Hilden So flickt der Fachmann ein Fahrrad

Hilden · Radfahrer können von einem Platten kalt erwischt werden. Was dann zu tun ist, haben wir ausprobiert.

 Jürgen Wüsthoff vom ADFC hat RP-Mitarbeiterin Meike Sartorius fachmännisch und unbürokratisch geholfen.

Jürgen Wüsthoff vom ADFC hat RP-Mitarbeiterin Meike Sartorius fachmännisch und unbürokratisch geholfen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Route war geplant, das Fahrrad geputzt und noch einmal aufgepumpt und es konnte bei strahlendem Sonnenschein losgehen. Mit dem Rennrad die Felder und Wiesen in der Umgebung entlang. Doch kaum fuhr ich los, schon war sprichwörtlich die Luft raus: Ein spitzer Gegenstand auf der Straße bohrte sich in den dünnen Vorderreifen, der daraufhin langsam aber sicher an Festigkeit verlor. Nun war guter Rat teuer, doch zum Glück befand sich ganz in der Nähe die kleine Garage vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Dort war Jürgen Wüsthoff, Vorstand des Bezirks Langenfeld. Er legt jedes Jahr 12000 Kilometer auf seinem Weg zur Arbeit und bei zum Teil selbst organisierten Touren des ADFC zurück. Er erklärte, wie man meinen Standardfall repariert - und gab weitere Tipps:

Diagnose und Therapie "Wenn das Loch nur im Mantel oder der Decke, wie der Experte sagt, wäre", sagt der 61-Jährige, "würde die Luft zwar nicht austreten, aber der Reifen droht, irgendwann zu platzen." Bei meinem Fahrrad baut er das Rad aus und merkt schnell, dass auch der Schlauch, den er zunächst mit zwei Reifenhebern herausholen musste, ein Loch hat. Dann pumpt er diesen auf, um in einem Wasserbad zu sehen wo sich das Loch im Reifen befindet. Es blubbert. Die undichte Stelle ist schnell gefunden.

Zum Flicken trocknet er zunächst den Schlauch wieder ab und raut die kaputte Stelle mit Schmirgelpapier auf, damit die Gummilösung, die er danach punktuell aufträgt, besser haftet. "Viele kleben dann direkt den kleinen runden Flicken darauf, doch es ist wichtig, die Paste erst zehn Minuten antrocknen zu lassen" betont der Fahrradbegeisterte. Er setzt er den schwarzen Flicken auf das Loch und fädelt den Schlauch wieder vorsichtig und leicht aufgepumt zwischen Felge und Manteldecke. Das Rad kann wieder montiert werden.

Tipps "Oft haben Hobbyfahrer weniger als die empfohlenen vier Bar Luftdruck im Reifen und auch so können Löcher entstehen", so der Experte: Bei dem so genannten "Schlangenbiss" drückt sich beim Überfahren einer schärferen Kante der Mantel gegen die Felge und so entstehen dann die typischen zwei Eindrücke im Schlauch. Zu wenig Luft im Reifen belastet jedoch auch die Felge und die Speichen sehr stark und angesichts der diversen Schlaglöcher auf den Fahrradwegen bleibt das Rad so nicht lange rund; es fängt zu "eiern". Deswegen sei es wichtig, immer ausreichend aufpumpen - und das kann bei meinem Rennrad ruhig "knallhart bis auf acht Bar sein" sagt der Experte.

Eine weitere Situation, in die auch er schon einige Male geraten sei, ist die Kette, die gerne "abspringt". Auch hierbei müsse nur ein Handgriff angelegt werden, um sie wieder auf die so genannten Ritzel zu legen. "Danach hebt man das Rad leicht an und dreht den Hinterreifen einmal im Freilauf zurück, sodass die Kette sich automatisch wieder einfädelt. erläutert Wüsthoff. Doch nicht immer handelt es sich um so einfache Reparaturen wie diese, denn bei einem Speichenbruch muss so manch einer seine Tour für beendet erklären. "Je nachdem wie schwer das sonstige Gepäck ist, muss man die Fahrt stoppen, um den Reifen nicht zu schädigen und ab zwei gebrochenen Speichen sowieso."

Werkzeug Es gibt jedoch "Basics", die jeder Hobbybiker mit sich führen sollte: Wüsthoff zeigt auf seinen Erste Hilfe-Kasten, den er immer dabei hat. Daneben liegt auch ein kleines Flickenset, was nur rund vier Euro im Fahrradhandel kostet, und eine kleine Tasche gefüllt mit Schraubendrehern, Imbusschlüsseln und den Reifendrehern sowie dem Schlüssel, mit dem er mein Vorderrad herausgenommen hat. Eine Luftpumpe bringt je nach Lochgröße nicht sehr viel.

Jürgen Wüsthoff empfiehlt eine jährliche Inspektion des Fahrrads, mit der man "billiger als die für den Porsche davonkommt", wie er zwinkernd garantiert. Aber auch vor jeder größeren Tour ist es ratsam, sein Gefährt einmal zu kontrollieren. Neben dem Luftdruck sollte man auch immer die Bremsen checken, die man gegebenenfalls am so genannten "Bowdenzug" nachstellen kann. "Verschleißteil des Fahrrads ist die Kette" behauptet der ADFC-Vorstand. Sie wird durch Schmutz extrem in Mitleidenschaft gezogen und sollte so immer gut geputzt und ausreichend geölt sein. Unbedingt erforderlich und auch offiziell vorgeschrieben seien Lichter vorne und hinten am Fahrrad. Reflektoren reichen nicht aus, jedoch sind seit Neustem auch Batterielampen erlaubt. Lichtkontrollen bietet der ADFC demnächst auch an anbietet.

Wir verabschieden uns schließlich. Mein Fahrrad ist nach der fachmännischen Reparatur und den Infos auf alles gut vorbereitet.

(RP)
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