Musikinstrumenten-Werkstatt Cembalo und Hackbrett aus heimischem Holz

Hückelhoven · Gitarren aus Mooreiche, seltene Instrumente wie Spinett und Cembalo - Christoph Pesch baut Unikate in seiner Werkstatt am Markt.

 Instrumentenbauer Christoph Pesch arbeitet in seiner Werkstatt am Hückelhovener Markt an einer Gitarre.

Instrumentenbauer Christoph Pesch arbeitet in seiner Werkstatt am Hückelhovener Markt an einer Gitarre.

Foto: Jürgen Laaser

Cembalo, Spinett und Reise-Harfen sind seine große Leidenschaft. Im Sommer 2017 eröffnete Christoph Pesch seine kleine Werkstatt für Musikinstrumente am Hückelhovener Markt. „Was ich hier mache, ist ein Abenteuer“, sagt der gelernte Schreiner, der in Borschemich bei der Firma Boss Raumgestaltung sein Handwerk erlernte.

Der 50-Jährige, der aus Mönchengladbach stammt und in Wegberg lebte, ist, wie er selbst sagt, mit Musik aufgewachsen. Die Eltern spielten Oboe, Klavier, Querflöte und Akkordeon. Orgel und Keyboard wurden ihm schon im Kindesalter beigebracht.

 Zupfinstrumentenbauer Christoph Michael Pesch tauscht einen Springer an einem vom ihm gebauten Cembalo aus.

Zupfinstrumentenbauer Christoph Michael Pesch tauscht einen Springer an einem vom ihm gebauten Cembalo aus.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

In Borschemich während der Ausbildung wuchs seine Affinität zum Material. „Ich hatte dort viel Zeit, mit Holz umzugehen“, erinnert sich der Vater von neun Kindern. Firmenchef Josef Boss habe ihm viele Freiheiten gelassen und sein Talent gefördert.

Für jedes Unikat, das in seiner kleinen Werkstatt in monatelanger Arbeit entsteht, nimmt er sich viel Zeit. Das hat seinen Preis. „Aber wenn man etwas wirklich will, findet man auch einen Weg.“ Seinen begeisterten Kunden sagt er, dass sie „was fürs ganze Leben“ erworben haben. Dem häufigen Argument „Es lohnt sich nicht, ich spiele ja nicht jeden Tag“ entgegnet Pesch: „Glauben Sie denn, dass Mercedes-Besitzer die besseren Autofahrer sind?“. Außerdem erhöhe sich das Selbstwertgefühl des Besitzers, so seine Einschätzung.

Beim Herstellen – auch Gitarren aus seltenen Hölzern, Reise-Harfen sowie Hackbretter baut Christoph Pesch – setzt er vor allem auf einheimische Hölzer, vermeidet ganz bewusst weite Transportwege, um dem Ökologie-Gedanken Rechnung zu tragen. Ahorn, Obsthölzer, Eiche und Fichte gibt er ganz klar den Vorrang. „Wenn es so ist, dass die Brasilianer besseres Holz haben, dann hat die Natur das eben so vorgegeben.“

Aus seltenem Mooreichenholz fertigt er Gitarren an. Beim Anblick der Jahrhunderte alten Materialien, die anno dazumal zum Brückenbau verwendet wurden, um Kutschen das Überqueren einer Furt zu ermöglichen, gerät er ins Schwärmen.

Mit seiner Familie, die gemeinsam Hausmusik macht, lebte der Hückelhovener Cembalobauer lange Zeit in Bayern. Hier ließ er sich zum Meister im Zupfinstrumentenbau ausbilden. Bei der Meisterprüfung vor der bayrischen Handwerkskammer wurde er 2002 in München mit der Goldmedaille für außerordentliche Leistungen ausgezeichnet. Pesch wurde sogar Jahrgangsbester. „Nur zu bestehen, war mir zu wenig“, verrät er. Insgesamt 17 Jahre hat er im Freistaat verbracht, dort Chöre dirigiert und auch als Komponist gearbeitet.

In seinem Wohnzimmer steht ein Cembalo. Das seltene Saiteninstrument mit Tastatur und Zupfmechanik erlebte seine Blütezeit im 15. bis 18. Jahrhundert. Christoph Pesch möchte dazu beitragen, dass es nicht in Vergessenheit gerät, leiht seine Instrumente bei Bedarf auch an Kirchenchöre für Konzerte aus. „Mein Spinett oder Cembalo passen ohne Probleme ins Auto“, berichtet er schmunzelnd.

Auch Reparaturen nimmt er in seiner Werkstatt vor. Konzertbetreuungen inklusive Stimmen des Klaviers gehören ebenfalls zum Angebot des selbstständigen Instrumentenbauers.

Besonders in der Weihnachtszeit widmet sich die elfköpfige Familie dem Musizieren. Zwei Kinder sind inzwischen zu Hause ausgezogen. Dann treffen sich alle zum gemütlichen Beisammensein mit Adventsmusik. Sohn Widukind (16) spielt Kontrabass, der 14-jährige Adam Klarinette, der 21-jährige Andreas Cello, Matthias (23) Trompete, Viviane (19) Querflöte.

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