Hilden Rektor Kamps: Zum Abschied sehr verlegen

Hilden · Der Schulleiter der Grundschule Am Elbsee geht in den Ruhestand. Schüler, Kollegen und Eltern zeigten ihm bei der großen Feier zum Abschied, wie sehr sie ihn verehren.

 Wolfgang Kamps auf dem Thron, den seine Kolleginnen Christiane Gierke, Sanaa Koubaa und Sandy Keil (v. li. neben ihm ) bei der Stadt geliehen haben.

Wolfgang Kamps auf dem Thron, den seine Kolleginnen Christiane Gierke, Sanaa Koubaa und Sandy Keil (v. li. neben ihm ) bei der Stadt geliehen haben.

Foto: ati

Wolfgang Kamps mag es gar nicht, herausgehoben zu werden und sichtbar im Mittelpunkt zu stehen. Gestern musste er es allerdings aushalten, wobei er gar nicht im Mittelpunkt stand. Sondern saß: Die Grundschule Am Elbsee hatte ihren verehrten Rektor auf einen riesigen Thron mitten in der Turnhalle gesetzt, um ihn zu seinem Abschied in den Ruhestand zu feiern. Dort rutschte der 64-Jährige ein wenig verlegen von rechts nach links, baumelte mit den Beinen - und schaute zunehmend gerührt den Aufführungen zu, die die Kinder ihm zu Ehren einstudiert hatten.

"Er ist ein großartiger Teamleiter mit viel Gefühl für die persönlichen Belange seines Kollegiums", sagt Konrektorin Christiane Gierke über ihn und was sich hier vielleicht nüchtern liest, ist in Wirklichkeit die herzliche, fast gerührte Bilanz von 23 gemeinsamen Jahren als Lehrer an der gleichen Schule. Kamps kam 1986 an die Grundschule, Gierke 1991. Beide sind Teil eines inzwischen 30-köpfigen Pädagogen- und Helferteams, das für insgesamt 205 Schüler zuständig ist. Eines Teams übrigens, das in jedem Jahr für mehrere Tage gemeinsam nach Texel fährt, wie die langjährige Schulsekretärin Angelika Keller berichtet: "Alle freuen sich auf diese Fahrten, die Raum zu Gesprächen geben." Und die von Kamps vor etlichen Jahren initiiert wurden. Er selbst, Vater dreier Töchter und Großvater von sechs Enkeln, gilt als der Schulentwickler schlechthin.

Den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern führte er Mitte der 90er Jahre ein, zu einer Zeit, als das Wort Inklusion noch nicht geboren war. Der gebundene Ganztag geht an der Schule nun ins vierte Jahr und wird von immer mehr Eltern nachgefragt, wie Lehrerin Sandy Keil berichtet. Noch gibt es neben der Ganztagsklasse eine Halbtagsklasse in jedem Jahrgang, Bestand wird das nach Ansicht der Lehrer nicht haben.

Alle Jahrgänge und Klassen waren beim Programm einbezogen: Große und Kleine, Kinder mit "besonderem Förderbedarf" wie es neudeutsch heißt, und solche ohne hatten Szenen aus dem Schulleben einstudiert und gaben sie pantomimisch zum Besten. Klar, dass auch der Rektor nicht fehlen durfte: Die Rolle wurde von wechselnden Kindern eingenommen, die immer ein schwarzes Sakko trugen. Um Missverständnisse definitiv auszuräumen, war an die Hinterseite des Sakkos ein Schild angepinnt: "Kamps" stand darauf. Die Szenen, die die Kinder - fast komplett pantomimisch - spielten, reichten von der Karnevalsfeier übers Schulfest bis zum Hildanuslauf, dessen "Erfinder" ebenfalls Kamps war. Überhaupt: der Sport.

Den unterrichtete er, dessen Bruder Uwe Kamps bei den Borussen in Mönchengladbach im Tor stand, in seinen 44 Jahren als Lehrer immer besonders gerne. Er suchte und fand Talente wie die damalige Elbsee-Schülerin und heutige Spitzenathletin der LG Stadtwerke, Sanaa Koubaa. Sie gibt selbst noch bis zu den Ferien Sportstunden an der Schule - und war selbstverständlich beim offiziellen Abschied dabei.

Inoffiziell hofft das Kollegium, dass ihnen "unser Kamps" erhalten bleibt: Sei es, dass er zu Aktionen, Projekten und Festen der Schule kommt oder als Berater für sein Lebenswerk. "Denn das ist es", sagt Konrektorin Gierke. Sie möchte sich um seine Nachfolge bewerben, um das genannte Werk fortsetzen zu können, ohne womöglich zuwiderlaufende Ideen eines fremden Rektors. In dem Fall würde Sandy Keil gern zu ihrer Stellvertreterin. Alle Kollegen und der Förderverein "Gemeinsam leben lernen" haben angekündigt, Rektor Kamps noch ein besonderes Geschenk machen zu wollen. Welches, ist geheim - wegen der Überraschung. Und die Kinder? Sie haben gestern noch eine Fahrt ins Schullandheim nachgespielt und selbst Besuch von einem Clown bekommen. Den hatte ihr Rektor bestellt - um den Kindern eine Freude zu bereiten. Zu dem Zeitpunkt hatte sich Kamps mit seinem (übrigens weich gepolsterten) Thron abgefunden und genoss das Spektakel.

(RP)
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