Hilden Qiagen bietet Abfindungen an

Hilden · Bis zu 150 Mitarbeiter sollen das Biotechnologie-Unternehmen Qiagen verlassen. Ihnen wurden Abfindungen angeboten, über die sie zurzeit nachdenken können. Die Gewerkschaft wurde nicht eingeschaltet.

 Der Firmensitz von Qiagen in Hilden an der Qiagenstraße

Der Firmensitz von Qiagen in Hilden an der Qiagenstraße

Foto: Archiv/Ola

Fast täglich macht der Biotechnologie-Konzern Qiagen im Moment durch neu erworbene Rechte und Zulassungen auf sich aufmerksam. Die jüngst von ihm vermeldeten Erfolge drehen sich um begleitende Diagnostiken bei Krebstherapien. Von den parallel verlaufenden Plänen, die Mitarbeiterzahl stark zu reduzieren, wird hingegen kein Wort gesagt. Es sei noch zu früh, Ergebnisse bekanntzugeben, erklärt Sprecher Dr. Thomas Theuringer auf Anfrage unserer Zeitung.

Die Personalkosten für bis zu 150 Angestellte will das Unternehmen einsparen. "Acht bis zehn Prozent" der deutschlandweit rund 1150 Mitarbeiter habe man entsprechende Vorschläge unterbreitet, und zwar "querbeet durch alle Funktionen und Abteilungen — ob Forschung und Entwicklung, Marketing oder Produktion", sagt Theuringer. In der Deutschland-Zentrale in Hilden arbeiten rund 1000 Leute.

Die betroffenen Mitarbeiter "haben nun die Möglichkeit, in Ruhe über das Angebot des Arbeitgebers in Form eines Aufhebungsvertrages nachzudenken", sagt Daniel Kaiser, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates. "Der Personalabbau soll, wie im Dezember mit dem Arbeitgeber verhandelt, über ein Freiwilligenprogramm erfolgen." Wie viele einen Aufhebungsvertrag unterschreiben werden, steht nicht fest. Kaiser rechnet damit, Ende Januar Genaueres sagen zu können.

Daniel Ubber betrachtet das Geschehen bei Qiagen mit Skepsis. Der Hildener Ortsverbandsvorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) bedauert, dass der Qiagen-Betriebsrat ihn nicht ins Boot hole. Denn der geplante Personalabbau grenze an eine Massenentlassung. "Bei einer tatsächlichen Massenentlassung wäre ein Sozialplan nötig", sagt er. Die Gewerkschaft habe dafür Leute mit entsprechender Erfahrung. Ob der Qiagen-Betriebsrat der Unternehmensführung bei den Verhandlungen gewachsen sei, wagt er zu bezweifeln — zumal der Betriebsrat, der vor etwa einem Jahr gewählt wurde, noch sehr jung sei. Nur etwa fünf der Mitarbeiter des Biotechnologie-Unternehmens seien gewerkschaftlich organisiert. Ubber glaubt, dass dies mit der Ausbildung der Belegschaft zu tun habe. "Die meisten Mitarbeiter dort haben studiert." Und viele Akademiker seien der Meinung, keine Hilfe durch eine Gewerkschaft nötig zu haben.

Ubber kann verstehen, wenn sich jemand durch eine hohe Abfindung überzeugen lasse, seinen Job zu quittieren. "Das Problem ist nur, dass es nicht so viele andere Chemie-Unternehmen gibt, die eine so hohe Zahl an Mitarbeitern aufnehmen könnten", sagt der Gewerkschaftsmann. Er befürchtet, dass etliche der Qiagen-Angestellten später auf der Straße stehen werden. Der Biotechnologie-Konzern, der die weltweite Wirtschaftsflaute und eine firmeninternen Umstrukturierung von der Forschung hin zur Diagnostik als Grund für den Personalabbau nennt, hat angekündigt, ausscheidende Mitarbeiter bei der Suche nach einem neuen Job professionell beraten zu lassen.

(RP/jco)
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