Sozialdemokraten wollen den Parteivorstand verjüngen Wer wird Chef der Grevenbroicher SPD?

Grevenbroich · Die Sozialdemokraten stellen sich neu auf – und wollen den Parteivorstand verjüngen. Philipp Bolz (23) aus Allrath wird als möglicher neuer Chef des Stadtverbandes gehandelt. Auch der Frimmersdorfer Jürgen Linges (53) hat Interesse.

Die SPD in Grevenbroich befindet sich im Erneuerungsprozess. Nach dem desaströsen Wahlergebnis in NRW müsse sich die Partei nicht nur auf Landes- und Bundesebene neu aufstellen – „sie muss vor allem auch von unten aufgebaut werden“, sagt Stadtverbandsvorsitzender André Thalmann. „Daran arbeiten wir.“ Gemeinsam mit den Vertretern der drei Ortsvereine, der Ratsfraktion und Bürgermeister Klaus Krützen werden zurzeit Überlegungen für die künftige politische Arbeit in Grevenbroich angestellt.

 Philipp Bolz ist der Favorit von Bürgermeister Klaus Krützen.

Philipp Bolz ist der Favorit von Bürgermeister Klaus Krützen.

Foto: Berns, Lothar (lber)

In die Karten blicken lassen will sich Thalmann noch nicht, dafür sei es zu früh. „Es geht nicht nur um einen inhaltlichen, sondern auch um einen personellen Erneuerungsprozess“, deutet der gebürtige Schweriner an. Der Altersdurchschnitt im Stadtverband liege bei 60 Jahren, im Ortsverein Nord sogar bei 65. „Das ist auf keinen Fall etwas Negatives“, meint der SPD-Chef. „Aber zukunftsträchtig ist das auch nicht.“

 Auch Jürgen Linges hat Interesse am Vorsitz im SPD-Stadtverband.

Auch Jürgen Linges hat Interesse am Vorsitz im SPD-Stadtverband.

Foto: Georg Salzburg

Die SPD wolle sich daher jünger aufstellen – das gelte nicht nur für die Kandidaten, die 2020 zur Kommunalwahl antreten werden, sondern auch für den Stadtverbandsvorstand, dessen Neuwahl turnusgemäß im nächsten Frühjahr ansteht. Schlanker und jünger soll die SPD-Spitze in Grevenbroich werden, und sie soll künftig die Partei- und Fraktionsarbeit besser vernetzen. Wie das gelingen soll, verrät André Thalmann noch nicht – „wir sind mittendrin in der Arbeit, und es gibt noch keine Entscheidungen“.

Ob er im nächsten Jahr noch einmal für den Parteivorsitz antreten wird, lässt der Hemmerdener offen. Hinter den Kulissen wird aber davon ausgegangen, dass Thalmann aus privaten Gründen den Rückzug antreten wird – und es werden Namen von zwei Männern gehandelt, die sich für die Führungsposition interessieren.

Der eine ist Jürgen Linges, 53 Jahre alt, seit 1985 Mitglied der SPD, Stadtrat, Betriebstechniker bei RWE und bis vor kurzem Vorsitzender der SG Frimmersdorf-Neurath. Der andere heißt Philipp Bolz, 23 Jahre alt, seit drei Jahren Sozialdemokrat, ehemaliges Mitglied des Jugendrates, ausgebildeter Kaufmann für Bürokommunikation und zurzeit Student. Öffentlich äußern wollen sie sich nicht – „noch zu früh“, sagen beide.

Hinter vorgehaltener Hand wird Bolz in SPD-Kreisen jedoch als Favorit gehandelt – insbesondere Bürgermeister Krützen, aber auch namhafte Fraktionsmitglieder wollen den „Youngster“ angeblich gerne an der Parteispitze sehen. Die Argumente für den jungen Allrather: Er sei in Grevenbroich gut vernetzt, kenne sich aus in der Stadt, beherrsche Kommunikation und Organisation. Und er sei auf keinen Fall zu jung für den Posten.

SPD-Kreise verweisen in dieser Frage gerne auf Daniel Rinkert. Mit gerade mal 21 Jahren hatte der Neurather 2009 die Führung im Stadtverband übernommen und frischen Wind in die Partei gebracht. Das Ratsmitglied ist heute Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes und schlug sich 2017 wacker als Kandidat bei der Bundestagswahl 2017 – sein „Wahlkampf-Manager“ war übrigens Philipp Bolz. Sowohl Linges als auch Bolz sind am Vorsitz interessiert. Zu einer Kampfkandidatur soll es aber nicht kommen, die wollen die Sozialdemokraten tunlichst vermeiden.

SPD-intern wird die Lösung favorisiert, dass Klaus Krützen den Personalvorschlag für den nächsten Vorsitzenden unterbreiten soll. Denn der müsse schließlich mit ihm gemeinsam den Bürgermeister-Wahlkampf organisieren. Nach ihrem aktuellen Fahrplan wollen die Grevenbroicher Sozialdemokraten spätestens bis zum Sommer 2019 die Kandidaten für die Kreistags- und Stadtratswahl im Jahr 2020 aufgestellt haben.

Da die Zeit drängt, wird nicht ausgeschlossen, dass es zu einer vorgezogenen Wahl des Stadtverbandsvorstandes kommen wird. Vielleicht noch in diesem Jahr. Bis dahin müssen aber noch etliche Vier-Augen-Gespräche geführt werden.

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