Museen in der Region Spinnen wie im 18. Jahrhundert

Ratingen · Das Industriemuseum Cromford in Ratingen zeigt nicht nur alte Maschinen, sondern auch herrschaftliches Wohnen.

 Die sogenannte Spinning Jenny ist voll funktionstüchtig.

Die sogenannte Spinning Jenny ist voll funktionstüchtig.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Im Jahr 1783 gründete der Wuppertaler Kaufmann Johann Gottfried Brügelmann an der Anger in Ratingen die erste Fabrik auf dem europäischen Festland. Darin standen nach englischem Vorbild nachgebaute Maschinen. Ob Brügelmann durch eine frühe Form der Industriespionage an die streng geheimen Pläne gekommen war, oder durch einen Mittelsmann in England, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

1890 geriet das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten, indem es der Konkurrenz nicht mehr gewachsen war. Es wurde wiederholt verkauft und in den 1920er Jahren in eine Genossenschaft umgewandelt, um 1977 schließlich aufgelöst zu werden. Heute befindet sich dort eine Niederlassung des LVR-Industriemuseums, in der die origal nachgebauten Maschinen gezeigt und auch vorgeführt werden.

Warum hingehen? Unter dem Dach des Industriemuseums Cromford vereinen sich die Baumwollspinnerei aus dem 18. Jahrhundert und das stattliche spätbarocke Herrenhaus der Familie Brügelmann. Immer wieder gibt es wechselnde Ausstellungen, die sich mit dem Thema Textil beschäftigen. Sehenswert ist auf jeden Fall die Dauerausstellung. Heute kann sich die erste mechanische Baumwollspinnerei außerhalb Englands rühmen, das weltweit einzige Museum zu sein, das die Verarbeitung vom Rohstoff Baumwolle zum fertigen Garn an originalgetreu nachgebauten Maschinen aus dem 18. Jahrhundert zeigt. Herzstücke sind das mächtige, hölzerne Wasserrad, das im 18. Jahrhundert über eine Transmission sämtliche Spinnmaschinen der Fabrik antrieb und heute der „Water Frame“, der ersten vollmechanischen Spinnmaschine, wieder die Energie liefert. Eine Ausstellung und Führungen zeigen aber auch die Arbeitsverhältnisse und die damit verbundene Kinderarbeit der damaligen Zeit auf

Im Herrenhaus, das der Unternehmer Brügelmann für sich und seine Familie neben seiner Fabrik erbauen ließ, zeigt die Dauerausstellung Ausschnitte aus dem Leben der Familie aus drei Generationen zwischen 1782 und 1846. Sie erzählt vom wirtschaftlichen Handeln wie auch von ganz privaten Dingen – den Lieblingsspeisen der Familienmitglieder, der Jagd, Heiratsabsichten, den Dienstboten oder den Vorbereitungen für ein Fest.

Regelmäßig werden Führungen zu bestimmten Themen angeboten, auch für Familien. Die nächste Mit-Mach-Führung für Kinder in Begleitung zum Thema „Baumwolle spinnen“, findet am Sonntag, 3. Februar, von 15 bis 16 Uhr statt. Kosten: Erwachsene 8 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 2,50 Euro.

Wen treffe ich im Museum? Familien, Schulklassen, Industrieliebhaber, Heimatkundler und Textil-Interessierte. Die aktuelle Ausstellung zur Mode des 60er Jahre dürfte vor allem bei Frauen auf Zuspruch stoßen. Sie ist noch bis Ende des Jahres zu sehen. Öffentliche Führungen sind beispielsweise am Sonntag, 24. Februar und 14. April von 11.30 bis 13 Uhr, sowie am Sonntag, 10. Februar und 17. März  von 14 bis 15.30 Uhr. Erwachsene zahlen 9 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 2,50 Euro.

Und einmal im Jahr strömen all diejenigen nach Cromford, die auf der Suche nach einem besonderen Präsent sind. Denn am ersten Adventswochende verwandelt sich Cromford in einen Weihnachtsmarkt. Dort stellen dann zahlreiche Kunsthandwerke ihr Produkte vor.

Was muss ich sonst noch wissen? Regelmäßig gibt es im Museum Sonderausstellungen wie die derzeitige Mode der 68er. Noch bis Ende des Jahres kann man sich die Kleidungsstücke wie Schlaghosen, Miniröcke und Fellmäntel anschauen. Der Förderverein des Museum ist darüber hinaus mit einem eigenen Programm aktiv. Parkfeste, das „Picknick im Park wie zu Brügelmanns Zeiten“, das „Jazz-Matinee“ vor dem Herrenhaus sowie auch die regelmäßig stattfindenden Cromford-Gespräche mit bekannten Gästen aus Wirtschaft und Kultur gehören zu dessen Angebot.

Und dann gibt es noch den kleinen, aber feinen Museumsshop. Zu finden sind dort Spiele für die Kleinen und ausgefallene Accessoires für die Großen, Textil-, Papier- und Schreibwaren sowie der Jahreszeit entsprechende Dekorationen für Tisch und Haus und vieles mehr.

Ach ja und im Gartensaal des Herrenhauses können sich Paare auch ganz romantisch das Ja-Wort geben. An bestimmten Samstagen im Jahr bietet das Standesamt Ratingen dort Trauungen an. Die ersten vier Termine in diesem Jahr sind allerdings schon ausgebucht. Die nächsten noch verbliebenen Möglichkeiten sind am 31. August und am 21. September. Buchungen sind ein halbes Jahr vorher möglich.

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