Konzern warnt Aktivisten vor Besetzung der Kraftwerke in Grevenbroich RWE rüstet sich für ein „heißes“ Wochenende

Grevenbroich/Jüchen · Das von unbekannten abgekippte gefährliche Eisensulfat am Grubenrand wird nicht als Anschlag bewertet. RWE ist aber gerüstet für Kohlegegner, die es jetzt auf die Betriebsinfrastruktur auch in Grevenbroich abgesehen haben.

 Ein Decontaminationszelt hatte die aus Dortmund angeforderte Spezialeinheit am Grubenrand aufgebaut.

Ein Decontaminationszelt hatte die aus Dortmund angeforderte Spezialeinheit am Grubenrand aufgebaut.

Foto: Daniel Bothe

Eine große Menge von ätzendem Eisensulfat, das schwere Organschäden auslösen und sogar den Tod herbeiführen kann, ist am Tagebau Garzweiler von bisher Unbekannten abgekippt worden. Dieser Fund löste am Mittwochabend einen Großeinsatz aus, an dem 45 Kräfte der RWE-Werksfeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr Jüchen sowie ABC-Einheiten aus dem Rhein-Kreis-Neuss und eine Spezialeinheit, die Analytische Task Force Dortmund, beteiligt waren. Auch die Polizei des Rhein-Kreises war eingeschaltet.

 In Schutzanzügen näherten sich Einsatzkräfte vom Rhein-Kreis und aus Dortmund der zunächst unklaren Substanz in der Nähe des Tagebaus Garzweiler.

In Schutzanzügen näherten sich Einsatzkräfte vom Rhein-Kreis und aus Dortmund der zunächst unklaren Substanz in der Nähe des Tagebaus Garzweiler.

Foto: Daniel Bothe

Laut RWE-Sprecher Guido Steffen wird nicht von einem Anschlag ausgegangen. Polizeisprecherin Diane Drawe räumte aber eine große Sensibilität angesichts der für dieses Wochenende von Kohlegegnern angekündigten Protestaktivitäten ein. Menschen und auch Tiere hätten durch das abgekippte Eisensulfat gefährdet werden können, denn die Fundstelle ist der viel frequentierte „Wanderparkplatz“ an der Grubenrandstraße. RWE bereitet sich indes auch für seine Kraftwerke in Neurath und Frimmersdorf sowie für den Tagebau Garzweiler auf ein „heißes Wochenende“ vor. Es gelte, die betriebliche Infrastruktur aufrecht zu erhalten, wofür alle nur möglichen technischen und personellen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden sollen, kündigt der RWE-Sprecher unter anderem eine erhebliche Verstärkung für den Werksschutz auch in Grevenbroich an.

 Diese Menge an Eisensulfat wurde auf dem Parkplatz abgekippt.

Diese Menge an Eisensulfat wurde auf dem Parkplatz abgekippt.

Foto: Emergency-Report.de - Bothe

Denn die „Ende Gelände“-Kohlegegner haben für dieses Wochenende bereits angekündigt, sich „mit Tausenden von Menschen auf den Weg ins Rheinischen Braunkohlerevier“ zu machen. „Sie alle sind entschlossen, die Kohle-Infrastruktur rund um den Tagebau Hambach zu blockieren“, sagt „Ende Gelände“-Sprecherin Karolina Drzewo. RWE befürchtet indes, dass sich mögliche Blockaden nicht auf Hambach beschränken werden, sondern auch die Produktionsstätten in Grevenbroich treffen könnten. Denn die von Kohlegegnern besetzten Häuser in den Orten, die dem Tagebau weichen sollen, sind am Donnerstag von der Polizei ebenso wie das Zeltcamp von „Ende Gelände“ in Kerpen geräumt worden. Als Reaktion darauf haben die Kohlegegner angekündigt, nun auf die Infrastruktur der RWE-Betriebsstätten abzuzielen. Am Donnerstag sind die Aktivisten nach der Räumung in Kerpen-Manheim nach Stepprath bei Düren weitergezogen, wo sie nach eigenen Angaben ein Camp für 4000 Kohlegegner als Operationsbasis für die Region eingerichtet haben.

Auf der anderen Seite harren RWE-Mitarbeiter in ihren 24-Stunden-Mahnwachen auf der Aussichtsplattform am Tagebau Garzweiler in Hochneukirch und in Jackerath am Skywalk weiter aus. Sie wollen laut RWE bis Sonntag weiterhin in Schichten Wache halten und damit für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstrieren, die sie durch einen verfrühten Kohleausstieg gefährdet sehen. Der RWE-Konzern appellierte am Donnerstag an die Aktivisten, in ihren geplanten Protesten „friedlich zu bleiben und sich nicht an bereits angekündigten illegalen Aktionen zu beteiligen“. Wer in Betriebsanlagen eindringe oder die Infrastruktur blockiere, begehe Straftaten, die RWE konsequent zur Anzeige bringen werde. RWE warnt zudem vor einem „hohen Gefahrenpotenzial“ beim Betreten von Betriebsanlagen wie Kraftwerken und Tagebauen: „Es besteht Lebensgefahr.“ RWE-Vorstand Lars Kulik betont: „Selbstverständlich respektieren wir das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht darf nicht dazu missbraucht werden, um unter dem Deckmantel des Klimaschutzes Straftaten zu verüben.“ Die Tagebaue sind ringsum durch Erdwälle, Schranken und Zäune umfriedet. Videoclips des Unternehmens, auch in englischer Sprache, informieren über die Gefahrenquellen und werden auch über Social Media verbreitet.

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