Grevenbroich Abiturienten drängen auf Arbeitsmarkt

Grevenbroich · Berufsberater sind erstaunt: Wegen des doppelten Abi-Jahrgangs hatten sie mit einem Ansturm gerechnet – doch der ist bislang ausgeblieben. In Grevenbroich streben deutlich mehr Abiturienten als im Vorjahr auf den Ausbildungsmarkt.

Grevenbroich: Abiturienten drängen auf Arbeitsmarkt
Foto: Agentur für Arbeit

Berufsberater sind erstaunt: Wegen des doppelten Abi-Jahrgangs hatten sie mit einem Ansturm gerechnet — doch der ist bislang ausgeblieben. In Grevenbroich streben deutlich mehr Abiturienten als im Vorjahr auf den Ausbildungsmarkt.

Hinter vorgehaltener Hand tuscheln sie bei der Arbeitsagentur schon. Sogar einen geflügelten Witz flüstern sie sich zu, und der geht so: "Der doppelte Abi-Jahrgang ist ein Phantom — wie Bielefeld". Die Mitarbeiterin, die dies erzählt, möchte namentlich nicht genannt werden. Aber mit dem doppelten Abi-Jahrgang verhalte es sich wie mit der weit verbreiteten, scherzhaft gemeinten Bielefeldverschwörung: Alle reden drüber, aber die Existenz darf angezweifelt werden. Denn eigentlich müssten die Schüler geradezu in die Berufsberatung strömen. Aber das ist nicht der Fall. Karin Schliffke, Sprecherin der Agentur für Arbeit, drückt es vorsichtig aus: "Das Interesse der Schüler ist bisher eher zögerlich."

Dabei sind Ausbildungs- und Studienplätze in diesem Jahr umkämpft wie nie. Auch in Grevenbroich streben deutlich mehr Abiturienten als in den Vorjahren auf den Ausbildungsmarkt — vor allem, weil an den beiden Gymnasien der Doppel-Jahrgang seine Reifeprüfung ablegt. Mit genauen Zahlen zu den Abiturienten in der Schlossstadt ist es allerdings schwierig. Marielle Erb von der Bezirksregierung Düsseldorf erklärt, dass diese dort nicht erfasst seien und verweist auf die Stadt. Stadtsprecher Andreas Sterken hingegen erklärt, dass die Zahlen bei der Verwaltung nicht gesammelt würden.

Und nicht bei allen der vier Schulen, an denen in Grevenbroich das Abitur als Abschluss möglich ist, können die Zahlen auf Anfrage sofort übermittelt werden. Einig ist man sich jedoch allerorts: Es sind insgesamt deutlich mehr Abiturienten als im Vorjahr. Allein am Erasmus-Gymnasium sind es mit 215 fast doppelt so viele wie 2012. Damals waren es 114. Auf dem Ausbildungsmarkt werden sie zu Konkurrenten.

An den Schulen sieht man die Abiturienten gut vorbereitet. Besondere Maßnahmen zum Beispiel mit Blick auf eine mögliche Überbrückungszeit, falls es mit dem Studien- oder Ausbildungsplatz nicht auf Anhieb klappt, wurden jedoch nicht ergriffen. Wolfgang Ksoll, Oberstufenkoordinator am Pascal-Gymnasium, ist vom dortigen Berufsberatungskonzept überzeugt. "Zusätzliche Maßnahmen waren da nicht notwendig", sagt er. Michael Jung, Schulleiter des Erasmus-Gymnasiums, verweist ebenfalls auf das an seiner Schule ohnehin etablierte System zur Studien- und Berufswahlvorbereitung. Er weist aber auch darauf hin: "Schüler aus der G8, die unsere Schule jetzt verlassen, sind ein Jahr jünger, und damit auch ein Jahr weniger erwachsen."

Möglicherweise ist dies ein Grund, weshalb sich viele Schüler noch nicht um die Zeit nach dem Abi gekümmert haben. Die Agentur für Arbeit jedenfalls geht in die Offensive — und bietet am 14. März einen Info-Tag an. Das Motto lautet: "Bald Abi und keinen Plan".

(NGZ/rl)
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