichte „Mädchen“ ging es nicht um Herzschmerz im Sonnenschein, sondern um die Angst und nicht zuletzt den Terror einer fehlgeleiteten Liebe, die im Stalking und möglicherweise, das Ende blieb offen, sogar im Mord münden kann.

Zusammen mit der leicht abgründigen und intensiven Erzählweise der 30-jährigen Autorin mit den kurzen grünen Haaren, konnte man bei dieser Kurzgeschichte – bei der man unwillkürlich an eine verschriftlichte Form von Falcos Vergewaltigungs-Drama „Jeannie“ denken musste – durchaus auch im schönen Ambiente von Sandra Lohs Bistro eine Gänsehaut bekommen. Danach war die Frage nach einem weiteren Getränk beinahe erleichternd, wirkte das Lachen einzelner Gäste doch durchaus noch ein wenig angespannt.

Im Anschluss ging es mit Hannoschöcks Geschichte „Désirée“ ins Genre der Regional-Science-Fiction. Da waren im Bergischen Androiden-Prostituierte die Regel, die sich im Laufhaus um ihre Freier kümmerten – aber trotz ihres Maschinenwesens über Gedanken und Gefühle verfügten. Ganz nebenbei ging es aber auch um modernen Sklavenhandel – starker Tobak!

Ebenso wie l‘Azins Geschichte „Schauspielbruch. Wenn das Leuchten aufhört und es nicht dunkel wird“, die sich ebenfalls auf abgründige Art mit dem Thema der unerwiderten Liebe beschäftigte. Auch im weiteren Verlauf des Abends wurde es abgründig, witzig, traurig, aber auf jeden Fall wurde zum Nachdenken angeregt. Und auch wenn, räumlich bedingt, im Bistro bei Sandra nicht so viel Platz für Publikum ist, kam man doch nicht umhin, beim Blick durch das Bistro zu dem Schluss zu kommen, dass es sich um die ideale Örtlichkeit für diese Art der Lesungen handelte.

Hinweis Die nächste Lesung findet am Montag, 18. März, statt. Mit dabei sind Christine Kaula und Andreas Wöhl. Gelesen wird zum Motto „Unheimlich kriminell – Gruseliges und heitere Krimis“.

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