Hückeswagen Jugendliche kriegen Schnaps

Hückeswagen · Das Ordnungsamt hat zwei 16-Jährige Alkohol kaufen geschickt. Bilanz: In vier von neun Geschäften in Hückeswagen bekamen die Testkäufer Hochprozentiges – ohne den Ausweis zu zeigen. Die Verkäufer müssen Bußgeld zahlen.

 Die Versuchung ist groß: Ein Jugendlicher steht im Supermarkt vor einem Regal voller Schnapsflaschen. Viele Händler verkaufen verbotenerweise Hochprozentiges an Minderjährige.

Die Versuchung ist groß: Ein Jugendlicher steht im Supermarkt vor einem Regal voller Schnapsflaschen. Viele Händler verkaufen verbotenerweise Hochprozentiges an Minderjährige.

Michael Kirch will kein Spaßverderber sein. "Wir haben nichts dagegen, wenn in der Wupperaue mal eine Flasche Bier getrunken wird", sagt der Leiter des städtischen Ordnungsamtes. Aber er setzt klare Grenzen. Wenn Kinder und Jugendliche sich mit hochprozentigem Alkohol betrinken, dann hört für Kirch der Spaß auf. "Das ist nicht akzeptabel."

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes landeten im Jahr 2009 fast 6600 junge Menschen im Alter zwischen zehn und 20 Jahren mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Die Zahlen sind in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Obwohl die Politik, Schulen, soziale Verbände und Vereine versuchen, die Öffentlichkeit für das Thema "Koma-Saufen" zu sensibilisieren, gibt es immer noch viele Händler, die Jugendlichen Hochprozentiges verkaufen.

Erschrockene Reaktionen

"Verbotenerweise", wie Roland Kissau, stellvertrender Ordnungsamtsleiter, klarstellt. Laut Jugendschutzgesetz ist die Abgabe von Spirituosen an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren untersagt. Am vorigen Montagabend war Kissau deshalb mit zwei 16-Jährigen und einem Vater auf "Alkohol-Streife" in Hückeswagen. In neun Geschäften (Super- und Getränkemärkte, Tankstellen) sollten die Minderjährigen Schnaps kaufen.

Ergebnis: Vier Händler händigten den Jugendlichen Schnaps aus, ohne nach dem Personalausweis zu fragen. "Erschrocken, teilweise zerknirscht" seien die Reaktionen gewesen, als Kissau die Verkäufer mit dem Gesetzesverstoß konfrontierte. "Normalerweise kontrolliere ich immer, aber es war zu viel zu tun", habe eine Kassiererin gesagt.

Im Juni 2010 hatte das Ordnungsamt erstmals Jugendliche zu Testkäufen losgeschickt. Damals tappten sechs von neun Geschäftsleuten in die Falle. "Das ist keine restriktive Maßnahme, sondern Prävention", sagt Kirch. Die Stadt wolle im Sinne des Jugendschutzes "Flagge zeigen". Zwei Geschäfte, die jetzt Alkohol an die 16-Jährigen verkauften, waren bereits 2010 aufgefallen.

Gegen alle Sünder wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, sie müssen zwischen 50 und 100 Euro Bußgeld zahlen. "Die Strafen bekommen die betroffenen Verkäufer", sagt Kissau. In den kommenden Tagen bekommen die Geschäftsführer zudem einen Brief vom Ordnungsamt. Darin werden sie aufgefordert darzulegen, welche Maßnahmen sie zum Jugendschutz ergreifen.

Weitere Kontrollen geplant

Michael Kirch kündigt bereits jetzt an, dass es in Zukunft weitere Testkäufe in Hückeswagen geben wird. "Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht", sagt er. Wann die Kontrollen angesetzt werden, wird nicht verraten.

(RP)
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