Die Jecken erobern das Rathaus Eulenspiegel in Ketten

Die Jecken erobern das Rathaus · Grevenbroich Nein, aus dem Rathaus vertreiben wollten sie ihn nicht: "Das können die Politiker besser als wir", meinte Rainer Landsch, Rädelsführer der Grevenbroicher Karnevalisten. Doch der Sitzungspräsident der Orkener "Grielächer" musste rasch feststellen, dass der Bürgermeister trotz politischer Widrigkeiten an seinem Sessel klebt.

 Da war der Rathauschef entmachtet: Hoppeditz Salvatore Barranco (r.) legte Bürgermeister Axel „Till“ Prümm für drei tolle Tage an die Kette.

Da war der Rathauschef entmachtet: Hoppeditz Salvatore Barranco (r.) legte Bürgermeister Axel „Till“ Prümm für drei tolle Tage an die Kette.

Foto: NGZ

Grevenbroich Nein, aus dem Rathaus vertreiben wollten sie ihn nicht: "Das können die Politiker besser als wir", meinte Rainer Landsch, Rädelsführer der Grevenbroicher Karnevalisten. Doch der Sitzungspräsident der Orkener "Grielächer" musste rasch feststellen, dass der Bürgermeister trotz politischer Widrigkeiten an seinem Sessel klebt.

Mit sanfter Gewalt war da jedenfalls nicht an den Stadtschlüssel heranzukommen. Und so griff Hoppeditz Salvatore Barranco zur harten Methode: Er legte den Verwaltungschef in Ketten und zerrte ihn auf den Marktplatz - dort ergab sich Axel Prümm brav der jecken Schar: "Ich gebe ab das Sagen, sonst geht's mir auch hier an den Kragen", reimte er.

Traditionsgemäß hatten sich die Narren aus dem Stadtgebiet pünktlich um 11.11 Uhr versammelt, um das Rathaus zu stürmen. Der 125 Jahre alte Gustorfer "Sprötz-Trupp" war mit seinem Dreigestirn Andrea Wessels (Prinz) Gerda-Marie Karl (Bauer) und Beate Tysper (Jungfrau) angerückt, die Orkener Grielächer wurden von ihren jungen Tollitäten René Bursy und Lisa van Gassen angeführt. Mit dabei waren auch die "Kläävbotze" aus Orken und Elsen mit ihrem Präsidenten Peter Stückmann sowie die Vertreter des "Altstädter"-Jägerzuges aus Hemmerden und des noch jungen Karnevalsvereins Neukirchen.

Verstärkung bei ihrer Kaperfahrt aufs Rathaus erhielten die Jecken von den beiden Vize-Bürgermeistern: Ursula Kwasny kam als fescher Sultan, Manfred Kauertz als raubeiniger Pirat. Und auch Josef Theisen, der ehemalige Fraktionschef der CDU, hatte sich in in die City aufgemacht, um den Bürgermeister mit den Narren zu entmachten - verkleidet als Vogelscheuche mit pechschwarzem Zylinder.

Verfolgt wurde das Geschehen von einer bunten Karnevalistenschar, die sich vor dem Rathaus versammelt hatte. Darunter auch Grevenbroichs Ex-Schützenkönig Hans-Dieter Kaltz, frisch gebackener Senator der Orkener "Grielächer". Seine Nachfolger im Regentenamt, Andreas und Simone Pickel, sind ebenfalls dem Winterbrauchtum angetan: Beide gehören den "Grielächern" schon seit einigen Jahren an und repräsentierten die Orkener Karnevalisten in der Session 2006/07 als Prinzenpaar.

Vor der bunten Kulisse und der geballten Narrenmacht kapitulierte der als Till Eulenspiegel kostümierte Bürgermeister schließlich und dankte ab bis zum Aschermittwoch. Zuvor konnte sich Axel Prümm jedoch einen Hinweis auf ein Thema, das ihn nach wie vor beschäftigt, nicht verkneifen: "Die Schuldenuhr, die soll jetzt weg, dabei war sie für'n guten Zweck. Sie sollte allen Bürgern zeigen, wie sehr wir unter Schulden leiden. Doch was der Rat sich wünscht, ist Muss. Drum ist mit Sparen - für heute - Schluss." Was nicht die schlechteste Idee war, schließlich gab's Freibier und den vom Bürgermeister entworfenen "Brikett-Orden".

Am Freitag in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung:

Porträt Tanja Füßer

(NGZ)
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