Haan Wetter hemmt Nistkastenputz

Haan · Weil der Regen die Böden aufgeweicht hat, liegen Hans-Joachim Friebe und Volker Hasenfuß bei der Winterreinigung der Nisthilfen hinterm Zeitplan zurück. Am Klärwerk Gruiten bauten Hornissen ein Riesennest.

 Weil der Platz im Nistkasten nicht ausreichte, erweiterten die geschützten Hornissen ihr Nest durch einen "Anbau".

Weil der Platz im Nistkasten nicht ausreichte, erweiterten die geschützten Hornissen ihr Nest durch einen "Anbau".

Foto: Volker Hasenfuß, AGNU Haan

Rund 350 Nistkästen gibt es im Stadtgebiet. Sie sollen im Frühjahr vielen Singvögeln geschützte Plätze bieten, an dem sie ihre Nester bauen und brüten können. Alljährlich im Winter sollten die Kästen gesäubert werden. Die beiden Landschaftswächter Volker Hasenfuß (Haan) und Hans-Joachim Friebe (Gruiten) sind in den Wintermonaten mit Leitern unterwegs, um einerseits Winterputz zu halten, andererseits aber auch um festzustellen, ob die Kästen angenommen wurden und wer darin gewohnt hat.

Das sind nicht immer nur Vögel. Am Klärwerk Gruiten entdeckten die Naturfreunde ein riesiges Hornissennest, das im Nistkasten begann und sich draußen als beeindruckender Anbau aus Holzraspel-Speichel-Material präsentierte. Viele hundert der unter Naturschutz stehenden Insekten hatten hier ein Volk gebildet. Manchmal treffen die Naturschützer aber auch auf andere Bewohner, Mäuse etwa. " Ich klopfe ich immer an, bevor ich die Klappe öffne", sagt Hasenfuß.

Die feuchte Witterung hat den Zeitplan aber durcheinander gebracht. "Im aufgeweichten Boden sinkt die Leiter ein. Das ist zu gefährlich, wenn wir zum Beispiel im Ittertal beim Säubern der Hohltaubenkästen in sechs Meter Höhe arbeiten müssen." Bisher haben Hasenfuß und Friebe gut 150 Kästen geschafft. "Wir sitzen in den Startlöchern und hoffen, dass wir in der nächsten Woche stramm weiterarbeiten können." Denn Ende Februar werden die Hohltauben aus dem Winterquartier zurückerwartet. Zum Glück, so Hasenfuß, seien die Nisthilfen für die Wasseramseln unterhalb der Brücken im Ittertal schon erledigt. "Bei dem Hochwasser könnten wir da nicht arbeiten."

Beim Reinigen haben die Vogelfreunde festgesetllt , dass die letzte Brutsaison eine recht gute war. Im Bereich Spörkelnbruch habe der Besatz bei mehr als 90 Prozent gelegen. Auf der Obstwiese Champagne dagegen seien von sechs Kästen nur zwei genutzt worden.

Froh sind die AGNU-Aktiven über die Bruten der Wasseramseln. Auch der Eisvogel ist einige Jahre nach dem Störfall im Klärwerk Gräfrath wieder an der Itter aufgetaucht. Enttäuscht stellte Hasenfuß fest, dass wieder einmal keine Halbhöhle Brutquartier war – hier sollten Garten- und Hausrotschwanz oder Grauschnäpper ihren Nachwuchs aufziehen. In der Hildener Heide hätte ein Trauerschnäpper-Pärchen einen geschlossenen Kasten zum Haus gewählt – möglicherweise aus Sicherheitsgründen wegen der starken Rabenkrähen-Population. Allgemein nehme die Vielfalt an Vogelarten ab. "Wir leiden hier sehr unter der intensiven Landwirtschaft und der zunehmenden Vernichtung freier Flächen", findet Hasenfuß einen Grund.

Sollte gar kein "richtiger" Winter mehr kommen und die Vegetationszeit früher beginnen, dann wäre das für die hiesigen Vögel kein Problem. Die Zugvögel aber fänden bei ihrer Rückkehr nicht die besten Plätze und würden womöglich für die eigene Brut den optimalen Zeitpunkt der Raupenentwicklung verpassen. "Die Zugvögel passen sich aber immer mehr an und fliegen zum Teil nicht mehr so weit weg." So überwintere die Mönchsgrasmücke inzwischen in Südengland.

(RP)
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