Hückeswagen Die ersten Kinder für die Sekundarschule

Hückeswagen · Die Chancen, dass im August die Sekundarschule starten wird, scheinen gut zu sein. Wollten doch schon gestern, am ersten Tag, viele Eltern ihre Kinder anmelden. Realschulleiterin Christiane Klur war über den Andrang positiv überrascht.

 Christiane Klur (l.) und Schulsekretärin Astrid Gerhardus begrüßen Maximilian Dreßen, den sein Vater Jörg für die Sekundarschule angemeldet hat. Die Schulleiterin hatte mit weniger Andrang am ersten Tag gerechnet.

Christiane Klur (l.) und Schulsekretärin Astrid Gerhardus begrüßen Maximilian Dreßen, den sein Vater Jörg für die Sekundarschule angemeldet hat. Die Schulleiterin hatte mit weniger Andrang am ersten Tag gerechnet.

Foto: Nico Hertgen

Nuria hat Katzen, Meerschweinchen und Kaninchen. Da kann der Berufswunsch der Zehnjährigen fast nur "Tierärztin" lauten. Doch die Viertklässlerin der Katholischen Grundschule weiß, "dass ich mich ganz doll anstrengen muss". Denn nach dem Abschluss der Klasse 10 möchte Nuria aufs Gymnasium wechseln und dort das Abitur machen.

Mutter Anja Kölsch meldet ihre Tochter bewusst für die Sekundarschule an: "Nuria hat die Realschul-Empfehlung. Und in diesem Bereich ist die Sekundarschule die einzige Möglichkeit, sie in Hückeswagen an einer weiterführenden Schule anzumelden." In der Sekundarschule sieht die Hückeswagenerin eine große Chance. Denn diese Schulform biete die Möglichkeit aller drei Schulabschlüsse. Der Hauptschulabschluss und die Mittlere Reife können auf der Sekundarschule, das Abitur später auf einem Gymnasium oder dem Berufskolleg Hückeswagen erreicht werden. Dort sogar im Rahmen einer dualen Ausbildung. Diesen Weg könnte Nuria in sechs Jahren gehen.

Aktuelle Anmeldezahlen darf Christiane Klur auf Anweisung der Bezirksregierung Köln nicht nennen. Sie lässt aber durchblicken, dass sie für den ersten Tag ganz gut sind. "Ich hätte mit weniger Andrang gerechnet", sagt die Leiterin der Realschule eine Stunde vor dem Ende des ersten Anmeldetags. Sie zeigt sich zuversichtlich, dass bis Freitagmittag die Mindestanmeldezahl von 75 Hückeswagener Kindern für die Sekundarschule erreicht wird.

Seit dem Ende der Fragebogenaktion für die Eltern der Dritt- und Viertklässler im November ist es bei ihr und dem Vorbereitungsteam der Real- und Montanusschule deutlich ruhiger geworden. Dafür war der Stress in den vorigen Monaten entsprechend hoch. Die Planungen der neuen Schulform dauerten rund zwei Jahre. "Wir haben viel auf die Beine gestellt", sagt sie. Zudem seien viel Zeit und — von der Stadt als Schulträger — viel Geld etwa in die Werbung investiert worden. "Wir haben jede Menge Gespräche mit den Eltern geführt und reichlich Überzeugungsarbeit geleistet", blickt die Schulleiterin zurück.

Christiane Klur zeigt sich sehr zufrieden darüber, "wie das Ganze gelaufen ist. Ich hätte mit keiner anderen Stadt tauschen wollen", lobt sie die Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Trotzdem beschäftigt sie das Thema immens: "Ich habe vorige Nacht von der Sekundarschule geträumt. Das tue ich normalerweise nicht", erzählt sie lächelnd.

Auf dem Flur vor dem Sekretariat wartet ein halbes Dutzend Mütter und Väter mit ihren Kindern. Jörg Dreßen ist mit seinem Sohn Maximilian gekommen; der Zehnjährige hat eine Realschul-Empfehlung. "Wir sind froh, dass er hierhin kommen kann", sagt sein Vater.

Für Karina Frorath war schnell klar, dass ihre Tochter Emely auf die Sekundarschule soll. "Denn Real- und Hauptschule werden in Hückeswagen irgendwann wegfallen", ist sie sich sicher. Ein wenig unwohl ist ihr zumute, dass dieser Jahrgang den "Eisbrecher" spielen muss. Schließlich gebe es mit der Sekundarschule noch keine Erfahrungen. "Wir stehen trotzdem voll und ganz dahinter", versichert Karina Frorath. Denn die individuelle Förderung der Kinder stehe im Vordergrund — "was will man mehr?"

Dieser Ansatz hat offenbar auch Jessica Wienert überzeugt, Mutter der neunjährigen Mia. Den Ganztagsbetrieb an drei Tagen sieht sie nicht als problematisch an, "auch wenn ich meine Tochter gerne zu Hause hätte". Aber es blieben ja noch vier Wochentage. "Und die Kinder sind bestimmt froh, drei Nachmittagen mal frei von ihren Eltern zu bekommen", sagt Jessica Wienert schmunzelnd.

Für Anja Kölsch ist der Ganztag hingegen das Negative an der neuen Schule. "Dadurch leiden doch die sozialen Kontakte", befürchtet sie. Die Mutter weiß aber auch, dass es an anderen Schulen nicht anders ist. "Machen wir halt das Beste daraus", zeigt sie sich kompromissbereit.

(RP)
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