Hückelhoven Neue Weiden für die "weiße Ware"

Hückelhoven · Die Hilfarther Rurtal-Korbmacher feierten wieder Weidenschälfest. Das Geräusch der Schälmaschine war früher im Ort Alltag. Heute gilt das handwerkliche Geschick beim Körbeflechten nur der Demonstration am und im Museum.

Jährlich an einem Sonntag im Mai leuchtet das Korbmachermuseum in Hilfarth besonders hell: Dann befreit eine ratternde Maschine die Weiden, der Grundstoff, der Rohstoff dieses Handwerks, von ihrer grün-braunen Schale, um das anbieten zu können, wofür die Hilfarther Korbmacher europaweit bekannt waren und sind - die "weiße Ware", denn unter der Schale ist das biegsame Flechtmaterial sehr hell.

Am Sonntag war das Schälfest 2018 im "Eigenheim" an der Nohlmannstraße angesagt, eine Feier, in der der Grill angefeuert, die Kuchen aus den eigenen Öfen geholt werden, die Bierhähne Ganztagsdienst haben und in Führungen den Besuchern die Entstehung und die fertigen Produkte nahegebracht werden. Natürlich gab's auch diverse alkoholfreie Getränke.

Heinz Knur, Vorsitzender des Vereins der Rurtalkorbmacher als Träger des Museums, konnte schon zum Start um elf Uhr eine stattliche Reihe von Besuchern "im schönen Innenhof" begrüßen, wo schon die Sonnenschirme begehrte Unterstände waren, wo auch das vom Hückelhovener Café Prada zur Verfügung gestellte Eis nicht nur bei den jungen Besuchern zügigen Absatz fand.

Und sogar die Jüngsten suchen in Begleitung von Eltern oder Großeltern den früheren Wirtschaftshof des vor 200 Jahren geschlossenen Klosters auf, um sich über das Handwerk informieren zu lassen, das in besten Zeiten allein in Hilfarth mehreren Hundert Menschen bis nach dem Zweiten Weltkrieg Beschäftigung und Einkommen verschaffte.

Von daher sind noch die geschickten Hände gelernter Korbmacher zur Verfügung, um live Kindern Ringe oder den so genannten Schlengel zu formen, einen Weidenkranz, der in Vor-Lego-Zeiten Spielzeug war, mit einem angeflochtenen Zopf zur Schleuderwaffe wurde. Ganz böse Schlingel mengten einen Metalldraht in den Schlengel und schleuderten ihn auf die Überland-Elektroleitungen - mit "Erfolg", denn alle Endgeräte im Bereich standen still, einschließlich der Weidenschälmaschinen.

Die stand jetzt allerdings nur selten still, ein Geräusch, das früher in Hilfarth werktags zur Hör-Kulisse gehörte. Es wirkt seit Jahren nur noch sonntags, einmal jährlich zu dem Fest, an dem die selbstgezogenen Weiden, nach dem Schnitt im März und dem Aufenthalt mit den "Füßen" in Wasser-Wannen im Mai geschält werden, frisch-grünes Laub am oberen Ende zeigend. Die "Wanne" hat für die Korbmacher besondere Bedeutung, hießen die Flechter früher "Wannmacher", nachgewiesen erstmals als Bruderschaft 1533 in Hückelhoven.

(isp)
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