Zeitgeschichte und Zeitung in Hilden Vor 100 Jahren – Mordversuch an Waldschenke

Hilden · Wie lebten die Menschen vor 100 Jahren? Und welche Themen trieben sie um? Wir schauen ins Archiv und zeigen hier einen Auszug aus der Berichterstattung des Rheinischen Volksblattes, Hildener Zeitung und Tageblatt.

 Die Titelseite des Rheinischen Volksblattes am 27. November 1920.

Die Titelseite des Rheinischen Volksblattes am 27. November 1920.

Foto: Stadtarchiv

Am Freitag, 26. November 1920, gab es keine Ausgabe der Hildener Zeitung. Warum, erklären Verlag und Redaktion am 27. November: „Wie unsere Leser wohl schon wissen, zum mindesten aus dem Ausbleiben des „Rheinischen Volksblattes“ geschlossen haben, sind die Buchdrucker von Hilden dem Beispiele eines großen Teils des Düsseldorfer Arbeitskollegen gefolgt und in einen wilden Lohnstreik getreten. Infolgedessen konnte das „Rhein. Volksblatt“ vom vergangenen Montag an nicht erscheinen.“ Redaktion und Verlag sprechen von einer irreführender Darstellung der Buchdrucker und von einem „rücksichtlosen Über-den-Haufen-Rennen der seit fünfzig Jahren bestehenden Buchdrucker-Tarifgemeinschaft.“

Neben einigen Beschlüssen des Stadtrates (beispielsweise die „Bewilligung von 180.000 Mark für den Kauf und die Einrichtung des Hauses Walder Straße Nr. 161 als Säuglingsheim“) bestimmte eins den Lokalteil: „Mordversuch. Montag abend wurde an der Waldschenke im Hildener Stadtwald der Sparkassengegebuchführer Bleckmann von Haan in dem Augenblick verhaftet, als er seine Frau von zwei in Köln eigens zu diesem Zweck gedungenen Männern ermorden lassen wollte.“ Laut Bericht haben die Männer nach der Anwerbung auf einer „bekannten Straße“ in Köln die Polizei eingeschaltet. Sie sollten 4000 Mark für die Tat erhalten. Bleckmann, seine Frau und die zehn Jahre alte Tochter fuhren am Tattag nach Hilden, um sich die Weihnachtsausstellung anzuschauen. Auf dem Rückweg nach Haan, der zu Fuß an der Waldschenke vorbeiführte, sollten die Mörder zuschlagen. „Die Leute sollten hinzuspringen, die Frau erstechen und in den Teich werfen.“ Dabei sollten sie ihr die Tasche entreißen, damit es wie ein Raubüberfall aussieht. Die Polizei nahm Bleckmann an der Waldschenke am vereinbarten Tatzeitpunkt fest. Der Sparkassenmitarbeiter gab die Tat nach anfänglichem Leugnen zu. „Die ahnungslose Frau fiel in Ohnmacht. Bei der ersten Vernehmung gab Bl. an, dass seine Frau ihm das Leben zur Hölle gemacht habe.“ tobi

(tobi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort