Hückeswagen Unterkünfte für Asylbewerber bald knapp

Hückeswagen · Noch hat die Stadt Wohnkapazitäten für Flüchtlinge frei. Bis zum Ende des Jahres dürfte sich das aber ändern, denn ihre Zahl wächst um etwa 50 Prozent. Immerhin ist das neu erworbene Haus an der Kölner Straße bis Mitte Juni bezugsfertig.

 Das Haus Kölner Straße 51 hat die Stadt kürzlich gekauft. Von den fünf Wohnungen sind zwei bewohnt, die übrigen drei sollen für Flüchtlingsfamilien bereitgestellt werden. Zurzeit wird das Gebäude saniert.

Das Haus Kölner Straße 51 hat die Stadt kürzlich gekauft. Von den fünf Wohnungen sind zwei bewohnt, die übrigen drei sollen für Flüchtlingsfamilien bereitgestellt werden. Zurzeit wird das Gebäude saniert.

Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Derzeit leben 83 Asylbewerber in Hückeswagen - 138 könnten es bis Ende des Jahres sein. Das ergab eine Hochrechnung, die Verwaltungsmitarbeiterin Sabine Erxleben in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses vorstellte. "Wir haben in den ersten vier Monaten des Jahres 28 Asylbewerber zugewiesen bekommen", erläuterte sie. Die Wohnsituation sei derzeit noch entspannt. 27 Männer leben im Übergangswohnheim in Scheideweg. Damit sind dort 71 Prozent der vorhandenen 38 Plätze belegt. Weitere 38 Flüchtlinge leben in städtischen, 17 in angemieteten und drei Familien in selbst gemieteten Wohnungen.

Das ergibt zwar mehr als 83 Asylbewerber, doch arbeitende Personen, die für ihre Unterbringung selbst zahlen, werden in diese Statistik nicht eingerechnet. Ein Großteil der Flüchtlinge (14) kommt aus dem Kosovo, Eritrea und Serbien (je acht).

Die Hochrechnung der Stadtverwaltung ergibt, dass am Jahresende 29 Unterbringungsplätze fehlen werden. Nicht miteingerechnet wurde dabei das Haus Kölner Straße 51, das die Stadt erworben hat und derzeit renoviert wird. "Die groben Umbauarbeiten wie Putz und Elektrik sind gemacht. Nun wird innen tapeziert und neue Böden verlegt", teilte Sabine Erxleben den Politikern mit. Die alten Teppichböden hätten aus hygienischen Gründen nicht in den Wohnungen belassen werden können. Bezugsfertig soll das Haus Mitte Juni sein und Unterkunft für zirka 20 Personen bieten. Zwei Wohneinheiten sind bereits von langjährigen Mietern bewohnt.

Als Pate für Asylbewerber engagiert sich Udo Fiebig. Als sachkundiger Bürger berichtete er im Sozialausschuss sehr emotional von seinen Erlebnissen mit einer sechsköpfigen serbischen Familie. "Als Pate erlebt man erstaunliche Dinge. Es macht richtig Spaß", erzählte er. Die Familie erhielt einen Receiver, Pfannen, Töpfe und Geschirr. "Die Spendenbereitschaft der Hückeswagener ist groß", versicherte Fiebig. Zudem half er als Pate, das richtige Schulmaterial für die Kinder zu besorgen und begleitete das Ehepaar zum Ausländeramt. Am Mittwochnachmittag wird gemeinsam mit anderen Flüchtlingen in der Küche der Erich-Kästner-Schule gekocht, gegessen und deutsch gesprochen. Die Kreuzkirche bietet Spielenachmittage an, die Kolpingsfamilie Filmeabende, der Stadtsportverband ein Fitnesstraining.

Der Rentner nutzt seine Lizenz als Deutschdozent, um für Ausländer tätig zu sein. Die katholische Gemeinde stellt Räume zur Verfügung, in denen montags und donnerstags je zwei Stunden unterrichtet wird. Eine zweite Gruppe lernt im Gemeindehaus der Freien evangelischen Gemeinde Lindenbergstraße, eine dritte wird sich künftig in der Stadtbibliothek treffen.

Die Angebote hat die Stadt Hückeswagen in einer neuen, mehrsprachigen Infobroschüre zusammengefasst, die den Asylbewerbern bei ihrer Ankunft oder den hier lebenden Flüchtlingen am Zahltag übergeben wird. Noch wesentlich dicker ist ein Informationsblatt für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsbetreuung. In dem 15-seitigen Ausdruck sind wertvolle Tipps, Anlaufstellen und Angebote aufgeführt, an die sich die Paten wenden oder die sie den zu betreuenden Personen vermitteln können.

Sabine Erxleben berichtete im Ausschuss zudem davon, dass sie eine Beschleunigung des Asylverfahrens beobachte. So werden Asylbewerber aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten, wie beispielsweise Serbien und Kosovo, relativ zügig abgelehnt. Laut Bescheid müssen diese Flüchtlinge innerhalb eines Monats ausreisen. Bis zur Ausreise muss die Stadt dennoch für eine Unterkunft sorgen. "Einige sind trotz Ablehnung seit Jahren geduldet", berichtete Sabine Erxleben aus der Praxis.

(heka)
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