Wegen monatelanger Sperrung der Zufahrtsstraße Bäckerei Erschfeld aus Grevenbroich muss Insolvenz anmelden

Langwaden · Die Grevenbroicher Traditionsbäckerei Erschfeld ist in finanzielle Bedrängnis geraten – einer der Gründe ist die achtmonatige Sperrung der L 142. Die Bäckerwagen mussten zur Auslieferung 13 Kilometer Umwege fahren. Die Zukunft des Unternehmens ist ungewiss.

Vor einer ungewissen Zukunft steht die Landbrotbäckerei und Konditorei Erschfeld. Zwar werden nach wie vor Brötchen, Teilchen und anderes verkauft, doch die Gesellschaft mit beschränkter Haftung hat Antrag auf vorläufige Insolvenz gestellt. „Wir führen zurzeit Gesprächen mit Interessenten. In den nächsten Tagen wird sich herauskristallisieren, ob es eine Übernahme geben wird“, erklärt Rechtsanwalt Paul Fink, vorläufiger Insolvenzverwalter in Düsseldorf.

Die Wurzeln der Traditionsbäckerei liegen im 19. Jahrhundert. Um 1875 hatte die Familie Mattheisen, die damals auch ein Kolonialwarengeschäft führte, die Bäckerei gegründet. Das Einzugsgebiet wuchs: Mit Pferdewagen, später mit Autos wurden etliche Dörfer mit Gebackenem versorgt. 2011 hatte das Unternehmen erhebliche Einschnitte erfahren – eine so genannte Planinsolvenz wurde angemeldet. Filialen wurden geschlossen, die Belegschaft – vorher rund 80 Mitarbeiter – verkleinert. Ralf Gormanns, bislang Angestellter im Unternehmen, wurde geschäftsführender Gesellschafter der neuen GmbH. Neben dem Geschäft am Eichenbroich und einer Filiale in Neuss-Rosellerheide gehen heute acht Bäckerwagen von Grevenbroich-Langwaden auf Tour.

Erhebliche Auswirkungen auf das Unternehmen hatte die rund achtmonatige Sperrung der L 142 während der Straßensanierung 2017/18. Ein Teil der Kundschaft blieb aus, die Bäckerei-Transporter mussten große Umwege fahren. „Es ist sicher so, dass die Sperrung zu zusätzlichen Verlusten geführt hat. Der Betrieb war ohnehin knapp kalkuliert. Am Ende konnte die Gesellschaft das nicht auffangen, der Antrag war unausweichlich“, erklärt Paul Fink. „Die Produktionsanlagen sind viele Jahre alt, entsprechen nicht dem heutigen Stand, die Energiekosten belasten überproportional den Betrieb“, erläutert der vorläufige Insolvenzverwalter. „Die Baustelle hat dann den Ausschlag gegeben.“

Von Umsatzeinbrüchen im Langwadener Geschäft und Mehrkosten durch die Straßensperrung berichtet Ralf Gormanns. Die Bäckerwagen hätten 13 Kilometer Umweg fahren müssen, um zu ihren Verkaufsgebieten zu kommen, das habe auch zu mehr Arbeitsstunden geführt. Wiederholt hatte Gormanns die zügige Fortsetzung der Straßenbauarbeiten gefordert. Die Sanierung und Sperrung dauerte mehrere Monate länger als erwartet.

Wie Gormanns schildert, sind zudem zwei wichtige Kunden des Unternehmens weggefallen. Zwei Mitarbeiter habe er entlassen müssen. 26 Beschäftigte hat der Betrieb heute noch – zum Teil sind sie seit Jahrzehnten dabei.

Backbetrieb und Verkauf laufen weiter, die Gehälter der Mitarbeiter  sind, wie Fink erklärt, über Insolvenzgeld gesichert. Unklar ist aber die weitere Zukunft. Ralf Gormanns will das Unternehmen nach zwei erlebten Insolvenzen nicht weiterführen. „Ich bin zwölf Stunden täglich im Betrieb, habe in den vergangenen Jahren insgesamt sieben Tage Urlaub genommen“, sagt der 57-Jährige. Nun steht die Frage an, ob eine Betriebsübernahme gelingt. Den Ausgang der Gespräche mit Interessenten bezeichnet Paul Fink als „ungewiss“. Der Wettbewerb im Bäckerei- und Konditoreiwesen ist hart. Auch die Konstellation mit Verkaufsstandorten und Überlandgeschäft wird schwieriger“, sagt der Insolvenzverwalter.

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