Training für Großtierrettung in Grevenbroich So rettet die Feuerwehr Pferde und Kühe aus Notlagen

Laach · Aus- und Fortbildungen sind für Feuerwehrleute Standard. Jetzt übte die Grevenbroicher Feuerwehr auf einer Wiese und im Gebüsch die Bergung und Rettung von Großtieren - mit Pferde-Dummy „Sam“.

Grevenbroich: Feuerwehren üben Rettung von Großtieren
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Hier rettet die Feuerwehr ein Kunststoffpferd

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Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Alle Viere von sich gestreckt liegt das Pferd am Boden. Um das  Tier nach dem Unfall abzutransportieren, geht nur noch eins: diverse Gurte und das Tragegeschirr am Körper anbringen, um den Koloss so anzuheben und per Kran zu bewegen. Wie das im Einzelnen funktioniert und welche Maßnahmen außerdem ergriffen werden können, wenn Großtiere einen Unfall hatten, lernten die Feuerwehrleute jetzt in Grevenbroich.

„Wir leben durchaus auch im ländlichen Raum, solche Einsätze kommen hier vor“, erklärte Rathaussprecher Stephan Renner die Fortbildungsmaßnahme. Kostenpunkt: 3000 Euro. Einen Tag lang wurden Feuerwehrchef Udo Lennartz und 20 Kameraden fit gemacht im Notfallumgang mit großem Getier. Nach zweistündigem Theorieunterricht vormittags standen den Rest des Tages praxisbezogene Übungen im Fokus – und Pferde-Dummy „Sam“ sowie Deutschlands einziger zertifizierter Großtierretter Lutz Hauch. Bis zu seiner Pensionierung war er selbst Berufsfeuerwehrmann, hat als Verhaltenstrainer mit Problempferden gearbeitet und lernte die Rettung von Großtieren in Österreich und der Schweiz. Seit drei Jahren vermittelt er Wissen an andere. Der Kontakt nach Grevenbroich entstand bereits im vergangenen Jahr. „Wir hatten 2017 zwei Einsätze wegen Pferden“, bilanziert Udo Lennartz. „Aus- und Fortbildungen für Feuerwehrleute sind „immer wichtig. Wir wollen uns weiter entwickeln, schließlich lernt man nie aus“, fügte er hinzu. Und was an Testpferd „Sam“ erprobt wurde, lässt sich jederzeit auch bei der Bergung von Kühen, Schafen &  Co. einsetzen. Die Feuerwehrkollegen aus Meerbusch mussten noch am vergangenen Wochenende ein echtes Pferd aus einem Pool retten.

Wichtig waren aber nicht nur die entsprechenden Handgriffe, sondern allerlei psychologische Erkenntnisse. Pferde sind Fluchttiere und schnell gestresst, wie Lennartz weiß. Entsprechend wichtig ist die Ruhe am Einsatzort, also sowohl leise anzufahren und die Bergungsaktion wenig lautstark durchzuführen, ebenso wie innerlich ruhig zu sein, um für alle stressbedingten Reaktionen des Tieres gewappnet zu sein. Je besser das trainiert und verinnerlicht sei, desto stärker „zeigen Erfahrungen Wirkung“. Das Fazit des Feuerwehrchefs und seines Teams: „Das war eine wichtige Sache“, spektakulär war es außerdem. Zur Auffrischung der Kenntnisse geht es für Feuerwehrleute sonst standardmäßig zu Terminen wie der „Heißausbildung“, einer realistischen Brandübung, zu Fahrsicherheitstraining oder Rettungsdienstlichen Fortbildungen.

„Weil Großtierrettung nicht alltäglich ist, haben wir Merkkarten entwickelt“, übergab Lutz Hach Pappkartons, auf denen die verschiedenen „Assistenten“, also Gurte verzeichnet sind und die „fünf Gebote der Großtierrettung“. Diese Handhabungs- und Sicherheitsregeln beinhalten Anweisungen für zu rettende Tiere ebenso wie für die Retter. „Das konsequente Personenmanagement ist wichtig“, beschrieb der Trainer, wie jeder im Team eine zugewiesene Rolle hat. Alle Kommandos beim Abtransport beispielsweise gehen von dem Kameraden aus, der am Kopf des Tieres platziert ist. „Das Training sollte wiederholt werden, um auf Ballhöhe zu bleiben“, sagte Rathaussprecher Stephan Renner. „Aber nicht jedes halbe Jahr.“

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