Hilden Kesselsweier: Politik steht zu Naturschutz

Hilden · Die meisten Fraktionen im Stadtrat stellen das Nutzungskonzept mit Einfriedungen und Schafherde nicht in Frage.

 Der Zaun windet sich über die frühere Flugplatzwiese. Auf der linken Seite ist Platz für die Schafe, rechts führt die breite Wegzone entlang.

Der Zaun windet sich über die frühere Flugplatzwiese. Auf der linken Seite ist Platz für die Schafe, rechts führt die breite Wegzone entlang.

Foto: Staschik

Dr. Edda Hammerstein ist Vorsitzende des Tierschutzvereins Haan. 2012 brachte die streitbare Tierschützerin mit ihrer Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster die von der Stadt Hilden verordnete Anleinpflicht im Stadtwald zu Fall. Bei der Abwägung der Interessen zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Erholung auf der ehemaligen Flugplatzwiese am Kesselsweier komme der Mensch "absolut zu kurz", findet Hammerstein.

Auf der eingefriedeten Heuwiese ("Ich kann den Sinn des Zauns nicht erkennen") biete sich die Möglichkeit, "wieder für mehr Platz für diverse Freizeitaktivitäten zu sorgen". Die Haanerin fordert engagierte Hildener Bürger auf, "bei der Stadt vorstellig zu werden, damit das Nutzungskonzept erneut im Umweltausschuss bearbeitet wird".

Danach sieht es zurzeit nicht aus. Denn die Fraktionen im neuen Stadtrat stellen das Nutzungskonzept von Stadt und Kreis für den Kesselsweier nicht in Frage. Das ergab eine Umfrage unserer Zeitung. Rückblick: 2013 war im Umweltausschuss das Nutzungskonzept vorgestellt und von allen Fraktionen positiv zu Kenntnis genommen worden.

Etwa ein Drittel des 15 Hektar großen Landschaftsschutzgebietes soll in Heide zurückverwandelt und von einer Schafherde beweidet werden. Deshalb wird dieser Bereich mit einem 1,60 Meter hohen Zaun geschützt. Ein großzügiger Wanderweg (zwischen 15 und 30 Meter breit) erschließt das Areal. Der Rest wird als Heuwiese genutzt. Die neu formierte SPD-Fraktion habe sich mit dem Thema noch nicht befasst, sagte Fraktionsvorsitzende Anabela Barata: "Ich persönlich würde das jetzt nicht anpacken wollen." Der Konflikt zwischen Naturschützern, Erholungssuchenden und Hundehaltern dauere dort schon viele Jahre an. Auch die Bürgeraktion sieht keinen Anlass, sich mit dem Kesselsweier erneut zu beschäftigen, so Fraktionsvorsitzender Ludger Reffgen.

"Wir finden die gefundene Lösung okay", sagt Klaus-Dieter Bartel (Grüne). Für Hundehalter habe die Stadt Hilden bereits viel getan, erinnerte er an die Einrichtung der Hundewiese. Die jetzige Kompromiss-Lösung sei bereits ein Entgegenkommen für Hundehalter und Erholungssuchende, erklärt Rudolf Joseph (FDP): "Ich hätte mir gewünscht, das gesamte Areal für den Naturschutz zu nutzen." Die Kommune habe genügend Auslaufflächen für Hunde am Jaberg geschaffen. Der CDU-Fraktionschefin Marion Buschmann gefällt der hohe Zaun persönlich und optisch nicht: "Ich sehe aber keine Notwendigkeit, das zu ändern." Im Wahlkampf habe sie mit den Nutzern der Flugplatzwiese vor Ort gesprochen: "Da war nur ein Hildener dabei."

Nutzer-Konflikte auf dem Areal gab es in der Tat schon vor zehn Jahren, wie unsere Zeitung dokumentiert hat. Die Flieger waren auf die Hundehalter nie gut zu sprechen. Buddellöcher und Stöcke auf der Wiese gefährdeten die Flugzeuge und richteten jedes Jahr mehrere tausend Euro Schaden an, berichtete im Jahre 2004 Stefan Kulas vom Vorstand der Luftsportgemeinschaft Kesselsweier. Die Maschinen seien "von oben bis unten" mit Hundekot bespritzt gewesen. Nach langen Diskussionen stellte die Stadt Hilden ein Schild auf: "Hunde müssen angeleint werden."

Dieses Gebot wurde praktisch ignoriert. Tatsache war: Der Luftsportgemeinschaft fehlte das Geld, ihr Gelände einzuzäunen. Das Recht dazu hätten die Sportler gehabt. Denn das Areal war rechtlich gesehen Privatbesitz, von der Stadt Hilden gepachtet. Daran hat sich bis heute nichts geändert: nur dass es heute drei statt wie früher einen Pächter gibt.

Zwei der Pächter sind Hildener Landwirte, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Sie haben ihre Heuwiesen mit einem 1,20 Meter hohen Zaun eingefriedet - auf eigene Kosten. Dadurch wollen sie verhindern, dass Spaziergänger, vor allem auch solche mit Hunden, kreuz und quer über ihre Wiesen laufen und das Heu mit Hundekot verderben. "Immer mehr Landwirte im Kreis müssen auf diese Weise ihre Flächen schützen", beobachtet Achim Hendrichs, Umweltbeauftragter der Stadt Hilden. Laut Nutzungskonzept stehen den Bauern Zahlungen vom Kreis als Ausgleich für Düngeeinschränkungen zu. "Die nehmen die Landwirte aber nicht in Anspruch", betont Susanne Hei-mann von der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis.

(RP)
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