Grevenbroich So will die Stadt Insekten schützen

Grevenbroich · Der Rückgang der Insektenpopulation ist auch in Grevenbroich zu spüren, sagt der Umweltschutzbeauftragte Norbert Wolf. Er erklärt, was in der Stadt schon passiert, um die Tiere zu schützen.

Grevenbroich: So will die Stadt Insekten schützen
Foto: dpa

Die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen, ein Verein für Schmetterlingskunde und Naturschutz, ist in Sorge. In einem offenen Brief an NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und NRW-Umweltminister Johannes Remmel weist der Verein eindringlich auf das Thema "Insektensterben" hin. Unter anderem sei ein auffälliger Rückgang von Schmetterlingen zu verzeichnen. Die Arbeitsgemeinschaft appelliert an Remmel, sich gegen die Wiederzulassung von drei Neonikotinoid-Insektiziden durch die EU-Kommission einzusetzen. Des Weiteren wird auf die Gefahr durch Saatgut, dass mit solchen Stoffen behandelt ist, hingewiesen.

Die Bedenken des Vereins teilt auch Norbert Wolf, Umweltschutzbeauftragter der Stadt. "Das Phänomen ist meines Erachtens auch bei uns feststellbar", sagt er mit Blick auf den Rückgang der Insektenpopulation. Es gebe weniger insektenfressende Feldvögel und ihn hätten zahlreiche Anrufe aus dem ganzen Stadtgebiet erreicht, dass auch weniger Vögel an den Winterfutterplätzen zu beobachten seien. "Dass es weniger Insekten gibt, merkt auch jeder Autofahrer", sagt Wolf. Früher sei nach einer Fahrt schnell die ganze Scheibe voller zermatschter Insekten gewesen. Das habe sich inzwischen geändert.

Ob in der hiesigen Region behandeltes Saatgut verwendet wird, das Pflanzen wie Mais für Insekten gefährlich macht, weiß Wolf nicht. Er spricht sich aber allgemein gegen die Verwendung von Insektengiften aus. "Wir plädieren für eine möglichst giftfreie Umwelt", betont Wolf und schließt dabei seine Kollegen vom Umweltzentrum Schneckenhaus mit ein. "Was wir an Chemikalien in die Landschaft einbringen, verschwindet nicht spurlos", mahnt er. Es sei schwer zu verstehen, dass Landwirte gegen Insekten mit Giften vorgingen, obwohl gleichzeitig eine Vielzahl an Kulturpflanzen durch Bienen und andere Tiere befruchtet werde.

Der Umweltschutzbeauftragte berichtet, dass in Grevenbroich schon einige Bemühungen unternommen werden, um den Insektenbestand zu erhöhen. Erfreulich sei, dass auf der Rekultivierungsfläche an der Königshovener Höhe eine Vielzahl von Schmetterlingsarten festgestellt worden sei. Dies sei auch durch die Ansaat bestimmter Pflanzen erreicht worten. In Zusammenarbeit mit dem Stadtförster und der Liegenschaftsverwaltung sollen in Bereichen, wo Heu für das Wildgehege gewonnen wird, ähnliche Ansaaten vorgenommen werden, um die Artenvielfalt auf den städtischen Wiesen zu erhöhen. "Ob das funktioniert", wissen wir noch nicht, gibt er zu. Im Schneckenhaus würden außerdem häufig mit Kindergartenkindern und Grundschülern Insektenhotels gebaut, auch gebe es Imker-AGs, bei denen Schüler sich mit Bienen beschäftigen. Begrüßenswert findet er zudem die Entscheidung, dass die Stadt eine neue Unkrautvernichtungsmaschine ohne Gift anschafft.

Von den Bürgern wünscht sich Norbert Wolf, dass sie "im Garten möglichst heimische Pflanzen setzen, die eine Nahrungsgrundlage für die Insekten sind und damit auch auf die Vogelwelt Auswirkungen haben". Außerdem sollten sie nicht spritzen und in Randbereichen, etwa neben Sportplätzen, auch sogenannten Unkräutern ihren Lebensraum lassen.

(NGZ)
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