St.-Clemens-Hospital Geldern Erste Bilanz nach dem Corona-Schock

GELDERN · Im St.-Clemens-Hospital Geldern blickt man auf eine hektische Zeit zurück. Neue Abläufe haben sich bewährt. Insgesamt wurden mehr als 6000 Abstriche genommen. Bei rund drei Prozent fiel das Ergebnis positiv aus.

 In der Hochphase der ersten Infektionswelle wurden die Testungen in einem Zelt vor dem St.-Clemens-Hospital durchgeführt.

In der Hochphase der ersten Infektionswelle wurden die Testungen in einem Zelt vor dem St.-Clemens-Hospital durchgeführt.

Foto: St.-Clemens-Hospital Geldern

(RP) Vor einem halben Jahr stand die Welt von heute auf morgen Kopf. Das SARS-Cov2-Virus brachte unseren Alltag in weiten Teilen zum Erliegen. Im St.-Clemens-Hospital Geldern hingegen stieg die Belastung sprunghaft. „Als die ersten Infektionen in NRW bekannt wurden, haben wir mit den Vorbereitungen begonnen. Die Bilder aus Italien sollten sich hier nicht wiederholen“, erinnert sich der Kaufmännische Direktor Christoph Weß. Im Klartext hieß das: Intensivkapazitäten fast verdoppeln, eine Isolierstation einrichten und die Materiallager auffüllen. „Zum Glück haben alle Mitarbeiter großartig reagiert und sich weit über das normale Maß hinaus dafür eingesetzt, um unsere Patienten auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen gut zu versorgen. Dafür möchten wir allen Kollegen aufrichtig danken.“

Wie aber sahen diese schwierigen Rahmenbedingungen aus? „Wie alle anderen Krankenhäuser konnten wir nur auf Sicht fahren, schließlich fehlte uns die Erfahrung mit dem neuartigen Virus. Wir haben uns zwar an den aktuellen Richtlinien und Empfehlungen orientiert, die änderten sich jedoch täglich“, beschreibt der Ärztliche Direktor Rupertus Schnabel das Dilemma Als Konsequenz musste beispielsweise der Prozess der Patientenversorgung und -aufnahme mehrfach angepasst werden. Immer mit dem Ziel, Infektionen so früh wie möglich zu erkennen und Ansteckungen zu verhindern. „Wir haben das Gesundheitsamt des Kreise Kleve eng in alle Entscheidungen eingebunden und uns regelmäßig mit den umliegenden Krankenhäusern abgestimmt. Die Zusammenarbeit in dieser Situation klappte hervorragend.“ Inzwischen hat sich die Lage entspannt, nicht nur aufgrund gesunkener Infektionszahlen. Die neuen Abläufe haben sich bewährt. Zu ihnen gehört auch die Testung aller Patienten vor einer stationären Aufnahme.

„Leider bleibt die Dauer zwischen Abstrich und Befund eine große Herausforderung. Bei einer geplanten Behandlung nehmen wir die Probe schon wenige Tage vorher ab“, erklärt Pflegedirektor Andreas Kohlschreiber. „Notfallpatienten hingegen können wir erst im Rahmen der Erstversorgung abstreichen. Bis zum Vorliegen des Befundes müssen wir sie auf einer getrennten Aufnahmestation versorgen.“ Aus Gründen des Infektionsschutzes sei das notwendig, für Patienten und Angehörige jedoch bitter. Schließlich sind auf den Aufnahmestationen Besuche nicht möglich. „Wir wissen, dass die Situation für alle Beteiligten enorm belastend ist. Deshalb planen wir, zumindest für diese Patientengruppe Schnelltests einzuführen, sobald sie verfügbar und vor allem verlässlich sind“, so Kohlschreiber weiter. Eine generelle Umstellung auf das System sei zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund knapper Ressourcen eher unwahrscheinlich.

Wie hoch der Testbedarf ist, zeigen Zahlen aus den vergangenen sechs Monaten. Insgesamt wurden mehr als 6000 Abstriche genommen. Bei rund drei Prozent fiel das Ergebnis positiv aus. Zum Glück waren nur wenige Patienten behandlungsbedürftig. Während des gesamten Zeitraums haben Mediziner und Pflegende im St.-Clemens-Hospital 57 Covid-19-Patienten stationär versorgt, fünf von ihnen auf der Intensivstation.

Zwischenzeitlich kämpfte das Krankenhaus wie alle anderen Einrichtungen mit enormen Lieferengpässen. Auch das ist passé. „Wir waren zum Glück nie in einer Situation, in der uns wichtige Materialien fehlten. Aber dafür haben wir einen hohen Preis gezahlt“, sagt Weß. Im April stieg der Preis für einfache Mund-Nase-Masken auf das Fünfzehnfache, gleichzeitig wurden fünfmal mehr Masken verbraucht als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. „Daraus haben wir gelernt“, so der Kaufmännische Direktor weiter. Die Materialversorgung wurde von der täglichen, bedarfsorientierten Belieferung auf eine Vorratshaltung umgestellt. Heute könnte das Krankenhaus einen mehrwöchigen Engpass gut überbrücken.

„Wir sind gewappnet“, versichert Rupertus Schnabel. „Keiner hofft auf eine zweite Welle. Im Gegenteil. Ich wünsche uns und allen Patienten, dass wir möglichst bald eine Lösung finden, wie wir die Pandemie dauerhaft bewältigen. Bis dahin aber haben wir alle Voraussetzungen geschaffen, um unsere Patienten gut zu versorgen.“

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