Wasserturm mit traumhaftem Ausblick Wohnen im Turm auf dem Wadenberg

Hückelhoven · Er ist ein Solitär und soll einer bleiben, auch wenn er bald ein Brüderchen bekommt: Der Wasserturm auf dem Hückelhovener Wadenberg, dessen schönstes Alleinstellungsmerkmal der beste Blick der Region ist.

 Familie Greven packt den Wasserturm an - v.l.: Justine, Franz-Peter, Alistair und Anke Greven.

Familie Greven packt den Wasserturm an - v.l.: Justine, Franz-Peter, Alistair und Anke Greven.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Haben wird einen fantastischen Ausblick in naher Zukunft Alistair Greven – der angehende Architekt hat das zwar schlichte, dennoch markante Ziegelgebäude mit Vater Franz-Peter Greven, bekannter Hückelhovener Architekt, erworben und die Neugestaltung zum Wohnraum erstellt. Einfluss auf die Gestaltung hatte der Denkmalschutz – das machte auch einen Neubau gleich nebenan mit Brücken-Verbindung nötig, das Brüderchen. Und schafft zusätzlichen Wohnraum in attraktivster Lage.

Denkmalschutz erhält Erhaltenswertes, aber Erhaltenswertes erhält sich nicht von selbst, es muss sich wirtschaftlich darstellen lassen. Und so schafft der Kompromiss der Grevens mit der Landes- und der städtischen Denkmalschutzbehörde neuen Wohnraum, denn der Wasserturm als Spezialgebäude mit der mehr als elf Meter hohen Stahlbeton-Rundwanne, besser: Zylinder, und dem quadratischen Grundriss von außen 8,88 und innen etwa acht Metern ist als Solitär nicht als Wohnraum darstellbar. Denn der Tank muss erhalten werden, darf nur für Fensteröffnungen, allerdings nicht nach Norden, durchbrochen werden, nach Westen wird er per Glasfläche in (fast) voller Höhe sichtbar sein. Im Turm selbst werden zwei Wohnungen geschaffen, die über jeweils zwei Stockwerke reichen, die untere ist vom Parterre aus begehbar, die obere über den völlig neuen Kubus mit drei Wohnungen aus dem dritten Obergeschoss über eine Brücke, die auch selbst zwei Etagen hat.

Mehr als drei Meter Abstand zwischen den Kuben lassen das Ur-Design des Turms zur Wasserversorgung der Bergmannssiedlungen auf dem Wadenberg, Schlee und Hansberg bestehen – der Ziegelbau bleibt erkennbar. Sophia-Jacoba unterhielt in den 1920-er Jahren zeitweise eine eigene Ziegelei, da die vorhandenen Hersteller der Umgebung den Bedarf der Zeche für Betriebs- und Wohnungsbau nicht decken konnten. Um eben den Ziegelbau-Charakter nicht zu beeinträchtigen, wird der Wohnungsneben-Neubau hell verputzt, darüber hinaus darf er die Höhe des Denkmals, total 17,76 Meter nicht erreichen, bleibt unterhalb der Turm-Traufe von 12,38 Meter. Geht dafür aber mit einem Untergeschoss in die Tiefe, was der Turm, auf Höhenmeter 95 über Normal-Null gelegen, nicht nötig hatte, schließlich spielte sich schon der Kohleabbau-Betrieb in der Tiefe ab.

Vier der fünf für das Objekt notwendigen Fahrzeugstellplätze werden auf dem insgesamt 847 Quadratmeter großen Grundstück an der Van-Woerden-Straße geschaffen, der Neubau bekommt eine Garage im Untergeschoss und einen Aufzug, die Parterrewohnung eine Terrasse, die beiden Obergeschosse einen Balkon. Die Wohnung in Parterre und erstem Obergeschoss im Turm erhält einen Garten mit Terrasse, der Neubau eine Dachterrasse, die auch für die obere Turmwohnung genutzt werden kann, die Gesamtanlage wird eingegrünt. Die vorhandene Spindeltreppe zur Begehung des Anfang der 1950-er Jahre aus der Nutzung genommenen Wasserturms wird im zweiten Geschoss der oberen Wohnung als Verbindung zum Dachgeschoss eingebaut, das wiederum mit Studio-Atelier-Atmosphäre veredelt wird, die vorhandenen Dachfenster dürfen dazu etwas vergrößert werden. Der Neubau bildet einen städtebaulichen Übergang vom Turm bis zur zweigeschossigen Bebauung von Klose- und Van-Woerden-Straße sowie dem Lungstraßplatz. Eines der typischen Siedlungs-Gässchen, das vom Turmgelände aus die Hintergärten der Häuser von der (parallelen) Van-Woerden- und Klosestraße erschließt, bleibt erhalten.

Die beiden Turmwohnungen bieten gut 90, die Neubauwohnungen rund 66 Quadratmeter Wohnfläche mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Esszimmer, Küche und den zugehörigen Nebenräumen. Und laut den Planungszeichnungen der Grevens passt ins Turm-Erdgeschoss sogar ein Kicker-Tischfußballgerät.

Für die Grevens ist demnach der Wasserturm kein vordergründiges Renditeobjekt, Franz-Peter Greven erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir haben das markante Gebäude mit einer ziemlichen Leidenschaft erworben. Weitere Projekte in der Siedlung haben wir nicht vor, allerdings ist mit den 87 Wohnungen, die das Bergbau-Folgeunternehmen ‚Vivawest‘ anstelle der historischen Bergmannshäuser in der Brassertstraße derzeit verwirklicht, eine Initialzündung für das Wohnquartier rund um den Wasserturm gegeben.“

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