Grevenbroich Zoo-Besuch für Behinderte

Grevenbroich · Behinderte Kinder dürfen einen Tag lang hinter die Kulissen des Krefelder Zoos blicken. Der Grevenbroicher Verein "Sternschnuppen" macht dieses besondere Erlebnis möglich. Tiere streicheln inklusive.

"Hallo! Will hier keiner ein Stück Apfel?", fragt der zehnjährige Florian und wedelt vor gierigen Ziegenaugen mit der Leckerei herum. Zusammen mit seinen Eltern, Jürgen und Claudia Prinz aus Grevenbroich, und seiner fünfjährigen Schwester Annika hat er das Programm-Angebot des Vereins "Sternschnuppen" angenommen. Für bis zu sechs behinderte Kinder, deren Eltern und Geschwistern organisiert der Verein mehrere Fahrten in den Krefelder Zoo.

Besonders lieben die Kinder den Blick hinter die Kulissen, den Biologin und Zoopädagogin Gabi Borg ein ums andere Mal möglich macht. "Florian ist geistig behindert, Annika mehrfach – sie ist ein ehemaliges Frühchen", erklärt die zweifache Mutter. Das tut der Liebe zu den Tieren aber keinen Abbruch. "Der Krefelder Zoo hat die richtige Größe, um die Kinder nicht zu überanstrengen", sagt Charlotte Häke, Vorsitzende der "Sternschnuppen" und Behindertenbeauftragte der Stadt Grevenbroich: "Es soll ihnen gut gehen".

Los geht es aber an diesem Tag mit dem Schnippeln der Äpfel für die Ziegen. Mit dabei ist auch Benedikt Küsters. Der 15-Jährige wird von seinem Stiefvater Jürgen begleitet, der sich als Selbständiger gerne einen halben Tag frei nimmt. "Ich lege großen Wert auf die Kommunikation zwischen den Kindern, das tut Benni immer sehr gut", sagt Küsters. Benedikt kann weder laufen noch sprechen, durch eine Stoffwechselkrankheit wird er sein Leben lang Windeln tragen müssen, erklärt Jürgen Küsters. Dennoch versteht er es, sich mitzuteilen – und der Ausdruck der Freude auf seinem Gesicht ist das größte Geschenk für Eltern und natürlich auch für Charlotte Häke. Auch Karin Röhl ist mit ihren beiden Kindern Yukatan (8) und Fee (3) dabei. "Wir wohnen erst seit einem Jahr in Grevenbroich", sagt Karin Röhl. Sie freut sich auf die besondere Zoo-Tour, "einmal hintenrum die Atmosphäre erleben". Yukatan ist Spastiker und Epileptiker, was das Familienleben laut Karin Röhl kaum beeinträchtigt. "Solange ich immer sein Notfall-Medikament dabei habe, ist alles gut".

An diesem Tag lernen die Kinder alle Zoo-Bewohner kennen, können sich an dem kleinen Nashorn-Baby kaum satt sehen. Zwischendurch lässt Gabi Borg sie immer mal wieder etwas anfassen, zum Beispiel echtes Kamelhaar, das sie aus einer Dose hervorzaubert. Die besondere Überraschung: Die Kinder dürfen Kaninchen streicheln und mit den Langohren schmusen. "Natürlich besichtigen wir auch das vor wenigen Tagen eröffnete Schmetterlingshaus", sagt Gabi Borg. "Da kann man zwar keine Tiere anfassen, aber sie fliegen um uns herum – und manchmal setzen sie sich auf die Menschen." Eines ist nach der rund zweistündigen Führung sicher: Langeweile hatte keiner und auch neue Freundschaften wurden geschlossen.

(NGZ)
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